Der Untergang des Rittertums
Warum waren die Ritter zunächst so erfolgreich? Der militärische Erfolg lag in der enormen Angriffswucht begründet. Die angelegten Lanzen waren eine unglaubliche Gefahr, der man anfangs nicht zu begegnen wusste. Der Feind wurde nur dann nicht überrannt, wenn er mit ebenfalls gepanzerter Kavallerie dagegen hielt. Obwohl die Heere bis ins späte 15. Jahrhundert hinein auf ihre Ritterformationen nicht verzichten konnten, wurden diesen schon im 14. Jahrhundert durch eine neue Waffe, den Langbogen, erste große Niederlagen zugefügt.
Englische Langbogenschützen waren es, die den Franzosen zu Beginn des Hundertjährigen Kriegs die berühmte Niederlage von Crecy (1346) zufügten. Diese Schlacht wird bisweilen als Wendepunkt betrachtet, der den Untergang des Rittertums einleitete, obwohl das übertrieben ist. In Crecy hatten die Engländer ihre Langbogenschützen zu großen Abteilungen zusammengezogen. Einheitliche Salven abfeuernd, erreichten sie eine Frequenz von bis zu zwölf Pfeilen pro Minute, wie Militärhistoriker schätzen. Diesem Pfeilhagel hatten die französischen Ritter nichts entgegenzusetzen. Die Pfeile der Langbogen trafen die Pferde, durchbohrten auch schwere Panzerungen. Das machte die Ritter zur leichten Beute für die anrückende Infanterie. Die Schlacht von Crecy endete mit einer verheerenden Niederlage für die Franzosen. Crecy schrieb Militärgeschichte, denn die englischen Bogenschützen und Fußkämpfer hatten ein Heer hoch gerüsteter, erfolgsverwöhnter Ritter niedergeschlagen.
Angeblich waren die speziell ausgebildeten englischen Bogenschützen in der Lage, eine Zugkraft von bis zu siebzig Kilogramm aufzubringen, was den abgeschossenen Pfeilen eine verheerende Durchschlagskraft verlieh. Gerieten die wegen ihrer guten Bezahlung und ihrer Kampfweise aus der Entfernung Hand ihrer Feinde, wurde ihnen in der Regel Zeige- und Mittelfinger abgeschlagen - danach waren sie ihrer Fertigkeit entledigt.