Die Einhornhöhle - mehr als nur eine Höhle in den Harzer Dolomiten
Ein Beitrag von Rolf Krauss
Wer auf Goethes Spuren in der Gesteinsepoche mit seiner Klasse in den Harz fährt und neben der Metamorphose des Granits, dem Besuch des Bodetals und der Teufelsmauer auch ein wirklich lebendiges Bild der verschiedenen Höhlenbildungen vermitteln möchte, sollte sich außer den hinlänglich bekannten Tropfsteinhöhlen unbedingt die Einhornhöhle bei Scharzfeld im Südharz anschauen. Diese ist nämlich nicht nur ein bekanntes Natur- und Kulturdenkmal, sondern bietet europaweit einmalig, eine nahezu lückenlose Fundlage menschlicher Hinterlassenschaften von der Steinzeit bis zur Gegenwart, sowie unzählige Menschen- und vor allem Tier-Knochenfunde. Das eigentlich Besondere aber, warum man einen solchen Besuch auch unbedingt für die Klassenfahrt miteinplanen sollte, ist die Art und Weise, wie den Besucher das geologische Wissen und die Archäologie nahe gebracht werden.
Eine Führung durch die Einhornhöhle gleicht nämlich in ihrem Ablauf, in Sprache und Gestaltung einer künstlerisch dramatischen Aufführung und hat nichts von den uns nur allzu bekannten, oftmals erlittenen, langatmigen und daher Langeweile erzeugenden Museumsführungen. Hier werden alle Sinne miteinbezogen und Spannungsbögen erzeugt, Besucher jeden Alters zum Mitmachen und Weiterdenken inspiriert ... Kurzum, hier wird eine Höhlenbesuch zu einem bleibenden sinnlichen Erlebnis, das Wissen auch seelisch verankert und Methoden der Waldorfpädagogik im besten Sinne anwendet.
Der Grund hierfür liegt wohl in dem außergewöhnlichen Engagement von Dr. Ralf Nielbock, der nicht nur 1985 als erster durch den Fund von Werkzeugen den Nachweis für die Besiedelung der Höhle durch die Neandertaler erbrachte, sondern der auch vom "Geist der Höhle" derart fasziniert war, dass er in gewissem Sinne ihr Hüter wurde. Ihm ist es gelungen, ein stimmiges Gesamtkonzept für die Höhle zu entwickeln und dieses auch unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit umzusetzen.
Hierzu gehören außer der Schulung der Menschen, die die Besucher durch die Jahrtausende der Höhle führen, auch der gelungene Bau eines Geopark-Informationszentrums mit Museum und gut angelegten und hervorragend ausgeschilderten Wegen, die rund um die Höhle auch auf spielerische Weise mit zahlreichen Stationen erstaunliche Einblicke in die Vielfalt der Natur bieten und zu den schönsten Plätzen der Harzer Dolomiten führen.
Im Haus Einhorn selbst lassen sich frische Produkte aus der Region oder sogar aus eigener Herstellung genießen. Wenn man dann bei entsprechender Witterung draußen sitzt und sein „Vesper" genießt, kann man dann vielleicht sogar den „zahmen" Waldmäusen in einem Felsbiotop zuschauen, wie sie ihr trockenes Brötchen anknabbern, dass ihnen vom Hausherr täglich dargeboten wird.
Und zu guter Letzt: Neben dem Ausstellungsraum lässt sich eine Kopie des phantastischen Einhorns von Leibniz aus dem Sand buddeln. Ich selbst habe die Einhornhöhle leider erst im Forstpraktikum der 7. Klasse entdeckt, konnte aber auf die Erfahrungen zweier früherer Klassenfahrten in den Harz zurückgreifen und so vieles wieder aufleben lassen, was wir zuvor erlebt hatten, was pädagogisch durchaus auch seinen Reiz hatte.
Weitere Details findet Ihr unter www.einhornhoehle.de oder telefonisch unter 05521/997559