DrachenkämpferInnen

Ein Beitrag aus der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer

Heute ist kein gewöhnlicher Waldtag! Aufregung und Spannung liegen in der Luft, als unten bei der Schule die letzten Schwerter in den Scheiden befestigt werden, bevor es hinauf in den Wald geht! „Kommt heut’ der Drache?“ „Wo wohnen eigentlich Drachen?“ „Nein, Drachen gibt es ja gar nicht?“ Unzählige Fragen und Kommentare der Kinder begleiten den Anstieg in den Wald – so ganz sicher sind sie sich ja nicht, ob nicht doch ein Drache hinter dem nächsten Baum hervorlugt... Und tatsächlich, plötzlich erhebt er sich aus dem hohen Gras, sein Kopf mit der leuchtend roten Zunge ist schon von weitem zu sehen – da ist er!! Die Mutigen wollen gleich mit gezücktem Schwert auf den Drachen losstürmen, während viele Mädchen und Buben erst mal mit staunenden Gesichtern den Drachen betrachten. Unter Frau Hermanns Anleitung wird dann der Drache von der ganzen Klasse singend eingekreist. Mit einem lauten Spruch stellt sich die ganze Klasse dem Drachen entgegen:

Wenn ich groß bin,
wenn ich groß bin,
so groß wie die Welt,
dann werd’ ich ein Ritter,
ein Ritter und Held.

Wenn ich stark bin,
wenn ich stark bin,
so stark wie ein Stier,
dann bezwing’ ich im Walde
das Drachengetier.

Dann ENDLICH dürfen die ErstklässlerInnen den Drachen mit ihren Schwertern zu Fall bringen!!

Irene Langthaler ist Schülerinnenmutter in der 1., 6. und 8. Klasse.

 

So rasch vergeht die Zeit… und plötzlich sind aus den aufgeregten Erst-Klass-Kindern sehr verständnisvolle 4.-KlässlerInnen geworden.

Sie warten geduldig in ihrem Drachenkostüm auf die mit Schwertern ausgerüsteten Kinder der 1. Klasse; sie verstecken sich im Dickicht des Maurer Waldes und schicken immer wieder ihre „Spione“ aus: „Kommen sie schon? Habt ihr etwas gesehen? Hört man schon Stimmen auf der langen Gebirgsgasse?“

Dann endlich ist es soweit: Der Drache darf sich bewegen, darf sich erheben (ganz schön anstrengend, so lange Zeit dicht an dicht in der Hocke verweilen zu müssen), um dann von den mutigen DrachenkämpferInnen umzingelt und letztendlich mit Spruch und Lied und dem gezückten Schwert bezwungen zu werden.

Und auch dann heißt es wieder viel Geduld beweisen, am Boden liegend so gut es eben möglich ist zu schweigen und zu hoffen, dass die begeisterte 1. Klasse dann doch endlich von dannen, von der Wiese zieht. „Sind sie weg, sind sie im Wald verschwunden? Können wir uns endlich erheben?“ Wann können die Kinder aus dem doch sehr engen Gruppenkostüm? Frau Rumetshofer, begleitet und freundlichst unterstützt von zwei ihrer Söhne, hat den Drachen gut auf seinen wichtigen Auftritt vorbereitet. Das Fest ist gelungen!

Im Anschluss spaziert Frau Rumetshofer mit ihrer Klasse noch „zufällig“ am Rast- und Spielplatz der ErstklässlerInnen vorbei. „Habt ihr einen Drachen gesehen? Wir sind auf der Suche, bis jetzt leider erfolglos.“ Zum Abschied teilen die „Großen" mit den "Kleinen“ ihre roten Äpfel. Danke für diese schönen Augenblicke.

Sabine Trierenberg (Lehrerin)

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