Küche BILDET
– Lernen mit Kopf, Herz und Hand
Ein Beitrag von Ruben von Schwanenflügel (Windrather Talschule)
Wenn man am Vormittag durch die Windrather Talschule geht, riecht es irgendwann nach frisch geschnittenen Kräutern, gedünstetem Gemüse oder süßem Gebäck. Aus der Küche klingt das Klappern von Töpfen und leises Gespräch. Dort, wo gekocht wird, geschieht zugleich Bildung.
„Küche BILDET“ nennt sich das Konzept, das hier gewachsen ist. Es geht von der einfachen Beobachtung aus, dass Menschen sich verwandeln, wenn sie etwas Sinnvolles tun. Wer kocht, schafft Nahrung. Wer gemeinsam kocht, schafft Verbindung. Aus dieser Erfahrung ist über viele Jahre ein pädagogischer Raum entstanden, der gleichermaßen handwerklich, sozial und lebenspraktisch wirkt.
Lernen im Alltag
Die Küche ist Teil des Schulorganismus. Ab 8:00 Uhr beginnt die Zubereitung des Mittagessens. Jeden Tag helfen Schüler*innen aus den Klassen 7 bis 10 für einen ganzen Tag mit. Am nächsten Tag kommen andere vier Kinder und arbeiten mit. Und sind dann aus einer Klasse alle einmal an der Reihe gewesen, beginnt das Ganze von vorn. Sie schneiden, rühren, würzen, kneten den Teig– und erleben dabei, was es heißt, Teil eines Ganzen zu sein. Das Schüler*innenteam der Vorwoche hat den Speiseplan mitgestaltet. Es achtet auf Vielfalt, Saisonalität und darauf, dass Fleisch nur an zwei Tagen in der Woche auf dem Plan steht. Diese Arbeit ist beliebt. Manche Schüler*innen kommen mit klaren Vorlieben: Einer will Zwiebeln schneiden, bis er es kann, eine andere liebt die Arbeit an der Kippbratpfanne. Fragen tauchen auf, die unmittelbar mit dem Tun verbunden sind: Wie viel Stärke braucht man für 200 Portionen Pudding? Wie karamellisiert Zucker? Wie gelingt das Timing für 250 Teller Mittagessen? So werden Rechnen, Planen, Beobachten und Verantwortung Teil einer lebendigen Lernumgebung.
Fünf Lernfelder
Die Arbeit in der Küche berührt viele Ebenen des Lernens.
- Sie stärkt Teamfähigkeit, weil jeder Arbeitsschritt auf den anderen abgestimmt sein muss.
- Sie fördert Gemeinschaft, weil gemeinsames Kochen und Essen Menschen verbindet.
- Sie schenkt Selbstwirksamkeit, wenn Kinder und Jugendliche erleben, dass ihr Tun Bedeutung hat und gebraucht wird.
- Sie vertieft Gesundheit, weil durch eigenes Handeln Verständnis für Ernährung, Körper und Wohlbefinden entsteht.
- Und sie vermittelt Fertigkeiten, die weit über die Küche hinausreichen – vom sorgfältigen Arbeiten über den Umgang mit Werkzeugen bis hin zum eigenständigen Planen und Denken.
Bildung durch Erfahrung
In der Küche zeigt sich, was Lernen im umfassenden Sinn bedeutet: Zuhören, begreifen, ausprobieren, Verantwortung übernehmen. Wer einen Arbeitsplatz vorbereitet, seine Arbeit zu Ende bringt und das Ergebnis teilt, übt Konzentration und Achtsamkeit. Das gemeinsame Tun verbindet, ganz ohne Belehrung.
Bis 12:00 Uhr ist das Essen fertig. Das Buffet wird aufgebaut, die Schüsseln stehen bereit, und alle dürfen wählen, was sie essen möchten. Es gibt keine Tabletts mit festgelegten Portionen. Dadurch entsteht kaum Abfall – und über die Jahre hat sich der Geschmack der Schüler*innen verändert. Heute wird mehr Gemüse gegessen als früher, und die Begeisterung für frische, abwechslungsreiche Mahlzeiten ist gewachsen.
Ein pädagogischer Erfahrungsraum
„Küche BILDET“ macht sichtbar, dass Ernährung und Bildung zusammengehören. In der Küche begegnen sich Sinneserfahrung, Handwerk und soziales Lernen. Kinder und Jugendliche erfahren, dass ihr Beitrag zählt und sie Teil eines größeren Ganzen sind. Das Projekt versteht sich als Impuls, die Küche in Schulen nicht nur als Versorgungsort zu sehen, sondern als Lern- und Begegnungsraum. Hier wird Bildung sinnlich erfahrbar, gemeinschaftlich gestaltet und täglich geübt.
Weitere Informationen finden sich unter www.küchebildet.de
