„Meine Herrschaft überdauert den Tag nicht, an dem ich aufgehört habe, stark ... zu sein."
Im Frühjahr 1813 entschloss sich Preußen im Bündnis mit Russland zum Krieg gegen Napoleon. Trotz zweier Siege wollte Napoleon keine Friedensverhandlungen, sondern nur einen Waffenstillstand mit seinen Gegnern aushandeln. In Dresden verhandelte Napoleon und der österreichische Staatskanzler Graf Clemens von Metternich vergebens miteinander:
Napoleon: „ .... Sie wollen also den Krieg? ...."
Metternich: „Krieg und Frieden liegen in der Hand Eurer Majestät... Heute können Sie noch Frieden schließen, morgen dürfte es zu spät sein ..."
Napoleon: „... Nimmermehr! Ich werde zu sterben wissen, aber ich trete keine Handbreit Bodens ab. Eure Herrscher, geboren auf dem Throne, können sich zwanzigmal schlagen lassen und doch immer wieder in ihre Residenzen zurückkehren; das kann ich nicht, ich, der Sohn des Glücks! Meine Herrschaft überdauert den Tag nicht, an dem ich aufgehört habe, stark und folglich gefürchtet zu sein ..."
Metternich: „... Das Glück kann Sie ein zweites Mal wie im Jahre 1812 im Stiche lassen. In gewöhnlichen Zeiten bilden die Armeen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung; heute ist es das ganze Volk, das Sie unter die Waffen rufen ... Ich habe Ihre Soldaten gesehen, es sind Kinder... Und wenn diese jugendliche Armee, die Sie heute unter die Waffen gerufen haben, dahingerafft sein wird, was dann?'
Napoleon: „... Ich bin im Felde aufgewachsen, und ein Mann wie ich schert sich wenig um das Leben einer Million Menschen ... Die Franzosen können sich nicht über mich beklagen; um sie zu schonen, habe ich die Deutschen und die Polen geopfert. Ich haben in dem Feldzug von Moskau 300.000 Mann verloren; es waren nicht mehr als 30.000 Franzosen darunter."
Metternich: „Sie vergessen, Sire, dass Sie zu einem Deutschen sprechen!'"
(Metternich, Denkwürdigkeiten, hrsg. von Otto H. Brandt, München 1926, Band l, S. 246 ff.)
Mögliche Fragen:
1.) Warum ging Napoleon auf das Friedensangebot nicht ein?
2.) Welche Aussagen Napoleons fallen dir besonders auf? Begründe deine Antwort.
3.) Warum macht Metternich Napoleon darauf aufmerksam, dass er mit einem
Deutschen spricht?