Friedrich II - der letzte universale Kaiser

im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation


Ein Beitrag von Johann Wagner

Der Großvater, Friedrich I, auch Barbarossa genannt, ertrank auf einem Kreuzzug, sein Vater Heinrich VI, erst 32 Jahre alt, erlag bei der Niederwerfung eines Aufstandes in Sizilien der Malaria. Friedrich II war gerade einmal drei Jahre alt. Ein Jahr später starb seine Mutter Konstanze. Sie hatte nach dem Tode ihres Mannes Friedrich zum König von Sizilien krönen lassen und Papst Innozenz III zu seinem Vormund bestimmt.

Ein vierjähriger König ohne Eltern, ohne Macht und Schutz, herumgestoßen und ausgenutzt, von niemandem wirklich geliebt, führte Friedrich ein gefährliches Leben, denn wer ihn besaß, besaß die Krone Siziliens.

Die Gassenjungen von Palermo nannten ihn Federico und lachten ihn aus, wenn er sagte, er sei ein König. In rasendem Jähzorn stürzte er sich dann auf sie. Friedrich erlebte in Palermo eine abwechslungsreiche Stadt mit Kirchen, Synagogen und Moscheen. Auf den Märkten herrschte ein babylonisches Sprachgewirr mit Juden, Normannen, Griechen, Sarazenen, Italiener und Deutschen. Seine Lehrer warteten oft ängstlich auf ihn, bis er abends wieder zurückkehrte.

Die Barone, Ritter, Edlen und die päpstlichen Legaten hatten ihm alles gestohlen was rechtmäßig ihm gehörte. Hätten nicht sizilianische Familien ihn immer wieder verköstigt und aufgenommen, wer weiß, aus ihm geworden wäre.

Erstaunlich war, dass Friedrich in den Jahren der Verwahrlosung nicht verkümmerte. Er las alles, was ihm in die Hände fiel, lernte Sprachen. Friedrich beherrschte Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Provencalisch, Arabisch und das vom Volk gesprochene Volgare. Später kam noch Deutsch hinzu. Er beschäftigte sich mit Naturwissenschaften und Astronomie und erwarb so die Grundlagen für sein späteres universales Wissen. Ohne Lehrer, die ihm entsprechende Grundlagen vermittelten, wäre dies so nicht möglich gewesen. Sein ferner Schutzherr in dieser Zeit war einzig der Papst, dieser jedoch durchaus mit eigennützigen Motiven.
 

Friedrich wird volljährig

Mit vierzehn Jahren war Friedrich nach dem Gesetz mündig und damit rechtmäßiger König von Sizilien, der Papst war nicht weiterhin sein Vormund. Er begann sein Reich zu regieren und nahm den Kampf gegen die Barone erfolgreich auf. Der Papst hatte ihm die elf Jahre ältere Schwester des Königs von Aragon als Gattin ausgewählt, Friedrich akzeptierte, weil sie 500 schwer bewaffnete Ritter in die Ehe einbrachte. Was er nicht ahnen konnte, dass diese Ritter bereits kurze Zeit später von einer Seuche hinweggerafft wurden.

Dann stand Otto IV mit seinem Heer vor Messina, er hatte sich nach dem Tod von Friedrichs Vater des Thrones in Deutschland bemächtigt, war auch vom Papst anerkannt worden, aber nur so lange bis dieser bereit war auf Sizilien zu verzichten. Die Deutschen im Norden und im Süden war der Papst nicht bereit zu akzeptieren. Friedrichs Lage schien hoffnungslos, man riet ihm zur Flucht nach Tunesien. Aber das Wunder geschah, in Deutschland fielen verschiedenen Fürsten von Otto ab, wegen des Bannes, den der Papst über ihn ausgesprochen hatte und dieser machte sich sofort auf den Weg zurück nach Deutschland, seine Herrschaft zu sichern und dadurch war auch Friedrich gerettet.

Kirchenbann: Verurteilung und Verfluchung durch die Kirche, ausgesprochen vom Papst. Beinhaltet den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft, das Verbot die Sakramente zu empfangen. Der Bann trennt nicht nur von der Kirche, sondern auch von Gott. Der Kirchenbann konnte aufgehoben werden, wenn der Grund für den Bann nicht mehr gegeben war.

Reichsacht: Seit 1220 folgte sie automatisch dem Kirchenbann. Sie wurde vom Kaiser oder König beschlossen, galt für das ganze Reich. Der Geächtete war rechtlos gestellt, durfte von jedem den Gerichten übergeben oder getötet werden, sein Vermögen fiel an den Staat.

Bann und Reichsacht wurden vor allem im Mittelalter in dieser Härte angewendet. Das Sprichwort: „In Acht und Bann“, stammt aus dieser Zeit.
 

Abschied von Sizilien

Im Januar 1212 traf eine Gesandtschaft der deutschen Fürsten in Sizilien ein und machte dem 17jährigen Friedrich das Angebot nach Deutschland zu kommen und die Krone Deutschlands gegen den Feind des Hauses der Staufer, Otto IV, zu behaupten. Der Jüngling, eben noch ein Flüchtling vor Otto, war jetzt plötzlich ein Anwärter auf den Kaiserthron, für Friedrich war das eine göttliche Fügung, ein weiteres Wunder, nicht aber für seine sizilianischen Berater. Diese rieten ihm dringend vom Weg nach Deutschland ab. Die Deutschen seien notorisch unzuverlässig und auch auf den Papst sei auf Dauer kein Verlass, der denke nur an seine Macht und wie er diese ausbauen könne.

„Alles verliert seine Bedeutung gegen die Hoheit, den Glanz, die Herrlichkeit des Kaisertums.“ Er könne sich nicht feig verweigern, wenn seine Ehre und die Ehre seiner Vorfahren auf dem Spiel stehe. So machte sich also der bettelarme Friedrich, mit einem gemieteten Schiff und fünfzig bis sechzig Begleitern auf den Weg, um in Deutschland sein Königreich zu gewinnen. Der Weg dorthin war gepflastert mit zahlreichen Gefahren. Er musste nach der Landung wie ein Dieb sich durch Norditalien schleichen, denn an vielen Stellen lauerten Verbündete von Otto. Die Welfen, Todfeinde der Staufer, hätten ihn denn auch beinahe gefangen genommen, wenn er sich nicht auf ein sattelloses Pferd geschwungen hätte, um tollkühn den nahen Fluss zu durchschwimmen.

In Konstanz waren bereits die Tische für Otto und die Seinen gedeckt, Friedrich aber erreichte das rettende Konstanz, drei Stunden vor seinem Feind, die Briefe des Papstes öffneten ihm die Stadttore und statt Otto tafelte nun Friedrich in Konstanz. Einhundertachtzig Minuten entschieden über sein Schicksal, denn, noch einmal zur Erinnerung, Friedrich wurde nicht von einem Heer begleitet. Die Wunder scheinen sich an seine Fersen zu heften.
 

Friedrich in Deutschland

Was nun folgte war ein einziger Siegeszug des „Kindes von Apulien“ wie man ihn nannte. (Zum Königreich Sizilien gehörte damals ganz Süditalien und eben auch Apulien, in dem er sich in den folgenden Jahren meist aufhielt).

Friedrich faszinierte die Menschen; der knabenhafte Jüngling aus dem exotischen Süden mit seinen rötlich blonden Haaren, den strahlenden Augen, seine Anmut und die Selbstsicherheit des Auftretens öffneten ihm die Herzen. Dies genügte bei den Bischöfen, Äbten und Fürsten nicht, er verschenkte deshalb großzügig vom verbliebenen Kronbesitz seines Vaters und vom Silber, das der französische König ihm spendete.

Innerhalb von drei Monaten hatte er die meisten der deutschen Fürsten und Bischöfe für sich gewonnen, Otto, sein Gegner, zog sich in dessen Stammland Sachsen zurück. (Damals viel größer als heute). In der Schlacht von Bouvines, mit den Engländern als Verbündeten, unterlag er dem französischen Heer. Damit war er endgültig besiegt. Den Reichsapfel und die Reichsinsignien ließ er Friedrich übergeben. Friedrich selber hatte auf diesem Siegeszug überhaupt nicht kämpfen müssen.

Er ließ sich in Aachen, der Stadt Karls des Großen, zum deutschen König krönen. Vollkommen überraschend gab er das Versprechen ab, einen Kreuzzug durchzuführen und forderte die Anwesenden auf, gleich ihm das Kreuz zu nehmen. Mit niemandem hatte er vorher über diesen Schritt gesprochen. Dieses Versprechen sollte für ihn schwerwiegende Folgen haben.

Seine Königswürde hatte er sich allerdings erkauft mit gewaltigen Zugeständnissen an Bischöfe und Fürsten, so dass man bald nicht mehr von einem deutschen König reden konnte, sondern eher von einem absetzbaren „Präsidenten“ in einer Fürstenrepublik. Das deutsche Königtum war entscheidend geschwächt worden und sollte sich nie mehr davon erholen.

Friedrich waren diese Zugeständnisse wohl nicht sehr schwergefallen, er fühlte sich fremd in diesem kalten unfreundlichen Land, sehnte sich zurück in sein Königreich Sizilien. Nach acht Jahren kehrte er denn auch in seine Heimat zurück. Deutschland sollte er erst in fünfzehn Jahren wiedersehen, dann zum letzten Mal.

Seinen etwa achtjährigen Sohn Heinrich, der bereits zum König gewählt war, ließ er in der Obhut eines Vormunds in Deutschland zurück, er selbst wollte das Königreich Sizilien regieren. Am 22.11.1220 wurde er vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt. Der Aufstieg des sizilianischen Straßenjungen hatte ein grandioses Ende gefunden.
 

Zurück in Sizilien

Seine vordringlichste Aufgabe bestand nun darin, das in den Jahren seiner Abwesenheit von zahlreichen Kämpfen zerrüttete Sizilien erneut zu einen und vollständig unter seine Kontrolle zu bringen. Die Barone waren schnell besiegt, die Sarazenen wehrten sich erfolgreicher, es dauerte geraume Zeit bis sie aus ihren Bergnestern vertrieben waren. Die Sarazenen wurden in der Folge seine treuesten Soldaten und stellten seine Leibgarde. Die Befriedung und Sicherung seines Landes war ihm wichtiger als die Einhaltung des Kreuzzugsversprechens. Immer wieder schob er dieses Versprechen auf. Gregor IX, der dritte Papst den Friedrich erlebte, sprach schließlich den Bann über ihn aus. Dabei hatte sich Friedrich bereits auf den Weg gemacht, war jedoch wegen einer Erkrankung noch einmal umgekehrt. Der Papst hielt dies für eine weitere Verzögerungstaktik, glaubte ihm also nicht und sprach den Bannfluch aus.
 

Der Kreuzzug von Friedrich II.

Somit bestieg kurze Zeit später ein Verbannter die Schiffe, um Jerusalem für die Christen zurück zu erobern. (Seit Saladins Sieg war Jerusalem wieder in islamischer Hand). Durch seine zweite Heirat, seine erste Frau war überraschend gestorben, hatte Friedrich Anspruch auf den Thron Jerusalems erlangt. Mit Isabella von Brienne war er nur fünf Jahre verheiratet, sie starb bei der Geburt des Sohnes Konrad, in dem Jahr als Friedrich ins Heilige Land aufbrach. Friedrich vermählte sich noch ein drittes Mal.

Als er in Akkon, einer damals christlichen Stadt, landete, verweigerten ihm die kirchlichen Würdenträger den Ehrenkuss. Vor ihnen stand kein Kaiser, sondern ein vom Papst Verfluchter, dem man jede Ehre schuldig bleiben durfte, selbst dann, wenn er als Kreuzfahrer im Heiligen Land weilte. Auch die Templer wandten sich gegen Friedrich, ein Gebannter sollte nicht siegen. Dann hätte der Herrgott ja dem Verfluchten geholfen und nicht dem Papst und dem Klerus. Selbst ein Mordanschlag auf ihn wurde geplant. Friedrich hatte jedoch durch den Sultan Al- Kamil von diesem Plan erfahren. In diesem Sultan fand Friedrich einen Gleichgesinnten. Schon vor der Reise hatte er Geheimverhandlungen mit ihm führen lassen, die im Hl. Land schließlich damit endeten, dass der Sultan ihm Jerusalem feierlich abtrat. Vorausgegangen waren zähe Verhandlungen. Der Sultan war ähnlich gebildet wie Friedrich. Er schrieb Gedichte, hatte Jura studiert und Grammatik und galt als Wirtschafts- und Finanzexperte. Friedrich, der arabisch konnte und in der Lage war sich in die Mentalität der Araber hinein zu versetzen, gelang es schließlich die Verhandlungen erfolgreich abzuschließen und einen Freund zu gewinnen.

Am 17.03.1229 zog Friedrich in Jerusalem ein, ohne einen einzigen Tropfen Blut vergossen zu haben. Dort krönte er sich selbst zum König, da kein kirchlicher Würdenträger dazu bereit war.
 

Was geschah derweil in Sizilien und Apulien?

In Sizilien herrschte erneut Untergangsstimmung. Die von Rom entsandten Kardinäle hatten geschworen, Friedrich sei im Kampf gegen die Ungläubigen umgekommen und einem Toten brauche man keine Treue zu halten. Viele Städte ergaben sich daraufhin den päpstlichen Söldnern, die längst in Friedrichs Reich einmarschiert waren.

Doch da ein erneutes Wunder, der Totgesagte kehrte triumphierend zurück und ein drittes Mal begann er damit sein Reich zu befrieden und neu zu ordnen. Mit vielen abgefallenen Städten verfuhr er gnädig. Verräter allerdings, seine Beamten und Würdenträger, ließ er grausam bestrafen, hierin durchaus ein Kind seiner Zeit.

Der Papst stellte harte Bedingungen, um den Bann aufzuheben, Friedrich ging auf alle ein.

Eineinhalb Jahre nach dem Einzug Friedrichs in Jerusalem fand dieser Kreuzzug, die volle kirchliche Anerkennung. Gregor IX nannte den noch vor kurzer Zeit als „Schüler Mohammeds“ geschmähten Kaiser nun vor aller Welt „unseren geliebten Sohn der Kirche.“ Doch der Friede war nur ein Waffenstillstand, die Auseinandersetzung zwischen Papst und Kaiser sollte noch viel schrecklicher werden.
 

Friedensjahre in Sizilien

Friedrich war siebenunddreißig Jahre alt und stand auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er hatte nun die Kraft und die Fähigkeit sein Reich zu ordnen. In einem Jahrzehnt ließ er mehr als zweihundert profane Großbauten errichten, darunter das auch heute noch berühmte Castel del Monte, aber nur eine einzige Kirche. Seine Gegner äußerten, auch darin zeige sich Friedrichs Anti-Christentum. Ihm selbst ging es, im Angesicht zahlreicher Feinde vor allem darum, die Grenzen seines Reiches zu stärken.

Im Landesinneren begann er nun damit, viele seiner Ideen und Visionen zu verwirklichen. „Wir sind bestrebt, die uns durch Gott geschenkte Gesundheit der Luft durch Unsere Vorsorge ... rein zu erhalten.“ So beginnt das erste Umweltschutzgesetz des Abendlandes. Genaue Ausführungen folgten und wurden in Gesetzestexten festgehalten.

Friedrich ließ künstliche Teiche anlegen für Wasservögel und ließ Berberpferde züchten. An seinem Hof entstand ein Handbuch über Pferde, ein sechsteiliges Werk, indem unter anderem siebenundfünfzig Pferdekrankheiten genau beschrieben wurden und deren Heilungsmöglichkeiten. Er reformierte die Medizin und die Krankenpflege. Eine kostenlose Behandlung der Armen war darin vorgesehen, selbst die Anzahl der Hausbesuche durch die Ärzte war genau geregelt. Friedrich verfügte darüber hinaus kostenlose Rechtsberatung für Witwen und Waisen.

Friedrich war intensiv an wissenschaftlichen und philosophischen Fragen interessiert. Er ließ zahlreiche namhafte Wissenschaftler, Philosophen und Theologen an seinen Hof rufen und führte darüber hinaus einen regen Schriftverkehr mit führenden Gelehrten der damaligen Zeit. An seinem Hofe gab es eine Dichterschule, auch Friedrich selbst versuchte sich als Poet. Eines seiner Gedichte lautete:

„Da es, o Liebe, dir gefällt
Dass ich ein Lied soll singen
So gib es auch in meine Hand
Dass es mir glückt und ich‘s vollende“

Allem voran stand sein Bemühen, Recht und Verwaltung in seinem Reich zu festigen. Seine Anordnungen wurden als „Geburtsurkunde der modernen Bürokratie“ bezeichnet. Die gesamte Wirtschaft unterlag der staatlichen Kontrolle.
Friedrich wollte hinter die Dinge blicken, er konfrontierte seine Gelehrten mit unzähligen Fragen und forderte sie auf, zu forschen und zur Klärung beizutragen.

Ein Versuch Friedrichs, der seine Menschenverachtung zeigen sollte, wird oft beschrieben. Es solle geprüft werden wie Säuglinge, die zwar genährt, gebadet und gewaschen werden, denen aber jegliche Zuwendung und Sprache verwehrt wurde, sich entwickelten. Alle starben. Dieser Versuch wurde stets nur von Friedrichs Feinden beschrieben, er ist nicht nachgewiesen.

Alle diese Maßnahmen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Vernunft und Toleranz eingebettet waren in ein System, das dem absoluten Diktat des Staates und des Herrschers diente. Der Staat und sein Herrscher konnten sich jederzeit aus pragmatischen, aber auch willkürlichen Gründen über seine humanen Gesetze hinwegsetzen. Es bestand eine Geheimpolizei und die Bevölkerung musste extrem hohe Steuern bezahlen.
 

Friedrichs Falkenbuch

Friedrichs berühmtestes Werk ist wohl sein Falkenbuch, „Von der Kunst mit Vögeln zu jagen“. Dies war ein Buch, das auf Empirie beruhte. Seiner Überzeugung nach, bildete man keine Erkenntnis ohne Erfahrung.

Dreißig Jahre hatte Friedrich gewartet, ehe er sich reif fühlte, dieses Buch zu schreiben. Er ließ Experten aus dem Orient kommen, um von ihnen zu lernen und schuf so ein Werk, das über Jahrhunderte ein ornithologisches Fachbuch geblieben ist. Als ihm der Großkhan der Mongolen einen guten Posten an seinem Hof versprach, antwortete Friedrich ironisch: „Mit dem Amt des Falkners wäre ich einverstanden.“
 

Friedrich zieht erneut nach Deutschland

Wie sein Großvater und Vater war es Friedrichs ehrgeiziges Ziel von Sizilien bis in den Norden Deutschlands zu herrschen. Aber da waren die selbstbewussten lombardischen Städte, wie Mailand, Venedig, Parma, um nur drei zu nennen, die immer wieder den Gehorsam verweigerten und aufgrund ihres Wohlstandes auch ansehnliche Heere aufstellen konnten. Der Papst war stets ihr Verbündeter. Die Deutschen waren in Italien verhasst. Jahrelang kämpfte Friedrich gegen diese Städte, es gab Siege und es gab Niederlagen, nie gelang ihm jedoch diese Städte zu unterwerfen.

Da fiel ihm sein eigener Sohn, der in Deutschland herrschte, in den Rücken. Er hatte sich gegen die Fürsten gestellt, den Städten geholfen und hoffte im Bürgertum und Verwaltungsapparat tragfähige Unterstützung zu finden. Durchaus ein sympathischer Gedanke, aber Heinrich war ein unsteter schwächlicher Charakter ohne klare Vision. Das musste zum Konflikt mit seinem Vater führen. Auch Friedrich hatte die deutschen Fürsten nicht geliebt, aber er hatte sie gebraucht und brauchte sie mehr denn je, wollte er die lombardischen Städte, mit dem verhassten Mailand an der Spitze doch noch besiegen.

Friedrich hatte seinen Sohn vor den Thron befohlen und gedemütigt: Er zwang ihn einen Brief an den Papst zu schreiben, in dem Heinrich darum bat, sofort gebannt zu werden, wenn er das dem „göttlichen Augustus“, seinem Vater, gegebene Versprechen brach, die Rechte der Fürsten nicht mehr anzutasten. Heinrich hatte vor der Welt sein Gesicht verloren und begehrte nun erst recht auf. Als er sogar mit den Lombarden ein Bündnis einging, war das für Friedrich kein knabenhafter Trotz mehr, sondern Hochverrat.

Friedrich machte sich auf den Weg seinen Sohn zu bestrafen, dieses Mal mit einem Heer. Je weiter er in Deutschland voran zog, desto mehr Anhänger fielen von Heinrich ab. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen Vater um Gnade zu bitten und flehend und weinend warf er sich in Worms seinem Vater zu Füßen. Friedrich vergab seinem Sohn, scheinbar, denn die Freiheit gab er ihm nicht. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Heinrich in verschiedenen Kerkern, ehe er sich bei einer weiteren Verlegung mit seinem Pferd in den Tod stürzte.

Friedrichs Kampf gegen die lombardischen Städte endete zeit seines Lebens nicht mehr. Siegen und Niederlagen wechselten auf beiden Seiten.
 

Die letzten Jahre

In jenen Jahren war der Kampf zwischen Kaisertum und Papstherrschaft, der nun schon seit über dreihundert Jahren währte, in sein letztes Stadium getreten. Seine Spuren waren oft blutig gewesen, aber die Auseinandersetzung, die jetzt geführt wurde, übertraf alles bisher Vorgefallene. Brennen, Morden, Verstümmeln, Foltern wurden zur grausigen Gewohnheit und beide Seite übertrafen sich darin neue Schrecken zu erfinden und das im Namen Christi.

Während Friedrich dennoch immer wieder versuchte mit der Kirche seinen Frieden zu machen – so hatte er sich nie gegen das Papsttum als solches ausgesprochen – waren der Papst und seine Anhänger unversöhnlich. (Gift spritzender Skorpion, rasender Jäger der Unzucht, Fürst der Tyrannei, waren einige der Verfluchungen, die der Papst aussprach). Zwei Attentate auf Friedrich wurden geplant, beide misslangen und Friedrich rächte sich fürchterlich. Vom zweiten Attentat hatte der Papst zumindest gewusst und es gebilligt. Die beiden höchsten Autoritäten der Christenheit warfen sich gegenseitig vor, Verderber und Antichrist zu sein. In der Welt des Mittelalters musste dies gewaltige Verwirrung und Schrecken auslösen.

Papst Innozenz verurteilte auf dem Konzil zu Lyon den Kaiser wegen Gotteslästerung und Ketzerei. Er erklärte die Absetzung des Kaisers, den Verlust aller kaiserlichen Würden und Ehren. Sämtliche Untertanen wurden ihres Treueids entbunden. Ungehindert sollte ein Nachfolger für ihn gewählt werden. Alsbald stellte sich in Deutschland auch ein Gegenkönig auf.

Friedrich zog sich auf seinen Hof in Foggia in, Apulien, zurück. Die kriegerischen und politischen Ereignisse begannen sich positiv für ihn zu ändern. Friedrich konnte verschiedene Städte und Regionen in der Lombardei zurückgewinnen und ein kaiserliches Heer vor Sizilien schlagen. Auch aus Deutschland kamen gute Nachrichten, der Gegenkönig konnte sich gegen seinen Sohn Konrad IV den Nachfolger Heinrichs, nicht behaupten. Die Waage schien zugunsten Friedrichs auszuschlagen und der Papst drohte zu unterliegen.

Genau zu diesem Zeitpunkt warf ihn eine schlimme Darminfektion auf das Krankenlager nieder. Friedrich erholte sich nicht mehr und starb am 13. Dezember 1250 in seinem 56. Lebensjahr. Er wurde im Dom von Palermo, neben seiner ersten Gattin und seinen beiden Eltern begraben.
 

Das Ende der Staufer

Mit seinem Tod war der Traum eines universalen Kaisertums ausgeträumt. Friedrich scheiterte und mit ihm sein Geschlecht. „Rottet aus Namen und Leib, Samen und Spross dieses Babyloniers“, so die Worte des Papstes. Karl von Anjou war bereit die Rache zu vollziehen, der Papst hatte ihm Sizilien als Belohnung versprochen. Konrad IV, der Sohn Friedrichs starb an der Malaria, dessen Halbbruder Manfred, fand in einer Schlacht gegen Karl von Anjou den Tod und Friedrichs Enkel Konradin geriet, von einer Übermacht geschlagen, in die Hände Karl von Anjous, der ihn nicht als Kriegsgefangenen betrachtete, sondern als Hochverräter und in einem Scheinprozess zum Tode verurteilen ließ. Dessen letzte Worte als er zum Richtblock schritt waren: „Ach Mutter, welchen Schmerz muss ich dir bereiten.“
 

Resümee

Faszinierend war Friedrichs schöpferische Vielfalt, seine Energie, seine politischen und künstlerischen Aktivitäten und Visionen. Gleichfalls sein Interesse und seine Toleranz gegenüber dem Islam und dem Judentum, die in Sizilien ihren Glauben frei leben durften. Im Grunde wollte er ein Friedensreich errichten und er scheiterte am ehesten dort, wo er zu Gewalt griff oder greifen musste. Das deutsche Königtum wurde durch ihn entscheidend geschwächt. Trotz seines Scheiterns und seiner Widersprüche war er, nach Meinung vieler, der fähigste deutsche Herrscher. Man kann ihn als „ersten Europäer“ bezeichnen.
 

Zeittafel für die Lebenszeit Friedrichs II

1194 Friedrichs Geburt

1199 Richard Löwenherz stirbt.

1202 Einführung der arabischen Ziffern in Italien

1205 Wolfram von Eschenbachs 'Parzifal' entstand

1207 Sängerkrieg der Minnesänger auf der Wartburg

1209-29 Albigenserkriege in Südfrankreich

1209 Franziskus von Assisi gründet den Franziskanerorden

1212 Kinderkreuzzug

1215 Friedrich gewährt Walther von der Vogelweide ein Lehen König Johann von England erlässt die Magna Charta

1224 Friedrich gründet die Universität von Neapel, Dschingis Khan fällt mit den Mongolen in Russland ein

1236 Friedrich wohnt der Beisetzung der heilig gesprochenen Elisabeth von Thüringen bei

1239 Die Mongolen erobern Polen und Ungarn

1243 Thomas von Aquin tritt in den Dominikanerorden ein

1245 Albertus Magnus lehrt an der Universität in Paris

1248 Aufnahme der Arbeiten am Kölner Dom und an der Alhambra in Granada

1250 Aufzeichnung der 'Carmina Burana', Friedrich II stirbt


Verwendete Literatur:

Johannes Fried – Das Mittelalter
S. Fischer-Bastian – Die deutschen Kaiser
Eberhard Horst – Friedrich II der Staufer

 

 

 

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