Die Teilung des Reiches

Karl der Große starb im Jahre 814 im Alter von 72 Jahren. Er hatte während seiner 45 Jahre dauernden Herrschaft keinen festen Wohnsitz gehabt, sondern war wie seine Vorgänger mit Familie und Hofgefolge von Pfalz zu Pfalz gezogen, um so im ganzen Reiche zum Rechten zu sehen. Aber in den letzten Jahren war ihm Aachen im Rheinland besonders lieb geworden. Er hatte dort neben der Pfalz, dem Palast, einen prächtigen Dom erbaut nach dem Muster der spät­römischen Kirchen in Ravenna und Rom. Und in diesem Dom wurde er nun auch begraben, nachdem er noch selber seinen Sohn Ludwig zum Kaiser gekrönt hatte. «Es ist nicht auszusagen», berichtet sein Hofschreiber, «wie groß die Trauer um ihn war im ganzen Lande; selbst die Heiden beklagten ihn wie den Vater des Erdkreises.»

Ludwig erwies sich als unfähig, ein so gewaltiges Reich zu regie­ren.

Noch vor seinem Tode wurde es von seinen Söhnen dreigeteilt in ein romanisches Westreich, ein germanisches Ostreich und ein schmales, von der Nordsee bis Rom sich erstreckendes Mittelreich. Letzteres wurde aber in der Folgezeit von Osten und Westen um­kämpft und schließlich mit dem Ostreich vereinigt. So lagen nur noch Frankreich und das große Deutsche Reich nebeneinander. Rhone, Saöne, Maas und Scheide bildeten ungefähr die Grenze.

Um das Mittelreich werden Deutsche und Franzosen im Laufe der nächsten Jahrhunderte noch erbitterte Schlachten führen. Mit den Verträgen von Verdun beginnt eine endlose Reihe von Teilungs- und Freundschaftsverträgen, die Europas innere Grenzen immer wieder neu verschieben.

Das Deutsche Reich schloss seit 1032 auch das ganze Gebiet der heutigen Schweiz in sich. So begann mit der Teilung des karolingischen Reiches die Bildung der heute bestehenden Staaten Europas. Doch ist die Erinnerung an Karls Gottesstaat und damit die Idee einer Gemeinschaft aller euro­päischen Völker bis heute lebendig geblieben.

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