Farbabstufungen (2)
Ein Beitrag von Jörg Frenzel (Freie Waldorfschule Kaltenkirchen)
Durch stufenweises Zugeben einer reinen Grundfarbe zu einer anderen ergibt sich eine Palette vieler Mischfarben, die jedoch alle reinbunt bleiben.
In der ersten Reihe habe ich zu der Grundfarbe Goldgelb stufenweise Zinnoberrot hinzugegeben, bis ich zu der unvermischten Farbe Rot gelangte. Auch hier sollte man Töne benutzen, die einander verwandt sind. (Also das zum Rötlichen tendierende Goldgelb und das zum Gelb tendierende Zinnoberrot. Natürlich ist es interessant, auch mal andere Farben zu mischen, z.B. das blaustichige Karminrot und ein Goldgelb oder ein blaustichiges Zitronengelb. Es ist immer gut, alles auszuprobieren.)
Mit den entstandenen Mischfarben lassen sich viele interessante Bildkompositionen entwickeln. Man kann die Abstufungen gleitend oder als klar abgegrenzte Formen verwenden, bzw. beides in einem Bild verwenden.
Es können abstrakte Formen oder gegenständliche Motive gewählt werden. Bei Letzteren bieten sich natürlich Motive an, die dem Charakter der Farbe entsprechen. Hier sind es sehr warme Farben, deshalb habe ich einen Sonnenuntergang gewählt. Für kalte Farben aus dem Blau-Grün-Bereich würde sich z. B. eher eine Eislandschaft anbieten.
![](/website/var/tmp/image-thumbnails/10000/14372/thumb__content/Farbmischung.jpeg)
![](/website/var/tmp/image-thumbnails/10000/14375/thumb__content/Dreiecke.jpeg)
Mische ich alle 3 Grundfarben miteinander, entstehen mehr oder weniger gebrochene unbunte Töne, die Tertiärfarben, die wir in der Natur fast ausschließlich finden. Hier bietet sich für die Schüler eine Übung an, bei der auf einem Kreis die 3 Grundfarben miteinander gemischt werden. So entstehen an den „Berührungspunkten“ die Sekundärfarben Orange, Grün und Violett. (Da ich hier das gelbstichige Zinnoberrot und das grünstichige Preußischblau benutzt habe, entsteht statt des erwarteten Violett eher ein Braunton). Innerhalb des Kreises reiner Buntfarben sollen nun alle Farben miteinander gemischt werden. In der Mitte soll im Idealfall ein neutrales Schwarz oder Grau entstehen. (subtraktive Farbmischung der Körperfarben!) Mit diesen dunklen Erdtönen habe ich die Landschaft unter der Sonne gemalt. Es wurde kein Schwarz verwendet!
![](/website/var/tmp/image-thumbnails/10000/14373/thumb__content/Farbmischung%201.jpeg)
![](/website/var/tmp/image-thumbnails/10000/14377/thumb__content/Sonne.jpeg)
Schwarz sollte man beim Malen vermeiden, da es die Tendenz hat, „herauszufallen“ und die Farben schmutzig wirken zu lassen. Mit Blau und Braun lässt sich ein sehr dunkler Ton mischen, der sich aber wesentlich lebendiger in das Bild einfügt, da er immer eine farbige Tendenz behält. Mit diesen gebrochenen Farben lassen sich ebenfalls verschiedenste Bildideen realisieren, wie z.B. die Katze auf der Mauer. Aufgabe ist es dabei, möglichst viele verschiedene Rot- und Brauntöne für die Ziegelsteine zu mischen. Natürlich lassen sich auch die Schattierungen anlegen, bei denen aber kein Schwarz verwendet werden soll. Auch für den Hintergrund wurde das Blau durch Zugabe von Braun „gebrochen“, um das Bild nicht bunt, sondern farbig interessant wirken zu lassen. Solche Übungen steigern das Farbempfinden ungemein. Wirkt eine Farbe kalt, verinnerlichend oder warm und nach außen drängend? Stimmt sie heiter oder eher melancholisch, leicht oder schwer? Wie wirkt eine Farbe neben einer anderen starken Farbe und wie auf einem neutralen Hintergrund! Was steigert die Wirkung der Farbe und was schwächt sie?
![](/website/var/tmp/image-thumbnails/10000/14371/thumb__content/Katze%202.jpeg)
![](/website/var/tmp/image-thumbnails/10000/14374/thumb__content/Katze%201.jpeg)
Eine weitere Möglichkeit, spielerisch in die Farbenvielfalt einzuführen, sind Stempeltechniken, wie hier z. B. das Drucken mit der Kartoffel. Dazu schneide ich eine frische Kartoffel genau gerade durch und bringe dann in die Schnittfläche Einkerbungen ein, um so die Blattrippen anzudeuten. (am besten eignet sich dafür ein scharfes Küchenmesser oder ein Cutter). Nun trage ich mit dem Pinsel verschiedene Farben auf und stempel sie auf das weiße Papier. Mischtöne ergeben sich dabei fast automatisch, da immer ein Rest Farbe auf der Druckfläche verbleibt. Es empfiehlt sich, die Schnittfläche mit einem Papiertaschentuch trocken zu tupfen, bevor man eine neue Farbe aufträgt. So lassen sich allein mit diesem einfachen Stempel Blätterhaufen oder fliegende Blätter m Herbst darstellen. Natürlich kann ich sie auch an einen vorher gezeichneten Baum „ansetzen“. Anschließend werden die weiß gebliebenen Flächen mit passenden Farben ausgemalt. Die verschiedensten Motive lassen sich aus Kartoffeln schnitzen wie Pilze, Fische oder einfache geometrische Formen. Interessant beim Drucken ist das Element des Zufalls, der oft zu unerwarteten Effekten führt und zum Experimentieren einlädt. Viel Spaß!
![](/website/var/tmp/image-thumbnails/10000/14376/thumb__contentfull/Baum%201~-~350w.jpeg)