Franklin lässt einen Drachen-Steigen

Ein Beitrag von Georg Farwick.

Die französischen Experimente zur Erforschung des Blitzes entgehen Benjamin Franklin nicht. Zunächst erscheint es ihm kaum vorstellbar, dass diese erfolgreich sein können, obwohl die verwendeten Stangen nicht bis in die Wolken reichen – eine Abweichung von seinen eigenen Vorstellungen. Um die Vorgänge besser zu verstehen, beginnt er im Juni 1752 mit eigenen Versuchen. Dabei nutzt er einen Drachen, der hoch genug fliegen kann, um die Wolken direkt zu erreichen.

In einem Brief an Collinson vom 19. Oktober 1752 beschreibt Franklin die Konstruktion des Drachens: Zwei gekreuzte Stäbe aus Zedernholz, so lang, dass sie die Ecken eines Taschentuchs erreichen, bilden das Gerüst. Die Ecken des Tuchs werden an den Stäben festgeknotet. Am oberen Ende des senkrechten Stabs ist ein zugespitzter Draht angebracht, der etwa einen Fuß oder etwas mehr über das Holz hinausragt. Am unteren Ende des Drachenbindfadens, nahe der Hand des Experimentators, wird ein seidenes Band befestigt. Dort, wo Bindfaden und Seidenband aufeinandertreffen, kann ein Schlüssel angebracht werden, um elektrische Ladungen zu sammeln und zu untersuchen.

Franklins Drachenexperiment wird zu einem der berühmtesten Versuche zur Erforschung der Elektrizität und liefert wichtige Erkenntnisse über die Natur des Blitzes. Begleitet von seinem 21-jährigen Sohn unternimmt Benjamin Franklin das berühmte Experiment, um die Elektrizität der Wolken zu untersuchen. Auf einem freien Feld lässt der Sohn den Drachen aufsteigen, während er sich vor dem einsetzenden Regen unter einem Schuppen in Sicherheit bringt. Anfangs zeigt die Schnur keinerlei Reaktion, obwohl eine Gewitterwolke vorbeizieht. Doch plötzlich bemerkt Franklin, dass sich die feinen Fasern der Schnur aufrichten. Als er einen Fingerknöchel gegen den befestigten Schlüssel hält, spürt er einen deutlichen elektrischen Schlag. Als die Schnur durch den Regen durchnässt wird, gelingt es ihm schließlich, eine Leidener Flasche mit der elektrischen Ladung der Wolken zu füllen.

Im September desselben Jahres installiert Franklin eine Eisenstange auf dem Dach seines Hauses, um die Elektrizität aus der Atmosphäre in sein Zimmer zu leiten und bequemer untersuchen zu können. Durch zahlreiche Experimente mit einer Leidener Flasche, die er einmal mit „himmlischer“ Elektrizität aus den Wolken und einmal mit „irdischer“ Elektrizität aus einem geriebenen Glasstab füllt, gelingt ihm schließlich der Beweis der Gleichartigkeit beider Phänomene.

Im Jahr darauf, 1753, führt der Franzose Romas in Nerac eine noch umfangreichere Wiederholung des Drachenversuchs durch. Sein Drachen erreicht eine Höhe von 180 Metern, und die Schnur ist zur besseren Leitfähigkeit mit Eisendraht umwickelt. Dieses Experiment bestätigt und erweitert Franklins Erkenntnisse.

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