Wir bekommen einen Papyrus geschenkt
Ein Beitrag von Annette Legner
Als wir vor zwei Jahren noch 5.-Klässler waren, schenkte uns die Lehrerin der sechsten Klasse ein kleines, schön eingetopftes Papyruspflänzchen. Der Zeitpunkt war gut gewählt, weil wir alsbald in der Geschichtsepoche der ägyptischen Kultur begegnen sollten. Wir hegten und pflegten das Pflänzchen im Klassenraum und bemerkten aber auch immer wieder, dass der Papyrus sehr viel Wasser braucht. Auf tagelangen Wasserentzug und vergessene Gießdienste reagierte er nämlich mit trockenen Blättern. Eines Tages erhob ich die Pflege des Papyrus zur „Chefsache", die ich fortan selbst übernehmen wollte. Nach einem Kurzhaarschnitt (das meiste Grün war vertrocknet) wuchs der Papyrus schnell und kräftig zu einem ansehnlichen Busch heran. Mehrfach musste er umgetopft werden.
In der siebten Klasse kam uns nun die Idee, dass wir jedem Kind aus der fünften Klasse ebenfalls ein solches kleines Pflänzchen schenken könnten. Die Kinder würden vielleicht den Papyrus mit nach Hause nehmen und pflegen. Am Ende des Schuljahres wäre es schön zu sehen, wie jeder einzelne Papyrus gewachsen sein wird. Zudem hätte man dann genügend Material, um ein Papyrusblatt herzustellen, auf dem man schreibt kann. Die Frage wäre natürlich, ob die Kinder dies übers Herz bringen.
Wir jedoch machten uns an die Arbeit. Die Vermehrung des Papyrus ist eine wunderbare und einfache Sache. Man schneidet den Halm unterhalb des Schirmchens bei etwa 5 cm ab. Anschließend kürzt man die Blätter rundherum ein wenig. Nun muss man sie nur Kopf über in ein gefülltes Wasserglas auf die Fensterbank stellen und warten, bis sich Wurzel bilden.
Wir hoffen natürlich, dass die Freude bei den 5.-Klässler groß sein wird!
Standort
Der Papyrus ist ein Bewohner des Schilfgürtels, eines weitgehend unbeschatteten Standortes also. Daher mag es der Papyrus gerne hell und verträgt auch direkte Sonne, benötigt sie aber nicht unbedingt. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort sollte man also die Fensterbank favorisieren. Man sollte aber auch im Hinterkopf behalten, dass die Halme bis über 2 m in die Höhe wachsen. Diese Höhe erreicht er aber erst nach und nach und das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Decke erreicht wird und die Halme abknicken. Auf lange Sicht ist daher also ein Platz auf dem Fußboden in Fensternähe zu bevorzugen.
Wasserbedarf und Düngung
Hier kommen wir zu dem eigentlichen Knackpunkt. Als Ufer- und Sumpfpflanze verlangt der Papyrus nämlich Pflegemaßnahmen, die für „normale" Zimmerpflanzen den sicheren Tod bedeuten würden. Zunächst muss man ihn nämlich in einen Übertopf oder ein anderes wasserdichtes Behältnis umpflanzen. In einem normalen Blumentopf, ob aus Plastik oder Ton, hat er nichts verloren. Als Substrat kann man aber bei der normalen Blumenerde bleiben, auch wenn oft empfohlen wird, Lehm oder Sand beizumengen.
Nun sollte man wöchentlich den Papyrus derart mit Wasser versorgen, dass der Pegel etwas über der Erde liegt. Da kann je nach Helligkeit des Standorts und der Größe der Pflanzen schon der eine oder Gang zum Wiederauffüllen der Kanne anfallen. Der Papyrus verdunstet nämlich enorm viel Wasser. Das erkennt man dann auch am relativ schnell abfallenden Wasserpegel in den kommenden Tagen. Dieses zeitweise Trockenfallen solltet man mit Ruhe hinnehmen, es ist gut für die Durchlüftung des Bodens. Der Wochentakt scheint dem Papyrus zu liegen.
Der enorme Wasserbedarf macht auch die Dosierung von (Flüssig-) Dünger etwas schwierig. Hier sollte man eher sparsam sein, generell sollte aber nur während des Sommers gedüngt werden und auch dann im Abstand von mindestens 14 Tagen.
Papyrus als Nutzpflanze
Einmal auf den Papyrus gekommen, wird man schnell in jedem Zimmer mindestens eine solche Pflanze stehen haben. Das liegt so in der Natur der einfachen Sache. Aber die Mühe soll nicht umsonst gewesen sein. Als Dankeschön befeuchtet der Papyrus das Raumklima, nun ja und wenn mal das Druckerpapier ausgeht...
Huch, ernsthaft? Nun gut, ein Ägypter pflückt also eine gewisse Menge Papyrus und legt die Halme abwechselnd längs und quer übereinander. Dann nimmt er einen großen Stein und haut so lange auf die armen Halme ein, bis fast nur noch die Fasern übrig sind. Nachdem das ganze gepresst und getrocknet wurde, haben wir ein echtes Papyrus.