Das Zählen
Dem Rechnen geht das Zählen voraus. In der Geschichte der Menschheit musste das Zählen mühevoll geübt werden. Das war keinesfalls leicht. Wir können uns diese Mühe nur schwer vorstellen, weil unser Bewusstsein heute allgemein einen hohen Abstraktionsgrad erreicht hat. In der frühen Menschheitsgeschichte sah das jedoch noch ganz anders aus. Das Zählen hatte hier zunächst gar keinen praktischen Nutzen – im Gegenteil, es war sogar viel umständlicher. Wodurch fand man denn heraus, ob beispielsweise alle Ziegen einer Herde am Abend wieder im Stall waren? Ganz einfach: Man erlebte die Einheit der Herde intuitiv. Man zählte nicht von „unten nach oben“, sondern man war so stark mit der Ganzheit, sprich mit der qualitativen Eins verbunden, dass man quasi von „oben nach unten“ erspürte, ob eine Ziege fehlte.
Unser heutiges Zählen beschreitet den umgekehrten Weg. Die Voraussetzung dafür war ein abstrakteres Bewusstsein – ansonsten kostet das Zählen eben durchaus große Mühe. Auch jedes Kind macht diese Entwicklung wie im Zeitraffer durch.