Von der Redewendung zur Installation
Ein Beitrag von Claudia Zimmermann (Rudolf Steiner Schule Lüneburg)
Plastisches Gestalten in der 10. Klasse, fächerübergreifendes Unterrichten.
»Jemandem auf der Nase herumtanzen« - jeder weiß, was damit gemeint ist, kennt also die übertragene Bedeutung. Wir verwenden Redewendungen häufig und meinen etwas anderes, als wir eigentlich sagen. Die Festlegung auf die verwendeten Bilder ist dabei relativ starr und wird über Generationen hinweg weitergegeben. Wir bemühen nicht die Eiche oder die Kiefer, sondern die Palme, wenn uns »jemand auf die Palme bringt« und uns auf die Nerven geht. Schon Kinder lernen früh, Sprachbilder zu verstehen und anzuwenden. Dies setzt eine enorme Freiheit im Umgang mit dem Wort voraus, wobei der große Schatz an Redewendungen ein Leben lang erweitert wird. Die Herkunft und ursprüngliche Bedeutung der Redewendungen ist uns jedoch oft unbekannt, wir nutzen sie unbewusst und nehmen ihre Bildhaftigkeit gar nicht mehr wahr.
Metaphern beim Wort genommen
Wie anders wurde es für die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse, als sie die Aufgabe erhielten, eine Redewendung in Form einer Installation künstlerisch darzustellen! Schon bei der Auswahl der Redewendungen wurde viel gelacht, da sich plötzlich die altbekannten Redewendungen als drastische oder auch absurde Bilder darstellten und sogleich Phantasien vor Augen führten, wie diese oder jede Wendung darzustellen sei. Und es zeigte sich auch, dass manche Bedeutungen gar nicht so leicht oder einvernehmlich in andere Worte gefasst werden konnten. So ist es nicht schwer zu verstehen, was die Worte »auf den Arm nehmen« bedeuten. Um aber zu erkennen, dass die Wendung »jemanden auf den Arm nehmen« »sich über jemanden lustig machen« heißt, bedarf es einer weit darüber hinausgehenden Vertrautheit mit dem Deutschen.
Bleistiftskizzen waren der erste Schritt zu einer künstlerischen Darstellung. Darauf folgte eine modellhafte in Ton und schließlich die Umsetzung in Papier, Draht und Pappmaschee. Besonders angeboten hat sich auch das sonst als Dämmmaterial bekannte Isoflock. Die Schülerinnen und Schüler sollten versuchen, nicht nur die wörtliche Bedeutung der Redewendung darzustellen, sondern auch die zu der Aussage gehörige Stimmung durch Haltung, Gestik und Farbgestaltung zum Ausdruck zu bringen. So war einiges zu beachten und handwerkliches Geschick, Phantasie und künstlerischer Blick gefordert. Nach der Fertigstellung wurden die Arbeiten in der Eingangshalle der Schule ausgestellt. Die Beschriftung mit den Redewendungen war verdeckt, so dass der Betrachter zunächst raten musste, was große Freude und Interesse, gerade bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern, hervorrief.
Ein bewusster Blick auf die Sprache
Die Schülerinnen und Schüler lernten, einen bewussteren Blick auf die Sprache und ihre Bilder zu werfen. Sie entwickelten dazu ihre eigenen Ideen und realisierten sie selbstständig und kreativ in einer Installation.
Einige Schülerstimmen hierzu:
»Ich bin sehr zufrieden mit dem Entwicklungsprozess und habe viel gelernt, beispielsweise mit dem Material umzugehen, kreativ zu denken und meine Ideen in Gestalt zu bringen. Am Anfang war es eine Herausforderung mit dem neuen, unbekannten Material umzugehen und meine Vorstellung in Form zu bringen.«
»Es war spannend zu sehen, was man alles aus Pappmaschee und Draht machen kann. Aus der Arbeit habe ich gelernt, dass die Umsetzung einer Redewendung doch nicht so schwer ist, wie ich erst dachte, und dass man überhaupt über Redewendungen nachdenkt und aus ganz einfachen Mitteln wie Zeitung und Kleister eine Redewendung so gut darstellen kann.«
»Manche Schwierigkeit lag darin, die ganzen Ideen, die man hatte, eine nach der anderen umzusetzen. Selbstständig arbeiten und Sachen selber ausprobieren, das habe ich dabei gelernt.«
»Schwierigkeiten hatte ich, meine Vorstellungen im Kopf in die Tat umzusetzen, da dies schwerer war als gedacht.«