Entdecker und Jeanne d'arc

Ein Beitrag von Eckard Wahlers (Freie Waldorfschule Bremen Osterholz)

Es soll hier ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass das folgende Epochenheft der individuellen Schwerpunktsetzung der oben genannten Autorin entspricht und somit keine Allgemeingültigkeit besitzt. Es dient der Anregung und Vorbereitung des Klassenlehrers.

 

Das folgende Epochenheft der Schülerin Lina  entstand vor nunmehr 10 Jahren nach meinen Unterrichtserzählungen in freier Aufsatzform. Ich diktierte keine Texte, sondern ließ die Schüler das Gehörte eigenständig zusammenfassen. Um Seiten oder Bilder zu vergrößern, klicken sie diese bitte direkt an.

 

Das Erwachen der Menschheit

Aus dem mystischen Gottesraum erwachte die Menschheit zu einer neuen Epoche ihres Daseins. Von ungeheurer gärender Kraft ist dieses Jahrhundert, das alle Tore zur Welt öffnet. Unter dem Himmel Italiens entfalteten sich die Künste und Wissenschaften zu prächtiger Blüte; es scheint, als ob auf diesem jahrtausendalten Boden die versunkene Antike noch einmal ihre Gewalt und Schönheit, ihre hohen Ideale zu blutvollem Leben erweckt hat.

Maßlos im Guten und Bösen sind die Menschen dieser Zeit. Der rastlose, suchende Geist bricht in kühnem Ansturm über die Schranken frommer Bindung auf in unabsehbare Räume.

Hinter dem Horizont des Abendlandes erscheinen die sonnenheißen Küsten fremder Länder und Kontinente. Die Erdkugel entschwindet aus dem Mittelpunkt des Alls in die Ferne kosmischer Unendlichkeit.

 

Kolumbus (12. Oktober 1492)

Steure, mutiger Segler! Es mag der Witz dich verwöhnen,
Und der Schiffer am Steuer senken die lässige Hand -
Immer, immer nach West! Dort muss die Küste sich zeigen,
Liegt sie doch deutlich und liegt schimmernd vor deinem Verstand.
Traue dem leitenden Gott und folge dem schweigenden Weltmeer!
Wäre sie noch nicht, sie stieg jetzt aus den Fluten empor.
Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde:
Was der eine verspricht, leistet die andre gewiss.

Schiller

 

 

Entdeckungen

Da die Türken die Wege nach Indien durch Vorderasien und Ägypten gesperrt hatten, entstand der Wunsch auf einem Seewege dorthin zu gelangen, um den Handel mit diesem reichen Land wieder aufzunehmen. Prinz Heinrich von Portugal, der „Seefahrer", sandte die ersten Schiffe aus, welche die afrikanische Küste bis Guinea und die vorgelagerten atlantischen Inseln entdeckten und in Besitz nahmen.

Erst 20 Jahre später wagte es Bartholomäus Dias weiter südlich über den Äquator hinaus bis zum „Kap der Guten Hoffnung" zu segeln. Die Hoffnung, den Seeweg nach Indien gefunden zu haben, bestätigte sich im Jahr 1498, als Vasco da Gamma die Südspitze Afrikas umschiffte und bis nach Indien weiterfuhr.

Schon 1492 hatte Cristobal Colombo (Christoph Kolumbus) im Auftrag der Königin von Spanien versucht, einen Seeweg nach Indien über den Ozean im Westen zu finden und dabei die ersten mittelamerikanischen Inseln entdeckt.

Bis zu seinem Tode glaubte er, Indien gefunden zu haben. Erst ein späterer Eroberer Balboa überstieg die Felsengebirge der Landenge und erblickte die Südsee. Hoch entwickelte alte Kulturen der Azteken und Inkas wurden in Mexiko und Peru entdeckt und grausam zerstört. Schließlich gelang es dem Portugiesen Fernando Magellan eine Durchfahrt zu finden und in drei Jahren die Welt zum Segen (1519 - 22).

Der neue Erdteil erhielt seinen Namen nach Amerigo Vespucci, welcher eine Beschreibung seiner Reisen in die neue Welt herausgegeben hatte.

 

Martin Behaim

Die Mär von der weiten Welt

Der Vater von Martin Behaim war ein reicher Kaufmann und handelte mit edlen Stoffen. Er wünschte, dass auch sein Sohn einmal seine Arbeit übernehmen würde. Doch das gefiel Martin nicht. Er wollte Seefahrer werden. Mit 17 Jahren traf er in einer Kneipe Jolst van Hurten. Zwischen ihnen entspann sich ein Gespräch:

„Glauben Sie, dass die afrikanische Küste endlos ist und irgendwann das Meer brodelt?" „Ja, ja, das will ich meinen! Doch ich habe gehört, dass es Menschen gelungen ist, einmal um Afrika zu segeln, ohne in das brodelnde Wasser zu gelangen und zu verbrennen." „Die Glücklichen", seufzte Martin „lassen Sie das nicht Lissabon hören, die suchen Leute, die weiter erkunden wie es dort aussieht. Doch das ist gefährlich. Dort soll es einen Magnetberg geben, der einem die Nägel auf viele Meter Entfernung aus dem Leib sieht. Außerdem gibt es im Meer gefährliche Schlingpflanzen, aus denen man auch nicht mehr lebendig herauskommt."

„Die Feiglinge, wenn ich der Kapitän wäre, würde ich mit meiner Mannschaft bis ans Ende der Welt segeln." Der Jobst holte eine Weltkarte aus der Tasche heraus und breitete sie aus. Darauf waren drei Kontinente zu sehen: Europa, Afrika und Asien. Der Mittelpunkt, um den sich das alles drehte, war Jerusalem.

Aufsatz von Anita Malyar.

 

Johanna von Orléans

Äußerungen von und über Johanna von Orléans

„Sie ist von kurzer, gedrungener Gestalt, ihr Gesicht ist ein rechtes Bauerngesicht, schwarze Haare umranden die rotbackigen Wangen ... einfach ist auch ihr Kleid, ein roter Rock mit weißem Mieder ...."

„Und hätte ich hundert Väter und hundert Mütter gehabt, und wäre ich eine Königstochter gewesen, ich würde fortgegangen sein, um den Stimmen zu folgen, die mich riefen ..."

 

Über den Thronfolger Karl (König von Frankreich)

„Er ist ein kleiner, unscheinbarer Mann. Seine kurzen, in den Knien nach vorne gebogenem Beine, der übermäßig große Kopf mit der zu langen Nase, den Backenknochen und den wullstigen Lippen geben ihm eine fatale Ähnlichkeit mit den Zwergen und Missgeburten, die man zur Unterhaltung bei Hof hält."

Johanna: „Steht morgen früh auf, denn Ihr werdet morgen mehr als heute zu tun haben! Bleibt immer in meiner Nähe, denn morgen werde ich Großes tun, mehr als ich ehemals tat!"

 

 

Johanna von Orléans (Eigener Aufsatz)

90 Jahren ging der Krieg schon zwischen Frankreich und England. Der Herzog von Burgund, der mit England verbündet war, brachte langsam alle Leute auf Englands Seite. Der Thronfolger war willensschwach und hatte innerlich schon lange aufgegeben. Nur seine schöne Frau, die ihn wirklich liebte, obwohl er nicht schön war, schaffte es mit ihm das Land zu regieren. In der Nähe von Orléans wohnte ein einfacher, kräftiger Schweinehirt. Er hatte eine Tochter von 17 Jahren, die Johanna hieß. Sie war klein und eine echte Bauerstochter, die weder A noch B kannte. Der König hatte bereits das ganze Land gegen sich, nur die Stadt Orléans hielt noch zu ihm. Als Johanna 13 Jahre alt war, hörte sie Stimmen in sich, die sie von da an ständig begleiteten. Mit 17 Jahren sah sie in einer Vision den Erzengel Michael, der sie im Auftrage Gottes zum König Karl schickte, um ihm beizustehen.

Sie beschloss ihrer Stimme zu folgen. Also packte sie eines Tages ihr Bündel und zog, ohne sich von Eltern und Geschwistern zu verabschieden, los. Als sie am Schloss ankam und um Einlass bat, lachte man sie aus, da viele dachten: „Was will ein Mädchen beim König?" Sie aber trat furchtlos zwischen die Wachen. Diese waren sehr erstaunt, ließen sie aber nicht bis zum König durch. Das gleiche probierte sie immer wieder. Schließlich zog sie sich Jungensachen an, und da die Leute sahen, dass es ihr Ernst war, ließen sie sie doch durch, setzten aber einen anderen Adeligen auf den Thron. Der König mischte sich mit normaler Kleidung unter die anderen Anwesenden. Als Johanna den Raum betrat, ging sie direkt auf den richtigen König zu, warf sich ihm vor die Füße und umfasste seine Knie. Dieses Bauermädchen, das den König noch nie gesehen hatte, erkannte diesen unscheinbaren Mann aus einer großen Menschengruppe. Später bei ihrem Verhören vor Gericht sagte sie, dass sie diesen Mann in einer Vision gesehen habe und deshalb nur auf ihn zugegangen sei.

Johanna setzte durch, dass man sie mit Soldatenkleidern, einem Schwert und einer Fahne, die man nach ihrer Vision gestaltet hatte, mit in den Krieg ziehen durfte. Sie und die Leute des Königs wurden in einer Stadt, die von Engländern belagert war, untergebracht. Die Offiziere trafen ihre Vereinbarungen alle ohne Johanna. Am Abend eines Tages sagte Johanna zu den Offizieren und ihren Männern: „Steht morgen früh auf, denn es ist der Tag an dem wir die Engländer gut angreifen können." Die Offiziere murrten zwar und redeten davon, dass sie es nicht schaffen würden, doch schließlich folgten sie ihr doch. Am nächsten Tag zogen sie mit Johanna voraus den Engländern entgegen. Als sie in die Nähe der Engländer kamen, warf Johanna ihr Schwert weg und ging mit hoch erhobener Fahne den Engländern entgegen. Auf dieser Fahne waren die Hände Gottes, die eine Erdkugel hochhielten und Engel mit Lilien abgebildet. Die Engländer waren so verblüfft, dass sie tatsächlich zurückgewichen und die Franzosen diesen Kampf gewannen. Am nächsten Tag ging Johanna sogar nur mit ihrem Kettenhemd aufs Schlachtfeld. Schließlich eroberte sie ihr ganzes Land zurück. Nur noch Calais war unter englischer Herrschaft. Prinz Karl wurde gekrönt und der Krieg war beendet.

Eines Tages wurde Johanna vom Herzog von Burgund gefangen genommen und für viel Geld an die Engländer verkauft. Dort brachte man sie vor das geistliche Gericht und da sie fest darauf bestand, dass die Stimmen in ihre göttliche waren, klagte man sie der Hexerei an und sie wurde am 30. Mai 1431, mit 18 Jahren, verbrannt.

Auf den Wunsch der Franzosen wurden die Unterlagen ihrer Anklage ein paar Jahre später noch einmal geöffnet und man stellte fest, dass sie zu Unrecht verbrannt wurden war. 1920 wurde sie von dem Papst heilig gesprochen.

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