Das Leben Martin Luthers

Ein Beitrag von Mathias Meier

Dieser Text gibt einen schönen Überblick über das Leben von Luthers und schildert Hintergründe und viele interessante Einzelheiten. 

Die Schuld

Das große Thema im Leben Martin Luthers war die Frage nach der Schuld. Wir Menschen machen in unserem Leben nicht alles richtig. Manchmal denken wir mehr an uns als an andere, suchen unseren Vorteil, lügen oder leben auf Kosten anderer Menschen oder der Natur. Wir bewirken dadurch Leid. Wie geht der Mensch mit dieser Schuld um? Die Menschen im Mittelalter hatten zudem die Sorge, was diese Schuld nach dem Tode bewirken würde.

Der Tod im Mittelalter

Der Tod spielte im Mittelalter eine viel größere Rolle als heute. Er war ständig gegenwärtig und ihm oft hilflos ausgeliefert. Es gab vielerlei Gründe frühzeitig zu sterben: mangelnde Hygiene, Unter- und Fehlernährung, Hungersnöte, Infektionen wie Masern, Pocken, Keuchhusten, Tuberkulose usw. 20-30 % der Neugeborenen überlebten das Säuglingsalter nicht. Etwa 50 % erreichten nur das 21. Lebensjahr. Aber auch als Erwachsener starb man leicht an einer Blinddarmentzündung, Mittelohrvereiterung, Blutvergiftung, Lungenentzündung, Seuchen oder aber in Kriegen. Das Leben an sich war nicht viel Wert.

Himmel, Hölle, Fegefeuer

Umso mehr machte man sich Gedanken um das Leben nach dem Tod. Die Priester erzählten den Menschen in den Kirchen vom Jüngsten Gericht, vor dem jeder Verstorbene stehen wird. Hier entschied Gott entsprechend der Taten, ob der Mensch ein ewiges Leben im Himmel, in der Hölle oder einige Zeit im Fegefeuer zu verbringen habe. Das Leben der „kleinen Leute“ bestand im Grunde aus Arbeit, Hunger und der Angst vor den Qualen im Fegefeuer.

Der Apostel Paulus beschreibt die Hölle als einen furchtbaren Ort. Je nach der Größe der Sünden im irdischen Leben hängen dort die Seelen an Flammenbäumen, werden gefoltert und in Öfen verbrannt. Zusätzlich haben sie immerfort sieben Strafen zu erleiden: Durst, Hunger, Hitze, Kälte, Würmer, Gestank, Rauch. Teufel und Dämonen quälen die Menschen in alle Ewigkeit. Die Hölle ist eiskalt und steht zugleich in Flammen. Gleiches wird mit Gleichem vergolten: So muss z.B. der Schlemmer hungern und der bestechliche Richter glühende Münzen essen.

Vor dem Jüngsten Gericht gelangen die Seelen für kleine und mittelschwere Sünden zunächst ins Fegefeuer. Dort sah es im Grunde ähnlich furchtbar aus wie in der Hölle, nur war der Aufenthalt zeitlich begrenzt bis die Seelen durch Feuer geläutert und gereinigt waren, um anschließend in den Himmel zu dürfen.

Beim Jüngsten Gericht, so dachte man, wird Gott die guten und die schlechten Taten eines jeden Menschen gegeneinander abwiegen. Das Urteil würde streng, aber gerecht sein: Während die guten Seelen von Engeln ins Paradies geleitet werden, zerren Teufel die schlechten zu ewiger Höllenqual. Die Gnade Gottes und das Paradies musste man sich verdienen. Wer zu große Schuld auf sich geladen hatte, wurde bestraft und landete auf ewig in der Hölle. Angst und Furcht vor dem richtenden Gott waren prägend für die Menschen im Mittelalter. In diese Zeit hinein wurde Martin Luther geboren.

Kindheit und Jugend (1483-1501)

Martin Luther erblickte in Eisleben im heutigen Sachsen-Anhalt am 10. November 1483, dem Martinstag, das Licht der Welt. Da lag der Taufname Martin nahe. Mutter und Vater hießen Margarete und Hans Luder. Martin wird seinen Nachnamen später in Luther ändern, weil Luder eine eher abfällige Bedeutung hat. Der Vater von Hans Luder war Bauer. Ein Jahr nach Martins Geburt zog die Familie allerdings schon nach Mansfeld. Um seine Familie besser ernähren zu können, suchte Hans Luder dort in einer der Kupferminen eine Anstellung als Häuer, also als Bergmann. Unter Tage war die Arbeit hart, denn das Kupfer ließ sich nur unter schwierigen Bedingungen abbauen. Doch schaffte er es im wahrsten Sinne des Wortes, sich von unten nach oben zu arbeiten. Er erwarb selbst kleinere Kupferschächte und beschäftigte einige Häuer, die nun für ihn arbeiteten. Hans Luder gelangte auf diese Weise zu bescheidenem Reichtum und schon 1491 zählte die Familie zu den angesehensten der Stadt Mansfeld.

In seiner Kindheit und Jugend deutete noch nichts darauf hin, dass er später einmal die Welt durcheinanderwirbeln würde. Martin wurde sehr christlich erzogen, aber Schläge, Prügel und Züchtigungen galten als normale Erziehungsmittel. Luther berichtete einmal, er sei wegen einer gestohlenen Nuss von seiner Mutter „bis aufs Blut“ geschlagen worden. Ein anderes Mal habe ihn sein Vater so stark gezüchtet, dass er „ihn floh und ihm gram wurde". Margarete Luther gebar weitere acht Kinder. Sie war eine liebevolle, aber auch sehr strenge Mutter.

Auch hier erlebte Martin, was ihn später mit seinem Gottesbild hadern lassen wird: Liebe und Anerkennung muss man sich verdienen – Fehlverhalten wird bestraft.

Aufgrund der finanziellen Mittel des Vaters konnte Martin in Mansfeld eine Lateinschule besuchen. Die weite Strecke zur Schule legte man natürlich zu Fuß zurück. Als Siebenjähriger wurde er von den größeren Schulkameraden zum Teil Huckepack befördert, weil der Weg zur Schule für seine kurzen Beine zu weit war. Er wird als ein stiller, zurückhaltender und sehr begabter Schüler beschrieben. Gepaukt wurde vor allem Grammatik. Auch Latein lernte er, bis er es später fließend sprechen und schreiben konnte. Luther selbst sagte über seine Schulzeit, es sei eine „Teufelsschule" gewesen, in der „Tyrannen" geherrscht hätten. Die Züchtigung mit einem Rutenbündel war übliche Praxis. Hölle und Fegefeuer sei die Schule gewesen. Es herrschte Zucht und Ordnung. 1497 wechselt er nach Magdeburg an die Klosterschule der „Brüder vom gemeinsamen Leben“ und ein Jahr später nach Eisenach zu Verwandten an eine städtische Pfarrschule.

1501 begann Luther an der Universität Erfurt ein Grundstudium. Die 70 km bis dorthin legte er selbstverständlich zu Fuß zurück. Erfurt galt als die modernste der deutschen Hochschulen. Wie viele Väter, so wollte auch Hans Luder, dass es seinen Kindern besser ginge. Der Vater hatte etwas Geld gespart, um das teure Studium zu finanzieren. Vier Jahre besuchte er bis zu seinem 21. Lebensjahr die Universität in Erfurt. Auf dem Lehrplan standen Übungen in Streitgespräch, Logik und Dialektik. Luther lernte hier das Disputieren und er war recht begabt darin. Als sehr fleißiger Student legte er sein Examen in der schnellstmöglichen Zeit ab. Nun durfte er sich Magister nennen und hatte freien Zutritt zur Bibliothek. Es wird gesagt, dass er dort zum ersten Mal eine Bibel in der Hand gehalten habe.

Gewitterlegende

1505 begann er im Sommersemester nach dem Wunsch eines Vaters Jura zu studieren. Das versprach ein hohes und sicheres Einkommen. Wenige Wochen nach Studienbeginn besuchte er zu Fuß seine Eltern Mansfeld. Auf dem Rückweg wird er beim Dorf Stotternheim von einem Gewitter überrascht. Luther eilt auf freiem Feld hastig durch die Nacht und sucht Schutz unter einem Baum. Blitze schlagen mit ohrenbetäubendem Donner in seiner Nähe ein. In Todesangst ruft er zur Heilige Anna und gelobte: „Heilige Anna, hilf! Lässt Du mich leben, so will ich ein Mönch werden.“

Und tatsächlich, zwei Wochen später trat Martin Luther am 17. Juli 1505 in das Augustinerkloster von Erfurt ein. Seine Eltern verstanden ihn nicht, waren tief enttäuscht, der Vater zornig. Auch seine Freunde konnten ihn nicht umstimmen. Zum Zeichen seines Klostereintritts wurde ihm ein Teil seines Haupthaars abrasiert. Übrig blieb nur ein Haarkranz, die sogenannte Tonsur. Die Mönchszelle, in der er fortan schlief, war kalt und sein Lager bestand aus einem Strohsack mit Decke.

Ob sein Entschluss wirklich so überraschend kam, kann man heute nicht mehr eindeutig sagen. Vielleicht beschäftigte ihn die Suche nach Gott und die Lösung wichtiger Lebensfragen schon längere Zeit. Luther ging den Schritt ins Kloster aus Überzeugung. Sein Vater wird lange Zeit brauchen, diesen Weg seines Sohnes in Abgeschiedenheit und hinter hohen Klostermauern zu akzeptieren. Auch seine Mutter wollte zunächst keinen Kontakt mehr. Erst als zwei ihrer Kinder an der Pest starben, trat beim Vater ein Sinneswandel ein und es entstand eine neue zaghafte Verbindung.

Wittenberg

Luther studierte Theologie und wurde 1507 zum Priester geweiht. 1508 schickte man ihnen nach Wittenberg, einer Stadt, deren Name erst durch Luther große Bekanntheit erlangen sollte. Wittenberg hatte nur 2000 Einwohner, aber eine neue Universität. Verglichen mit Erfurt war Wittenberg ein Kaff an der Elbe. Dort sollte er kurzfristig einen Mitbruder vertreten und Moralphilosophie lehren. Er war also Dozent und Student zugleich. 1512 erhielt er seinen Doktortitel.

Luther besaß eine Bibel mit rotem Ledereinband und las oft stundenlang darin, sodass er einige Texte sogar auswendig gekonnt haben sollte. Schon bald machte sich Luther einen Namen als Bibelexperte.

Rom

Im Herbst 1510 Uhr wurde Luther nach Rom gesandt, um dem Papst ein Anliegen seines Ordens vorzutragen. Die 1.350 km seine Reise, welche er wiederum zu Fuß bewältigte, führten ihn wohl über Nürnberg, Ulm, Chur und über die Alpen bis nach Rom. Seine Reise war lang und das winterliche Wetter setzte ihm zu. Vier Wochen blieb er insgesamt in Rom. Ob seine Mission Erfolg hatte, ist nicht überliefert und doch prägte sich ihm sein Aufenthalt in Rom tief ein.

Von den religiösen Würdenträgern im Vatikan war Luther enttäuscht. Er beobachtete, wie oberflächlich die Priester ihren Dienst taten. Bei Tische sollen sie geprahlt haben, wie viele Messen sie gelesen hätten. Selbst der Papst habe während der heiligen Messe nur am Altar gestanden, gemurmelt und sich ein wenig hin und her bewegt. Aber bislang zweifelte Luther nicht an der Autorität der Kirche.

Das Turmerlebnis

Zurück in Wittenberg stieg Luther innerhalb seines Ordens in die oberste Leitung auf und war zugleich an der Universität als Theologieprofessor tätig. Die Frage nach Gott drückte und quälte Luther jedoch schon viele Jahre: Warum muss sich der Mensch die Liebe Gottes erst verdienen? Ist Liebe nicht bedingungslos? Was heißt Liebe? Wird der Mensch nur durch gute Taten wertvoller und mindert er seinen Wert durch schlechte Taten? Oder ist jeder Mensch von vornherein bedingungslos wertvoll?

Die Angst vor Gott nicht bestehen zu können, bedrückt auch Luther persönlich. Ihn quälte die Sorge, die Liebe Gottes nicht zu verdienen. Eines Tages, als er in seinem Arbeitszimmer im Südturm des Wittenberger Augustinerklosters saß, entdeckte er eine Stelle in der Bibel (Römer 1, Vers 16-17): „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus Glauben leben.“

Das Nachdenken über diese Stelle veränderte Luthers Leben auf einen Schlag. „Da hatte ich das Empfinden, ich sei geradezu von Neuem geboren und durch geöffnete Türen in das Paradies eingetreten.“ Dort stand geschrieben, dass alle, die glauben, recht oder richtig sind. Nicht, was ein Mensch tut, ist entscheidend für die Liebe Gottes, sondern dass er glaubt. Für Luther war das eine große Erlösung von seiner Angst.

Noch heute beschäftigt sehr viele Menschen die Frage nach dem Selbstwert: Müssen wir erst was leisten, um wertvoll zu sein oder ist jeder Mensch, egal was er leistet oder nicht, allein durch seine Existenz unendlich wertvoll?

Luther hatte niemals vor, die Kirche zu spalten. Er wollte sie reformieren, erneuern. Letztendlich ging alles von dieser einen Erkenntnis aus: Der Mensch kann sich den Himmel nicht verdienen, er wird von Gott mit dem Himmel beschenkt.

Aber dann wäre auch der Ablasshandel sinnlos. Allein der Glaube führt denn Menschen ins Paradies, zu zahlen braucht er dafür nichts. Mit flammender Begeisterung begann Luther davon öffentlich zu predigen. Für viele Menschen war Luthers Botschaft ebenfalls eine Erlösung. Die Ärmsten der Armen wurden von der Angst befreit, sich mit barer Münze das Himmelreich erkaufen zu müssen. Aber auch bei manchem Landesfürsten fielen Luthers Gedanken auf fruchtbaren Boden, sodass sich die Reformationsbewegung wie ein Lauffeuer verbreitete.

Man kann sich denken, dass dies die Grundfesten der katholischen Kirche erschütterte. Zum einen minderte es die großen Geldströme, die durch den Ablasshandel erzielt wurden, zum anderen wurde die Autorität der Kirche selbst infrage gestellt.

95 Thesen

Für Luther brachte der Dominikanermönch Tetzel 1517 das Fass zum Überlaufen. Dieser zog durch die deutschen Lande und predigte einen schamlosen Ablasshandel. Selbst wenn man die Jungfrau Maria geschändet oder geschwängert hätte, könne man sich mit einem Ablass Vergebung erkaufen. Voller Empörung verfasste Luther 95 Thesen über diese Missstände und veröffentlichte sie an der Kirchentür in Wittenberg. Ebenfalls schickte er die Thesen an den mächtigen Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg, der sie wiederum nach Rom weiterleitete. Durch die Erfindung des Buchdrucks erlangten seine 95 Thesen in kürzester Zeit weite Verbreitung.

Eine Reaktion aus Rom ließ nicht lange auf sich warten. Die Ereignisse überschlugen sich. 1518 eröffnete Papst Leo X. den Ketzerprozess in Augsburg gegen Luther. Luther reiste nach Augsburg und sollte widerrufen. Er tat es nicht. 1520 schickte der Papst eine Bannandrohungsbulle. Darin wurde Luther angedroht, ihn aus der Gemeinschaft der Christen auszuschließen. Die Bulle verbrannte Luther öffentlich und brachte damit zum Ausdruck, was er von ihr hielt. Das war eine unerhörte Aktion. Daraufhin wurde Luther von der Christengemeinschaft ausgeschlossen (exkommuniziert). Er ließ sich jedoch nicht beeindrucken und griff den Papst weiter an: „Wir sind überzeugt, dass das Papsttum der Sitz des wahren und leibhaftigen Antichristen ist." Mit anderen Worten: einer Teufelsgestalt! Es hatte bisher noch keiner gewagt, den „Heiligen Vater" derart zu kritisieren.

Jetzt trat Kaiser Karl V. auf dem Plan, der nicht zulassen konnte, dass die Kirche geschwächt wurde. Sie half ihm, sein Riesenreich zusammenzuhalten. Der Kaiser befahl Luther im April 1521 zum Reichstag nach Worms. Im Reich gärte es seit Jahrzehnten. Die Reichsstände klagten über die von Rom auferlegten Lasten und gegen die Untätigkeit des Kaisers. Luther erschien in Worms, war sich aber seines Lebens nicht mehr sicher. Ihn begleitete ein Triumphzug der einfachen Bevölkerung. Trotzdem war Luther voller Angst, denn er wäre nicht der erste Ketzer, der auf einem Reichstag den Flammen des Scheiterhaufens übergeben worden wäre. Niemand aus dem päpstlichen Lager wusste Luther sachlich beizukommen und dieser wehrte tapfer alle Drohungen aus Rom ab. Am Ende wurde er wiederum aufgefordert seine Überzeugungen zu widerrufen. Vor dem Kaiser stehend sagte er: „Ich kann und will nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist.“

Daraufhin wurde über Luther die Reichsacht verhängt. Luther war nun rechtlos und befand sich in größter Lebensgefahr. Jeder durfte ihn straffrei töten. Einzig das sichere Geleit zurück nach Wittenberg wurde ihm gestattet.

Die Wartburg

Luther wird in einer Kutsche transportiert. Plötzlich nähern sich bewaffnete Reiter, überwinden die Begleiter und verschleppen Luther. Damit ist Luther für die nächsten Monate wie von der Bildfläche verschwunden. Was aber nicht bekannt war: Hinter diesem Überfall steckte der mächtige Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, der Luther unerkannt auf seine Wartburg brachte. Unerkannt sollte er auch bleiben. Luther ließ sich Bart und Haartracht wachsen, tauschte seine Kutte gegen vornehme Kleider, trug ein Schwert an seiner Seite und nannte sich von nun an Junker Jörg. Er wechselte also seine Identität, sodass ihn niemand erkannte.

Der Kurfürst hatte ihm auf der Wartburg ein Studierzimmer eingerichtet, in dem er nun in emsiger Arbeit ein großes Werk in Angriff nahm: die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. In nur zehn Wochen übersetzte er das Neue Testament ins Deutsche. Auch mit diesem Schritt untergrub Luther die Autorität der Kirche, da nun die Menschen selbst nachlesen konnten, was in der Bibel stand und was nicht. Bis dahin konnten die Priester und Bischöfe den Menschen alles Mögliche als Gottes Wort „verkaufen“ und Abgaben rechtfertigen.

Luther war übrigens nicht der erste, der versucht hat, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Einige zuvor bemühten sich, sie Wort für Wort zu übertragen. Heraus kamen schwer verständliche Texte. Luther hingegen übersetzte nicht wörtlich, sondern einfühlsam, flüssig und leicht verständlich. Seine Arbeit war herausragend.

Seine Bibelübersetzung hatte darüber hinaus großen Einfluss auf die Ausbreitung der hochdeutschen Sprache. Zwar wurde seine Bibel auch ins Niederdeutsche übersetzt, aber die Menschen wollten lieber das Original lesen. Dadurch gewöhnten sich die Menschen an eine gemeinsame Sprache in den deutschen Landen.

Luthers Bibelübersetzung wurde natürlich gedruckt und verbreitet. Seine Überzeugungen fanden immer mehr Anhänger. Die Reformation war im Gange und ihre Mitstreiter nannten sich „Protestanten“, da sie gegen viele Dinge in der katholischen Kirche protestierten. Auch Priester und Fürsten wendeten sich gegen die Kirche und schlossen sich den Protestanten an.

Erneut in Wittenberg

Im März 1522 kehrte Luther nach Wittenberg zurück, wo Unruhen ausgebrochen waren, die er zu besänftigen suchte. Dies gelang ihm, allerdings war das nur ein Vorgeschmack von dem, was sich zwei Jahre später ereignen sollte. Motiviert von Luthers Gedanken erhoben sich 1524 Teile der Bauern, um an den hohen Steuerforderungen der Fürsten zu rütteln. Dies löste Bauernkriege aus.

Nun musste sich Luther entscheiden, auf welcher Seite er stand. Weil er die ständische Ordnung jedoch nicht infrage stellen wollte, entschied er sich schweren Herzens für die Fürsten. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und 6000 Bauern starben. Luther fühlte sich schuldig. Er sagte: „Ich Martin Luther habe im Aufruhr alle Bauern erschlagen, denn ich habe geheißen, sie tot zu schlagen. All ihr Blut ist auf meinem Hals.“

Heirat

Im selben Jahr heiratete Martin Luther. Auch hier brach er mit der Tradition der Kirche. Mönche, Nonnen, Priester und die höheren Würdenträger der katholischen Kirche müssten ehelos leben. Luther entdeckte allerdings in der Bibel keinen Grund, weshalb Kirchendiener ledig bleiben sollten. Katharina von Bora war zuvor gewesen Nonne und floh mit elf anderen Nonnen aus dem Kloster, um sich der Reformation anzuschließen. Luther und Katharina bekamen insgesamt sechs Kinder.

Um 1530 waren etwa ein Fünftel der Reichsfürsten zum Protestantismus übergetreten. Luther hatte die Kirche als Ganzes nicht verändern können, stattdessen hat er sie gespalten. Er verfasste viele Bücher und Briefe, die noch heute erhalten sind. Er lehrte und predigte fortwährend seinen Glauben.

Tod

1546 reiste er noch einmal mit 63 Jahren nach Eisleben, um einen Streit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. In der Nacht vom 17. auf den 18. Februar starb Martin Luther an seinem Geburtsort.

Gut 70 Jahre später wird die Kirchenspaltung die Ursache für einen Krieg legen, der in den deutschen Landen 30 Jahre dauern wird. Protestanten kämpfen gegen Katholiken. Nach dem 30-jährigen Krieg (1618 - 1648) werden die deutschen Lande gebietsweise verwüstet und entvölkert sein.

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