Geburtstagsgeschenke 7. Klasse
Ein Beitrag von Matthias Kräutle (Freie Waldorfschule Biberach)
In vielen Sommerferien hat mich die Frage nach Geburtstagsgeschenken für die Schüler meiner Klasse geplagt. Die Kinder sollten sich darauf freuen können, auch ohne Überraschungseffekt, den es ja nach der ersten Geschenküberreichung sowieso nicht mehr gibt. Möglichst sollte es etwas Persönliches sein. Ein Gegenstand der manche überfüllte Kinderzimmer nicht noch weiter anfüllt. Kosten darf`s natürlich auch nicht viel, bei dieser Anzahl von Geburtstagskindern. Es gab mal besondere Buntstifte, Radiergummis (da wird lustiges Zeug im Handel angeboten). Ein Lavastein aus dem Urlaub - das hatte auch 'ne persönliche Note usw.
Fürs siebente Schuljahr ging ich meine Aufgabe etwas entspannter an, schließlich wird das Geschenke finden zwar schwieriger, aber die Tragik würde sich mittlerweile in Grenzen halten, wenn der alljährliche Gabentisch einfach ersatzlos ausfiele. Tatsächlich gab es eine Woche vor Schulbeginn kein Geschenk und bei mir auch keine Nervosität diesbezüglich. Ich bereitete meinen Unterricht in groben Zügen vor, war gerade beim Thema Geldwesen, hatte dabei einen meiner nicht seltenen, harmlosen Unsinnsgedanken, die sehr gerne zu netten Unterrichtsspielereien werden: Welches ist das phantasieloseste Geschenk? Worüber freuen sich Kinder in einem gewissen Alter jedoch am meisten? Welches Geschenk zwingt uns dazu, den Wert dieses Geschenks zu bewerten, zumindest wenn es von mehreren voneinander unabhängigen Personen geschenkt würde? Ein Geschenk das alleine wegen seiner Abstraktheit keinen persönlichen Charakter haben kann? Das nichts weiter als praktisch und notwendig ist, insofern doch von allen gerne angenommen wird? Als sich meine Gedankenspielereien gerade zu einer Unterrichtseinleitung formen wollten, kam schon die nächste Idee: Dieses Geschenk bekommen meine Kinder: Geld- viel Geld- so viel, wie sie wahrscheinlich noch nie in der Hand hatten. Ich war nämlich beim Unterrichtsthema Geldwesen auf das Thema Inflation gekommen, ein Thema das vielleicht angeschnitten werden kann, aber in der siebten Klasse nicht allzu bedeutungsvoll ist. Wenn ich Inflationsgeld bekommen könnte…
Es war tatsächlich leicht zu bekommen. Verschiedenste Banknoten, mit zum Teil sehr schönen Motiven, sehr hohen Zahlenwerten und natürlich fast alle mit demselben Datum- 1923. Dieses Geschenk erfüllte alle Kriterien die ein gutes Geschenk erfüllen sollte: Der Preis war auch für einen Milliardenschein durchaus überschaubar. Die Kinder freuen sich auf ihr Geschenk, sind auch bei der Vielfalt der Banknoten recht gespannt auf ihren Schein. Dieses Papierchen füllt ein Kinderzimmer nicht spürbar an. Und phantasievoll und persönlich ist dieses Geburtstagsgeschenk schon deswegen, weil die Idee zu dem Geschenk eine individuelle Leistung des Lehrers dieser siebenten Klasse war.