Von Kerzen, Glöckchen und Jahreszeitentischen
Aus dem Blog von Dieter Centmayer
Man kann es erleben, dass im Unterricht zu Beginn einer Stunde eine Kerze angezündet wird. Dem Unterricht wird dadurch eine bestimmte Feierlichkeit verliehen.
Eine Kerze ist heute fast schon ein kultisches, religionsartiges Element, da sie zum Lichtspenden kaum noch benutzt wird.
Doch dann schreitet der Unterricht voran. Es kann laut werden in der Klasse. Es kann auch der Lehrer laut werden. Aber keiner achtet mehr auf die Kerze. Sie brennt so vor sich hin. Da wird es problematisch. Am schwersten ist es den rechten Punkt zu finden, an dem die Kerze wieder gelöscht werden muss.
Ansonsten verliert die Kerze ihre Bedeutung, ihren Wert und Sinn. Als Abrundung dieser Unterrichtsphase, in der die Kerze gewissermaßen zum Mitwirker des Unterrichts wird, gehört auch ein Löschen der Kerze, bzw. sogar ein feierliches Löschen.
Es gibt auch andere Dinge, die erzieherisch wertlos werden, manchmal sogar schädlich wirken, wenn sie nicht vom wachsten Bewusstsein begleitet werden. Z.B. der Einsatz akustischer Signale im Unterricht: Wird ein Glöckchen verwendet, um zur Ruhe zu ermahnen? Wenn es sogleich ruhig wird, dann mag es noch angehen. Wenn es aber nicht mehr sofort wirkt, dann sollte das Glöckchen schnellstmöglich verschwinden. Es hat ausgedient und ist ab jetzt nur noch ein weiterer Lärmerzeuger.
Ein Jahreszeitentisch, der nicht von einem liebevollen Bewusstsein ständig betreut wird, der in Wirklichkeit seit einigen Tagen nur "herumsteht", kehrt seine positive Wirkung um.