Ritterspiele zu Michaeli
Ein Bericht von Inga Bulling und Kathrin Bratschke (Freie Waldorfschule Bremen Touler Straße)
Zu Ehren des starken und mutigen Drachentöters Sankt Michael fand am Michaelitag, seit langem einmal wieder an unserer Schule und bei herrlichstem Sonnenschein ein Burgfest statt im Innenhof der „Toulburg". Es waren junge Ritter aus den Herzogtümern Ertefei, Weerts, Kern und Jaschik angereist der Kampfklassen 1,2,3 und 5, um ihren Mut unter Beweis zu stellen und in Gruppen gegeneinander anzutreten.

Eröffnet wurden diese Ritterspiele durch Trompeten- und Fanfarenklänge dreier junger Herolde aus dem Fürstentum van Wijk. Gemeinsam ließen anschließend alle spielfreudigen Knappen die alte Michaeli-Weise „unüberwindlich starker Held, Sankt Michael" aus vollen Kehlen erklingen. Die Burgherrin aus dem Fürstentum Ertefei begrüßte alle Anwesenden, und die Ritter der Kampfklasse 3 aus dem Fürstentum Kern trugen mit Hammerschlägen und Glockenspiel mit dem Handwerkerlied „Feuer lodert in der Schmiede" zur allgemeinen Erbauung bei.
Darauf folgte der eigentliche kulturelle Höhepunkt dieser Festveranstaltung: Die gesammelte Ritterschaft des Herzogtums Jaschik gab das Schauspiel „Ritter Georg besiegt den Drachen" zum Besten. Da wurde an Kostümierung und Musik nicht gespart. Zwei Freilichtbühnen wurden auf dem weitläufigen Gelände des Burghofs mit Inbrunst bespielt, bis schließlich das furchterregende Untier getötet und die liebreizende Prinzessin durch Ritter Georg be- und anschließend gefreit werden durfte.


Durch dieses Heldenspektakel animiert ließen sich die jungen Ritter willig für die auf dem Burghof aufgebauten Mutspiele gewinnen. Da gab es zum einen die verwunschene Höhle des Ekels, die erlöst werden wollte und in der Erlösung einen Schatz barg; es mussten die glühenden Kohlen des Schmiedefeuers mit 1 – 2 Schritten oder einem gewagten Sprung überwunden werden; und die Himmelsleiter stand bereit, von einem mutigen Ritter erklommen zu werden, während die übrige Knappschaft die Leiter senkrecht gen Himmel hielt, das Gleichgewicht ausbalancierte und ihrem Ritter Sicherheit bot.
Die Ritter hatten sich aus den unterschiedlichen Burgen der Fürstentümer Weerts, Kern und Jaschik zusammengefunden und zu gemischten Mannschaften formiert. Die etwas kleiner gewachsenen Jungritter aus dem Fürstentum Ertefei hatten ihre eigenen Spiele, um nicht Gefahr zu laufen, von den älteren Kollegen überrannt zu werden.
In der Höhle des Ekels galt es nun einen Ring zu finden, der die Zauberkraft besaß, ein Schatzkästchen zu öffnen. Dazu mussten die Ritter unerschrocken mit bloßen Händen in Krüge mit Käfern, Krötenschleim und Insektengrütze greifen. Für jeden mutigen Griff in diese ekelerregenden Gefäße wurden die Ritter mit einem Kreuz von Kohle auf der Stirn ausgezeichnet. Nur eine ausreichende Anzahl dieser Zeichen des Mutes berechtigte eine Mannschaft einen Siegespunkt zu erwerben. Aber fürwahr, es gab viele wagemutige Ritter, die sich von solchen Lappalien nicht abhalten ließen und schließlich wurde der rettende Ring ergriffen!



Genauso verhielt es sich mit den Sprüngen über die Feuersglut und dem Aufstieg der Himmelsleiter mit ihrer Verheißung, bei ritterlichem Lebenswandel unter Berücksichtigung der Tugenden Mut, Hilfsbereitschaft und Gemeinschaft dem Himmel auch in geistiger Hinsicht näher zu kommen. Am Ende zeigte sich, dass alle Mannschaften würdig waren, den Orden des Mutes zu empfangen.
In Erinnerung an dieses Ereignis wurden klassenweise Schmuckstücke aus der erlösten Höhle des Ekels verteilt: Brillen mit buntem Licht und ein gläserner Edelstein, der das Sonnenlicht einfängt und in vielfarbige Lichtkristalle zerteilt- edle Mahnmale, das Dunkel in Licht zu verwandeln.
Im Laufe des Winters ist dann auch die erlöste Höhle des Ekels eingestürzt. Möge es ein endgültiges Zeichen der Überwindung des Bösen durch das Gute sein!

Die Kinder formen Drachen aus Ton.