Die Rolle der Kirche

Was die Kirche anbelangt, so ist für die merowingische Zeit zweierlei bemerkenswert: Ihre Germanisierung und ihre Bäuerlichkeit. Germani­sche Anschauungen dringen in Glauben und Kultus ein; schon früh finden wir Franken auf den Bischofssitzen, im 7. Jahrhundert sind sie in der Mehrzahl. Der Grundbesitz der Kirche nimmt anhaltend zu, womit sie immer mehr ihren Charakter verliert und starke bäuerliche Elemente in sich aufnimmt. Sie ist und bleibt eine Landeskirche.

Der Papst wird zwar als ideelle oberste Autorität anerkannt, übt aber keine praktische Autorität aus. In geistiger Hinsicht tritt ein Stillstand in diesen Jahrhunderten ein, von literarischer Produktion ist so gut wie gar nicht die Rede. Aber es wirkt der Klerus sehr fördernd auf das Volk durch Pflege der Predigt, durch eine umfangreiche christliche Fürsorge, durch mutiges persönliches Eintreten für die Schwachen gegenüber den Machthabern. Für die Urbarmachung des Landes ist seine wirtschaftliche Tätigkeit von größter Bedeutung, denn die Kirche übernimmt hier vielfach Aufgaben, die der Staat nicht mehr erfüllen kann. Neben dem Weltklerus finden wir einen blühenden Klosterklerus; noch besteht zwischen beiden kein Gegensatz.

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