Die Judenverfolgung

Die Pest hatte aber noch andere schreckliche Folgen. Nicht wis­send, woher die Krankheit kam, beschuldigte man die Juden, sie hätten die Brunnen vergiftet.

Das unglückliche jüdische Volk war seit der Zerstörung von Jeru­salem durch die Römer im Jahre 70 nach Christus heimatlos. Seine Angehörigen lebten verstreut unter andern Völkern und waren fast überall verachtet und verhasst, weil die Christen in jedem von ihnen einen Judas sahen und vergaßen, dass auch Jesus und die elf Jünger, die ihm treu blieben, Juden waren. Sie durften in den meisten Län­dern keinen Boden erwerben, keine Landwirtschaft treiben, kein Handwerk ausüben. So waren sie auf den Handel angewiesen, wur­den tüchtige Händler und handelten auch mit Geld, indem sie es gegen Zins ausliehen. Das war den Christen seitens der Kirche verbo­ten, und die Juden nützten zuweilen ihre Sonderstellung aus, indem sie für die ausgeliehenen Geldsummen Wucherzinse verlangten.

Als nun das Gerücht aufkam, sie hätten durch Vergiftung der Brunnen die Pest gebracht, brach in fast ganz Europa eine furchtbare Judenverfolgung aus. Zu Tausenden wurden sie ermordet, gerädert, verbrannt - auch bei uns. In Basel zum Beispiel holte man alle Judenfamilien gewaltsam aus ihren Häusern, sammelte sie auf einer Rheininsel, pferchte sie in eine Holzhütte, zündete die Hütte an und verbrannte die Gefangenen so bei lebendigem Leibe. Und die Christen schauten vom Ufer aus den verzweifelten Fluchtversuchen und dem grässlichen Sterben zu. Hernach wurden alle hinterlassenen Güter der Toten eingezogen, ihre Guthaben für nichtig, sämtliche Schulden ihnen gegenüber für aufgehoben erklärt.

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