Seilspringen in einer 1. Klasse - Kinder lernen von Kindern

Ein Beitrag von Sabine Lahusen (Widar Schule Wattenscheid)


Zusammenfassung
Im Rahmen des Bewegungsprojekts „Seilspringen“ sollten die Schülerinnen und Schüler zu eigener Tätigkeit angeregt werden und selbständig in ein Üben kommen. Alle Schülerinnen und Schüler der 1. Klasse erlernten im Laufe des Projekts das Seilspringen und verbesserten ihre Bewegungskoordination. Der Übprozess wurde von den Schülerinnen und Schülern individuell gestaltet und unterlag weder einem Zwang noch einer Beurteilung. Dies und die damit einhergehende veränderte Rolle der Lehrerin führten außerdem zu einem besseren sozialen Verhalten in der Klasse und zu einer Förderung der Klassengemeinschaft.

Einleitung

Längst nicht alle Kinder können hüpfen und Seilspringen, wenn sie eingeschult werden. Es gibt Kinder, die sich gerne bewegen und andere, denen koordinierte Bewegungen schwerer fallen und die sich nicht gerne schnell bewegen. Diese dazu zu bewegen, das Seilspringen zu lernen, war Anlass für das Projekt.

Ziel
Bewegungsarme Kinder sollen einen Bewegungsablauf lernen, und daran selbständig üben und das Gelernte, wo möglich, selbständig variieren und erweitern. Sie sollten es so gut beherrschen, dass sie wieder Freude an der Bewegung hatten. Sie sollten sich beim Üben nicht mehr ausschließen, sondern mit anderen zusammen tun.

Methoden
Jeden Morgen wurde für das Üben Zeit eingeräumt. Auf diejenigen, die nicht üben wollten, wurde kein Druck ausgeübt, sie wurden nur ermuntert teilzunehmen. Ob einzeln, zu zweit oder dritt geübt wurde, war völlig freigestellt. Die Lehrerin half so wenig wie möglich selbst, sondern wies gerne auf andere Kinder hin, bei denen man sich was abgucken könnte oder nannte dem Frager ein Kind, das ihm helfen konnte. Es wurde Raum gegeben, wenn Kinder etwas gelernt hatten, dass sie es den anderen zeigen und vormachen durften. Die Aufgabe der Lehrerin bestand darin, dass sie jeden noch so kleinen Fortschritt, wahrnahm und ermunterte, oder auch darin, dass sie selbst etwas übte.

Ergebnis
Als Ergebnis lässt sich sagen, dass alle Kinder das Seilspringen gelernt haben und weit mehr erreichten, als nur 20mal den einfachen Sprung hintereinander fehlerfrei auszuführen. Die Erstklässler haben sich dadurch sehr gut kennen und schätzen gelernt, was zu einem freundlichen sozialen Klima beitrug. Niemand „drückt“ sich mehr beim Üben und niemand fühlt sich „ausgeschlossen“. Das rhythmische Sprechen zur Bewegung hat bei vielen begonnen. Eine vielfältige Gruppenarbeit hat sich entwickelt. Die SchülerInnen lernten von SchülerInnen, die Lehrerin konnte „Zuschauerin“ sein oder selber üben.

Schlussfolgerungen
Das Projekt ist erfolgreich durchgeführt und abgeschlossen worden. Es hat sich gezeigt, dass Erstklässler in der Gemeinschaft auch etwas, das anstrengend und unangenehm ist, ohne Druck und aus eigenem Wollen heraus lernen können. Alle SchülerInnen erwarben die Fähigkeit des Seilspringens und hatten Spaß daran. Jeder variierte oder erweiterte, entsprechend seiner Phantasie, die erworbene Grundtechnik des Springens. Alle Kinder hatten so viel Rücksichtnahme und Flexibilität gelernt, dass keine Zusammenstöße oder Verletzungen vorgekommen sind. Im anschließenden Unterricht verhielten sich die Kinder aktiv, arbeitsam und konzentriert. Ein etwas größerer Klassenraum wäre dennoch, besonders in der Anfangsphase, gut gewesen. Die erworbenen Techniken und Fähigkeiten strahlten positiv auf andere Unterrichte aus. Auch in den weiteren Schuljahren werden wir daran anknüpfen und Zeiten zum freien Gestalten einrichten. In der Selbstbeobachtung während des Projektes, wurde mir besonders deutlich, wie entscheidend die Haltung der Lehrerin für das Gelingen ist, dass unter den SchülerInnen der Funke der Begeisterung auch überspringt ohne Konkurrenzverhalten zu provozieren. Er muss überzeugt sein, dass es für die SchülerInnen gut ist, dies zu tun und darf sich nicht selbst unter Druck setzen, weil in der „freien Zeit“ kognitiv gelernt werden müsste, damit der Lehrplan eingehalten werden kann. Die Freude über das Vorankommen der Schüler und Schülerinnen muss absolut authentisch sein.

 

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