Die sieben mythischen Könige Roms
Die zeitliche Einordnung (Regierungszeit)
1. Romulus 753 v.Chr.-715 v.Chr.
2. Numa Pompilius 715 v.Chr.-673v.Chr.
3. Tullus Hostilius 673 v.Chr.-641 v.Chr.
4. Ancus Marcius 641 v.Chr.-616 v.Chr.
5. Lucius Tarquinus Priscus 616 v.Chr.-578 v.Chr.
6. Servius Tullius 578 v.Chr.-534 v.Chr.
7. Lucius Tarquinius Superbus 534 v.Chr.-510 v.Chr.
(Die Frühgeschichte Roms entstammt von Sagen und Legenden und ist daher keine gesicherte Rekonstruktion der Vergangenheit)
1. Romulus' neue Stadt "Rom"
Seine neue Stadt diente vorerst als ein Zufluchtsort für Verbrecher und Flüchtlinge, wo die Zahl an Männern schon nach kurzer Zeit überragte. Benachbarte Völker waren von ihnen abgeneigt und hielten ihre Frauen und Töchter von dieser Stadt fern. Daraufhin fasste Romulus den Plan, die Sabiner und andere Nachbarvölker zu einem großen Fest, zur Consualia, einzuladen, damit diese seine neue Stadt besichtigen konnten. Unerwartet stürzten sich während des Festes die Römer auf die Frauen und Töchter und verjagten deren Männer.
Diese Tat wird in der Geschichtsschreibung als "Raub der Sabinerinnen" bezeichnet.
Die Sabiner bereiteten bald einen Rachefeldzug unter der Führung von ihrem König Titus Tatius vor und belagerten die Stadt. Sie griffen die Römer auf dem Feld unterhalb von den Hügeln Kapitol und Palatin an. Während der blutigen Schlacht warfen sich die sabinischen Frauen zwischen die Kämpfenden, da sie nicht wollten, dass ihre Ehemänner und ihre Väter sich abschlachteten. Auf diese Weise wurde der Krieg beendet, die Römer und Sabiner vereinigten sich zu einem Volk, kürten Rom zu ihrer Hauptstadt und unterwarfen sich einer Doppelherrschaft von Romulus und Titus Tatius.
"Ende" von Romulus
Nach vierzigjähriger friedlicher und fruchtbarer Herrschaft wurde Romulus zum Gott erhoben. Mit einer Gewitterwolke, die von seinem Vater Mars entsandt wurde, wurde Romulus umhüllt, als er auf dem Campus Martius (später Marsfeld genannt) seine Armee inspizierte. Durch sie stieg er in den Himmel.
2. Numa Pompilius
Numa Pompilius soll von sabinischer Abstammung sein. Er stellte einen kompletten Gegensatz zu seinem Vorgänger Romulus dar; er war friedfertig und nicht kriegsliebend. Daher und wegen seiner stark ausgeprägten Gottesfurcht machten ihn die Römer zum zweiten König. Er führte sehr viele religiöse Zeremonien ein, unter anderem den Januskult und das Einsetzen der Vestalinnen.
Er heiratete später nach dem Tod seiner Frau Tatia seine Geliebte, die Wassergöttin Egeria, die in einem Hain am Capena-Tor lebte. Diese soll ihn in juristischen und religiösen Dingen unterrichtet haben.
Nach Meinung späterer Geschichtsschreiber soll Numa mit seiner Weisheit Auswirkungen auf den griechischen Philosophen Pythagoras und dessen Lehren gehabt haben.
3. Tullus Hostilius
Tullus Hostilius war der Enkel von Hostus Hostilius, der eine Schlacht gegen die Sabiner gewonnen haben soll. Nach dem Tod seines Vorgängers Numa wurde Tullus Hostilius zum dritten König Roms gewählt und regierte in gleicher Form gewalttätig wie Romulus. Er eroberte Alba Longa nach einem Kampf zwischen Horatiern und Curiatiern. Den albischen König Mettius Fufetius ließ er wegen Verrats zweiteilen. Dann zwang er die Einwohner Albas, nach Rom überzusiedeln und vergrößerte somit die Einwohnerzahl Roms um das Doppelte. Durch diese Tatsache angetrieben, erklärte Tullus den Sabinern den Krieg und trug einen entscheidenden Sieg davon.
Nach 32jähriger Herrschaft erkrankte Tullus und wandte sich dem Okkultismus zu. Als er sich den Formeln des Numa zur Beschwörung des Jupiter Elicius bediente, um sich mit ihm zu versöhnen, wurde er von einem Blitz erschlagen.
4. Ancus Marcius
Ancus Marcius soll der Enkel von Numa Pompilius gewesen sein. Seine Regentschaft übte er nach seinem Großvater auf friedliche Weise aus. Trotz dessen besiegte Ancus Marcius angriffslustige Nachbarstämme aus dem Latium und siedelte sie auf den Aventin an. Zu seinen bedeutsamsten Veränderungen in Rom zählen der Bau der ersten hölzernen Brücke über den Tiber, die Besiedelung des Hafens von Ostia und die Ausdehnung der Stadtgrenzen.
5. Lucius Tarquinius Priscus
Lucius Tarquinius Priscus soll der Sohn eines korinthischen Flüchtlings sein, der sich in Tarquinii niedergelassen haben soll. Dieser soll ihm viele Reichtümer hinterlassen haben. Seine Mutter war eine Etruskerin, wie sein eigentlicher Name Lucumo (etruskisch: Fürst) zeigt.
Obwohl er von seinem Volk als Fremdling verachtet wurde, heiratete er trotzdem eine Etruskerin. Sie, die ehrgeizige Tanaquil, überredet ihn erst, nach Rom überzusiedeln. Am Janiculus-Hügel am rechten Tiberufer angekommen, stahl ein Adler die Mütze des Lucumo und setzte sie ihm jedoch gleich wieder auf. Dieses deutete seine Gattin Tanaquil als königliches Vorzeichen. Darauf nannte er sich in Rom selber Lucius Tarquinius Priscus. Für den damaligen König Ancus Marcius waren die Dienste von ihm unentbehrlich. Als dieser starb, wurde Lucius Tarquinius Priscus zum König gewählt, obwohl Ancus Marcius selber zwei Söhne hatte. Er festigte seine Macht dadurch, dass er hundert seiner Anhänger in den Senat einschleuste.
Zu seinen Errungenschaften zählen der Bau des Circus Maximus, der Bau einer Stadtmauer aus Stein, die Herrschaft über mehrere latinische Städte, der Sieg über die Sabiner, die Trockenlegung des Sumpfgebietes zwischen den Hügeln Palatin und Kapitol und die Errichtung des Tempels für den kapitolinischen Jupiter.
Seine Herrschaft dauerte 38 Jahre lang. Er wurde von zwei Schafhirten ermordet, die im Auftrag der beiden Söhne von Ancus Marcius handelten. Sein Schwiegersohn Servius Tullius trat mit Hilfe von Tanaquil die Nachfolge an. Um zu verhindern, dass die Söhne von Ancus Marcius den Thron besteigen konnten, hielt sie die Nachricht vom Tod ihres Ehemannes solange geheim, bis die Nachfolge von Servius Tullius gefestigt war, die Mörder hingerichtet und die beiden Söhne verbannt wurden.
6. Servius Tullius
Servius Tullius war kein etruskischer Monarch wie sein Vorgänger. Von ihm gibt es sowohl eine etruskische als auch eine römische Legende.
In der etruskischen Darstellung setzt Kaiser Claudius ihn mit Mastarna gleich. Die römische Darstellung besagt, dass am Hofe des Königs Tarquinius Priscus eine Sklavin namens Ocrisia lebte, die Servius Tullius zur Welt brachte. Sein Vater war der Gott Vulkan, der in Gestalt eines Phallus aus dem Herdfeuer gestiegen war. Die Göttlichkeit des Kindes wurde sichtbar, als man in der Wiege ein unschädliches Feuer um seinen Kopf sah. Tarquinius Priscus und Tanaquil, die das Omen gesehen hatten, beschlossen, das Kind als ihren eigenen Sohn aufzuziehen. Als er erwachsen war, verheirateten sie ihn mit ihrer leiblichen Tochter. Servius Tullius kam mit Hilfe seiner Schwiegermutter an den Thron (vgl.: Ancus Marcius).
Zu seinen bedeutendsten Werken zählen der Sieg über die Veii in Etrurien, die Teilung der Bürgerschaft in Klassen und Centurien (die sich nach dem Eigentum richtete), die Erweiterung der Stadtgrenzen, der Bau der berühmten Servischen Mauer, die Einführung des Diana-Kultes und die Festigung seiner Herrschaft durch eine Volksabstimmung.
Servius Tullius regierte 44 Jahre. Er wurde von einem der leiblichen Söhne des Lucius Tarquinius Priscus, von dem späteren Lucius Tarquinius Superbus, und dessen Gemahlin Tullia ermordet. Tarquinius Superbus verhinderte ein rituelles Begräbnis und ließ die Anhänger des Servius Tullius umbringen.
7. Lucius Tarquinius Superbus
Im Kontrast zu Servius Tullius war Lucius Tarquinius Superbus der leibliche Sohn des Lucius Tarquinius Priscus und damit der eigentliche Anwärter auf den Thron. Auf Anstiftung seiner Frau Tullia hin tötete er Servius Tullius (vgl.: Servius Tullius) und bestieg seinen Thron.
Seinen Beinamen "Superbus" (lat.: der Hochmütige) gab er sich im Verlauf seiner Schreckensherrschaft. Er eignete sich das Vermögen und den Grundbesitz der Senatoren durch Lügen an.
Tarquinius Superbus war ein ausgezeichneter Feldherr und eroberte selbst die lateinischen Staaten, die bis jetzt nicht unter dem Einfluss Roms standen. Zudem baute er den Tempel des Kapitolinischen Jupiter fertig und legte einen großen Entwässerungskanal, der in den Tiber führte, die cloaca maxima, auf dem Forum an.
Tarquinius Superbus hatte einen Sohn namens Sextus Tarquinius. Durch ihn hatte er etliche Städte erobern können, indem er ihn in die jeweiligen Städte einschleuste. Später jedoch führte eine Schandtat von Sextus Tarquinius dazu, dass der Untergang der römischen Monarchie und die Schaffung der Republik beschleunigt wurden. Tarquinius Superbus floh daraufhin nach Caere und versuchte, die Etrusker von Veii und Tarquinii dazu zu bewegen, Rom anzugreifen. Superbus' Reichtum wurde unterdessen für das römische Volk zur freien Verfügung gestellt, da man es weder zurückgeben noch konfiszieren wollte. Veii und Tarquinii haben den Krieg gegen die Römer knapp verloren. Tarquinius Superbus suchte deshalb weitere Hilfe bei einem anderen etruskischen Stamm, der unter der Herrschaft von Lars Porsenna von Clusium stand. Dieser konnte ihm ebenfalls nicht zur Machtwiedergewinnung verhelfen, worauf Tarquinius Superbus sich nach Tusculum zurückzog. In einer weiteren Schlacht am Regillussee in Latium wurde er verwundet. Ein paar Jahre später soll er im kampanischen Cumae gestorben sein.
Seine eigentliche Gewaltherrschaft überdauerte 24 Jahre. Seine Herrschaft bildete den Abschluss der sieben mythischen Könige Roms, und eine neue Ära konnte in Rom einsetzen.