Nomaden in der Altsteinzeit

Ein Text von Marcus Kraneburg

Wie lebten die frühen Menschen? Sicher ist, dass sie noch keine Haustiere wie z.B. Ziegen, Kühe oder Schweine hielten. Auch wuchs in keinem Garten Gemüse, wie wir es heute kennen und anbauen. Ebenso vergeblich hätte man nach Kornähren gesucht, aus denen Mehl gemahlen und Brot gebacken worden wäre. Haus- und Nutztiere, Gemüse und die Kornarten wurden erst viel später von Menschen gezüchtet.

Macht mit Stift und Papier einen Spaziergang und notiert euch, was ihr an Essbarem in der Natur auf eurem Weg findet.

Gegessen hat man alles, was die Natur an Essbarem bereithielt: Früchte, Beeren, Pilze, Nüsse, Samen, Wurzel, Wildpflanzen, Honig und auch Insekten.

Einen Teil des Tages streiften die Menschen umher und waren mit dem Sammeln von Essbarem beschäftigt. Mit Pflanzen kannten sich die Menschen sehr gut aus – viel besser als wir heute. Man wusste, was genießbar war und wovon man am besten die Finger lassen sollte. Auch kannte sie ihre Heilwirkungen. Wir sind heute manchmal überrascht, was man früher schon alles wusste. Für dieses Wissen hat man übrigens keine Substanzen im Labor untersucht.

Dieses Wissen entstand bei den frühen Menschen einerseits durch Erfahrung: Was wirkt gut, was verschlechtert das Wohlbefinden? Aber eine viel größere Quelle des Wissens wird die Intuition gewesen sein.

Die frühen Menschen aßen aber nicht nur Pflanzliches, sondern auch Fleisch. Dafür gingen sie auf die Jagd. Das war erheblich gefährlicher als das Sammeln von Früchten im Wald. Aus Hinterlassenschaften an Lagerplätzen der früheren Menschen wissen wir, dass viele verschiedene Tiere gejagt wurden: von großen Tieren wie Elefanten, Nashörnern oder Wildschweinen bis hin zu kleineren Säugetieren und Vögeln. Die älteste Jagdwaffe war der Speer. Mit der Zeit wurden die Jagdtechniken aber immer ausgefeilter. So entwickelte man eine Speerschleuder, mit der man die Reichweite der Speere verdoppelt konnte. War zuvor eine Wurfweite von 15 Meter möglich, waren es mit der Sperrschleuder nun 30 Meter. Zum Ende der Altsteinzeit wurden die Speere langsam durch Pfeil und Bogen ersetzt. Ebenso entwickelte man Harpunen für den Fischfang.

Heute nennen wir die erste Epoche der Menschheit nach ihren Tätigkeiten: Jäger und Sammler. Aber was geschah, wenn ein Lagerplatz nicht mehr genug Nahrung lieferte, weil alles abgeerntet war oder Tiere, die man jagen wollte, weitergezogen waren? Dann mussten die Menschen mitziehen und ihre Wohnstätte abbrechen. Aus diesem Grund errichteten sie auch keine festen Häuser, sondern immer nur leichte Unterkünfte wie Zelte, Jurten oder Grashütten. Diese konnten schnell auf- und abgebaut werden und boten trotzdem guten Schutz vor dem Wetter.

Nomaden
Nomaden nannte man die Menschen, die nicht sesshaft waren. Kannst du dir das vorstellen, ganz ohne einen festen Wohnsitz? Die Natur war ihr Zuhause. Es gab noch keine Dörfer und erst recht keine Städte. Die Menschen lebten in kleinen Gemeinschaften von meistens 25 bis 30 Personen, die immerfort dorthin zogen, wo man gut jagen und sammeln konnte.

Nach heutigen Maßstäben lebten die frühen Menschen überaus nachhaltig. Sie nahmen von der Natur nur das, was sie ihnen gab. Sie zerstörten nichts, rotteten nichts aus, errichteten keine Straßen, trugen keine Berge ab, bauten nichts, ließen nichts liegen, was die Natur nicht mehr gebrauchen konnte.

Wenn du dich zum Essen auf eine grüne Wiese ins hohe Gras setzt, so ist das Gras dort anschließend ganz platt. Gehst du fort, so wird sich das Gras langsam wieder aufrichten und nach ein paar Tagen ahnt man nicht mehr, dass hier jemand gesessen hat. Ebenso wenig hinterließen die Nomaden Spuren in der Natur.

Besitz und Eigentum

Aber das Leben als Nomade war noch aus einem ganz anderen Grund völlig anders als das unsrige. Weil die Menschen alles, was sie zum Leben brauchten, selbst tragen mussten, wenn sie weiterzogen, besaßen sie auch nur das

Notwendigste. Insgesamt war das sehr wenig.

An dieser Stelle könntet ihr euch in der Klasse darüber unterhalten, was die Jäger und Sammler wohl besessen und auf ihren Wanderungen mit sich geführt haben. Wie viel kg könntest du wohl über 20 km tragen? Wie könnte man das testen? Was würdest du in deinen Rucksack packen, wenn du 4 Wochen lang unterwegs wärest? Das überlegen sich heute diejenigen Menschen sehr genau, die z.B. den „Jakobsweg“ in Spanien laufen möchten.

Vielleicht seid ihr auf ähnliche Dinge gekommen:

  • Unterkünfte wie Zelte
  • Werkzeuge und Waffen aus Stein, Knochen und Holz waren entscheidend für die Jagd, das Sammeln. Werkzeuge aus Metall, wie du sie heute kennst, entstanden erst viel später.
  • Kochgeschirr und Feuerstarter waren wichtig, um Nahrung zuzubereiten. Nomaden nutzten oft offene Feuerstellen, um zu kochen.
  • Kleidung aus Tierhäuten, Fellen oder Pflanzenfasern schützte vor Kälte und anderen Umweltbedingungen.
  • Nahrungsmittelvorräte: Nomaden transportierten oft eine begrenzte Menge an Nahrungsmitteln, insbesondere in Zeiten, in denen die Nahrungsversorgung knapp war. Dies könnten getrocknete Früchte, Nüsse, Trockenfleisch oder andere haltbare Lebensmittel sein.
  • Behälter zum Transport von Wasser waren unerlässlich, um Trinkwasser für die Gruppe zu sichern. Nomaden nutzten oft Tierhäute.
  • Jedes Mitglied der nomadischen Gruppe trug wahrscheinlich wenige persönliche Gegenstände mit sich.

Das Fehlen von Privateigentum hatte aber noch ganz andere Folgen für das einzelne Leben, aber auch für die Gemeinschaft. Könnt ihr euch denken, welche?

  • Streit und Missgunst: Viele Streitigkeiten entstehen heute, weil der eine etwas hat, was der andere auch gerne hätte.
  • Diebstahl: Kaum jemand wird geklaut haben. Erstens, weil es nur wenig zum Klauen gab und zweitens, weil man dies dann vor der Gemeinschaft nicht wirklich geheim halten konnte.
    Kriege: Auch diese wird es weniger gegeben haben, da andere Sippen genauso wenig besaßen, wie man selbst. Zudem war die Bevölkerungsdichte so gering, dass man sich aus dem Weg gehen konnte.

Sesshaftigkeit
Die so genannte neolithische Revolution bezeichnet die Sesshaft-Werdung der Menschen. Sie begann um 10.000 v. Chr. und vollzog sich etwa zeitgleich und unabhängig voneinander an unterschiedlichen Stellen der Erde. Eine besondere Region, in welcher die Menschen sesshaft wurden, war der Fruchtbare Halbmond. Dieses halbkreisförmige Gebiet befand sich in Vorderasien und reichte von Mesopotamien bis zum Mittelmeer.

Aber das ist schon das nächste Kapitel der Menschheitsgeschichte.

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