Abraham Lincoln
In einfühlsamer Weise und zugleich verdichteter Form schildert Barbara Nordmeyer das Leben und Wirken Abraham Lincolns.
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Noah Brooks schildert eine Rede Lincolns in Cooper-Union, New York im Jahre 1860: »Als Lincoln sich erhob, war ich sehr enttäuscht. Er war groß, groß - o, wie groß! - Und so eckig und steif, dass ich einen Augenblick lang Mitleid hatte mit diesem linkischen Manne. Sein Anzug war schwarz und saß schlecht, er war voller Falten, als wäre er unordentlich in einen zu kleinen Koffer gepackt worden. Der buschige Kopf, mit dem zurückgeworfenen schwarzen Haar, balanzierte auf einem langen, glatten, dürren Stengel, und als er seine Hände ausstreckte, sah ich, dass sie sehr groß waren. Er fing mit leiser Stimme an zu sprechen - als wäre er gewohnt, draußen zu reden und hätte Angst, zu laut zu sprechen. Er sagte Mr. Cheerman statt Mr. Chairman, und so ging es ihm mit vielen anderen Wörtern, die er schlecht aussprach. Ich dachte bei mir: Alter Freund, du bist hier nicht am Platze; das geht schlecht und recht für den Wilden Westen, aber in New York ist das unmöglich. - Aber in kurzer Zeit änderte sich alles; er richtete sich auf und machte regelmäßige und gute Bewegungen; sein Gesicht leuchtete von innen heraus, der ganze Mensch war wie umgeändert. Ich vergaß seine Kleidung, sein Aussehen, seine Eigenheiten. Nach und nach vergaß ich mich selbst, stand auf wie die andern, schrie wie ein wilder Indianer und feierte diesen wundervollen Mann. Manchmal während seiner Rede konnte man das Summen der Gaslichter hören. Wenn er irgendeinen Höhepunkt erreichte, gab es donnernden Beifall. Es war eine große Rede. Als ich mit einem vor Aufregung glühenden Gesichte, am ganzen Leibe zitternd, die Halle verließ, fragte mich ein Freund mit glänzenden Augen, was ich von Lincoln halte. Ich sagte: Er kommt gleich nach dem heiligen Paulus. Und so denke ich heute noch.«