Der Blitz galt bisher als göttliche Erscheinung

Ein Beitrag von Georg Farwick.

Da Blitze lange Zeit als göttliche Erscheinung angesehen wurden, stießen frühe Versuche, Gewitter wissenschaftlich zu erforschen, auf erheblichen Widerstand seitens Theologen und Philosophen. Der Blitzableiter wurde als Eingriff in die von Gott bestimmte Ordnung interpretiert und heftig kritisiert. Die Kirche verwies insbesondere auf den Tod des Physikers Georg Wilhelm Richmann, der während eines Experiments vom Blitz getroffen wurde, und stellte ihn als eine göttliche Strafe dar. In Italien erhielt der Blitzableiter sogar den abfälligen Namen „Ketzerstange“ und löste Widerstand in der Bevölkerung aus. Viele hielten weiterhin an traditionellen Praktiken fest, wie dem „Wetterläuten“ mit Kirchenglocken, das angeblich Gewitterwolken teilen und neutralisieren sollte. Für diese Rituale zahlten die Bauern bereitwillig einen Obolus an die Kirche.

Die Befürworter des Blitzableiters ließen sich jedoch nicht entmutigen und widerlegten die Argumente der Kirche überzeugend. Sie führten an, dass es ebenso legitim sei, sich vor Blitzen zu schützen, wie sich gegen Regen und Schnee zu wappnen – beides Teil derselben göttlichen Ordnung der Natur. Ihre Argumentation trug dazu bei, die Akzeptanz des Blitzableiters allmählich zu fördern und einen wichtigen Schritt in der Naturwissenschaft zu etablieren.

 

In Amerika

In Amerika findet der Blitzableiter schnell Akzeptanz, da seine praktische Wirksamkeit überzeugt. Benjamin Franklin liefert frühzeitig technische Anweisungen für die Konstruktion: Der ableitende Draht sollte die Dicke eines Gänsekiels haben. Auch wenn diese Vorgabe aus Kostengründen nicht immer umgesetzt wird, zeigen sich die ersten Erfolge.

Im Jahr 1760 installiert der Kaufmann West in Philadelphia eine Blitzableiterstange auf seinem Haus. Kurz darauf schlägt der Blitz ein, doch das Gebäude bleibt unversehrt; lediglich ein Teil der Stange schmilzt. Franklin dokumentiert in diesem Jahr drei Fälle, in denen Häuser mit Blitzableitern von Schäden verschont bleiben.

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