Telefonieren im Unterricht erlaubt!

Ein Beitrag von Kirsten Wagner (Lehrerin an der Rudolf-Steiner-Schule Coburg)

Es ist eine Erkenntnis aus der ersten Physikepoche der 6. Klasse zum Thema Akustik. Die Schüler bauten eigene Schnurtelefone. Es gab viele erstaunte Gesichter, das funktionierte tatsächlich. Alle Coolheit wurde beiseitegelegt und mit großer Freude telefoniert. Die Oberstufenschüler schauten etwas neidisch dem Treiben zu.

Kommunikation in Zeiten der Globalisierung sieht etwas anders aus. Abhören geht auch, haben ein paar Sechstklässer herausgefunden. Die Schüler lernten in dieser Epoche, wie Versuche beschrieben werden. Grundvoraussetzung für das Stattfinden eines Versuches war: Schauen und Schweigen. Danach beschreiben. Das klingt erst einmal sehr einfach, doch es ist schwerer als man denkt etwas genau zu beobachten und zu beschreiben.

Am Anfang steht das „Wir nahmen", das ist schnell erledigt. Doch gibt es denn keine Abkürzung für ein so langes Wort wie Schreibstimmgabel. „Wir taten", schon schwerer. Was genau taten wir, schlugen wir die Stimmgabel nur an oder wurde sie auch wieder angehalten. Schnell ist es in der Erinnerung verschwunden. Die Königsdisziplin: „Wir sahen / hörten". Wir hörten Schwingungen. Aha, wie hast du denn das gehört? Also besser, wir hörten einen Ton. Das alles geschah an einem Tag: Versuch, Wir nahmen, Wir taten und Wir sahen. Und hier kommt nun die Waldorfpädagogik zum Tragen. Der Versuch ruht über Nacht und erst am nächsten Tag wird, nach einer Wiederholung, gemeinsam eine Erkenntnis gefunden.

Ziel der Physik ist es, dass die Schüler lernen Phänomene genau zu beobachten und zu beschreiben und auf Grund dessen Schlüsse zu ziehen. Das gibt ihnen Sicherheit in der Welt, dass sie lernen und üben sich manches selbst zu erklären.

Ihr Kommentar