Gerüstet mit Wams, Helm und Lanze
Ein Beitrag von Annikki Schimrigk (Rudolf Steiner Schule Bochum Langendreer)
Michaeli ist bei uns ein ganz besonderer Tag in der Schule und auch schon am Tag davor, da die Aufbauarbeiten Stunden und großen Einsatz brauchen. Am nächsten Tag haben wir traditionell unsere Erntedankfeier.
Die Klassen 1 und 2 ziehen, gerüstet mit Wams, Helm und Lanze (1. Klasse) bzw. Schwert und Schild (2. Klasse) in den Kampf gegen den Drachen. Dieser wird, verborgen vor den Augen der Kinder, am Nachmittag vorher von Eltern auf dem Oberstufenschulhof aus Dachlatten, Unmengen von Stoff und Strohballen aufgebaut.
So ein Drache misst gut und gern 20 Meter in der Länge und bis zu 5 Metern in der Höhe. Natürlich sieht er jedes Jahr etwas anders aus! An diesem Tag werden alle Kinder von der anderen Seite an die Schule gebracht, so dass sie den Drachen wirklich nicht vorher sehen.
Nach dem Sammeln und Einstimmen in der Klasse ziehen die Ritter in den Kampf. Der Weg führt durch einen komplett dunklen Tunnel, der von zwei Rittter bewacht wird, die den Kämpfern Mut und Kraft wünschen.(Kellergang, am Tag vorher komplett abgehängt, verengt und und mit Ecken und Kurven versehen, Eltern). In der ersten Klasse ertastet man sich den Weg gemeinsam, in der zweiten zu zweit oder allein. Der Gang endet an einer schmalen Tür.
Anschließend geht es in einen wunderbar geschmückten, goldenen Raum in dem eine Prinzessin, OS-Schülerin, den Kindern für das Besiegen des Drachens dankt, eine Geschichte erzählt und oft auch ein Geschenk für die Klasse hat. Anschließend geht es in die Klasse, die inzwischen von Elternhand eine Festtafel erhalten hat, mit Kerzenleuchtern, Tischdecken, Efeu und wahrlich feinsten Speisen, dazu gibt es Drachenblut (roter Saft) und oft zum Abschluss eine Geschichte. Auch sind meist einige Eltern als Diener (natürlich verkleidet) mit dabei um die Ritter zu bewirten. Der Schultag endet gegen 12.
Die 3.-6. Klassen haben eigene Mutproben verschiedenster Art, auch hier gibt es dunkle Gänge, die geht man aber ganz allein, die enden manchmal, so scheint es, im Feuer, mal kommt Wasser von den Seiten und von oben.
Sinnesparcours, verbundene Augen, nackte Füße, Tasten, Schmecken, Riechen, Balancieren über echtes Wasser, Klettern, Hangeln, Freisprung, Geschicklichkeit, Kriechgänge mit Hindernissen, Labyrinthe, je nach Klasse von Jahr zu Jahr gesteigert. Auch hier gibt es am Ende immer einen "schönen Raum" mit Musik und Geschichte, anschließend oder vorher, je nach Abrufzeitpunkt, ein Festmahl.
Die 7. und 8. Klassen sind Helfer, die Oberstufe plant in der Oberstufenkonferenz jedes Jahr neu eine Michaeli-Aktion.