3D-ART-Projekt
Ein Beitrag von Jörg Frenzel (Freie Waldorfschule Kaltenkirchen)
Das Bestreben der 3D-Art ist es, die perspektivische Verkürzung so aufzuheben, dass ich nicht mehr den Eindruck bekomme, ich schaue auf eine flache gemalte Fläche, sondern auf einen real im Raum stehenden Gegenstand. Ich gehe also den umgekehrten Weg.
Während des Projektes haben wir das z.B. am Beispiel eines sogenannten Magischen Würfels ausprobiert. Natürlich funktioniert das Ganze nur von einem ganz bestimmten Punkt aus. Nennen wir ihn den Augpunkt.


In der Grafik von Albrecht Dürer benutzt der Maler eine Art Visiervorrichtung vergleichbar mit Kimme und Korn beim Gewehr. Sie verhindert, dass der Maler seine Position zum Motiv verändert und so die Perspektive genau gleichbleibt.
Auf dem Foto davor sieht man unsere Vorrichtung: Auf dem Boden eine aus Packpapier und Nassklebeband zusammengeklebte große Papierbahn (mit einer Farbrolle und grau abgetönter Wandfarbe bemalt und mit quadratischem Netzmuster versehen, um die Tiefenwirkung zu verstärken). An der Halterung (ein höhenverstellbarer Ständer eines normalen Baustrahlers) befindet sich ein normaler schwenkbarer Glasrahmen (normaler Bilderrahmen ohne Rückenplatte). Rechts im Bild eine senkrechte Stange (dafür eignet sich alles, was irgendwie senkrecht etwa 2 m hoch im Raum stehen kann). Das ist unsere Visiervorrichtung. (siehe unser alter Freund Dürer!). Daran haben wir eine verschiebbare Klemme befestigt. Die haben wir uns aus dem Chemiesaal „gemopst“. Praktisch, weil man daran gleichzeitig einen Laserpointer befestigen kann.
Denn nun kommt es darauf an, von einem festgelegten Punkt (am besten natürlich auf durchschnittlicher Augenhöhe von - sagen wir 175 cm) das auf der Scheibe perspektivisch gezeichnete Objekt auf die Ebene zu übertragen. Das könnte ich natürlich auch tun, indem ich eine 2 Person anweise: „Noch etwas weiter links, jetzt etwas mehr nach hinten...) Wir haben es mit einem Laserpointer versucht. Die kann man im Internet kaufen. Aber Vorsicht! Meistens sind die deutlich stärker als normale Pointer, die man als Zeiger bei Beamer-Präsentationen verwendet. Niemals damit auf Leute zielen!
Ich „ziele“ also durch die Eckpunkte des Würfels auf der Scheibe und, mache an der so markierten Stelle auf der Plane einen Punkt. Bei einem Würfel ist das natürlich recht einfach, da ich nur die Eckpunkte brauche, die ich dann mit einem geraden Brett als Lineal verbinden kann.


Unser Versuch im Großen!
Dieses Prinzip haben wir nun in der Projektwoche (in der auch der Zauberwürfel entstand) versucht, im großen Maßstab umzusetzen.
Natürlich kann ich keine Untersichten darstellen, sondern nur Objekte, auf die ich mehr oder weniger hinabschaue. Da bot sich eine scheinbare Öffnung auf dem Schulhof an. Wir wollten den Betrachter humorvoll verunsichern, ihm vorgaukeln, die so vertraute feste Fläche hätte sich zu einem gefährlichen Abgrund geöffnet. Wir postierten also unser Visier auf Augenhöhe und zeichenten mit Tafelkreide eine rechteckige Fläche auf das Pflaster. Die sah von oben ganz normal und unverzerrt aus. Von den Eckpunkten zeichneten wir Geraden (Dachlatten als Lineal) zum Standpunkt des Visiers.
Dann wurden die Kanten der Gebäude mit Abtönfarben (nach dem Trocknen wasserfeste Acryl/Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt) ausgemalt. Wir benutzten 2 Grautöne, um beleuchtete und abgeschattete Seiten deutlich zu machen. Wir verbrauchten leider Unmengen an Farbe, da der Untergrund nicht besonders gut geeignet war (rauer Beton und jede Menge Pflasterfugen)
Dann ging es schon an die Details. Alles mit der Absicht, die Illusion so gut wie möglich hinzubekommen.










Auf einem Foto kann man gut erkennen, wie die Geschichte von der Seite aussieht. Wir sehen, dass das „Loch“ unverzerrt aufgezeichnet wurde, aber alle in die Tiefe führenden Linien auf den Visierstandpunkte ausgerichtet sind. Es war übrigens seeehr heiß! in diesen Tagen, was die Motivation der Schüler zuweilen etwas drückte. So blieb es letztendlich bei einem Versuch, der nicht ganz abgeschlossen werden konnte. Man kann auf dem Zustand rechts auch erkennen, wo die Schüler etwas „gepfuscht“ haben. Die Fensterrahmen fluchten nicht genau. Wir bekamen aber trotzdem eine erstaunlich gute Resonanz.
Ich würde für ein weiteres Projekt einen klaren Entwurf zugrunde legen. Die Flächen sind zu groß, um nur mit einer groben Vorstellung zu beginnen. Man sollte mit kleinen Versuchen auf Papier am Tisch beginnen und sich in dieses spannende Feld einleben. Es lohnt sich!
Viel Spaß beim Ausprobieren!