Sklaven I.

Ein Beitrag von Wolfgang Aretz (Freie Waldorfschule am Kräherwald/Stuttgart)

Ein Grundpfeiler der römischen Wirtschaft

Sklavenarbeit war ein Grundpfeiler des Wirtschaftslebens. In einfachen Haushaltungen wurden Sklaven nur selten und in geringer Zahl eingesetzt. Von 200 bis 146 v. Chr. gelangten große Massen versklavter Makedonen, Griechen, Afrikaner und Orientalen nach Italien. Es entstanden regelrechte Sklavenmärkte, wo nicht nur Kriegsgefangene, sondern auch von Piraten oder Menschenhändlern verschleppte Menschen verkauft wurden. Insbesondere Reisende fielen zu Lande oder zu Wasser in die Hände von professionellen Sklavenhändlern oder Seeräubern. Die Nachfrage stieg ständig: Im 1. Jahrhundert v. Chr. bestand ein Drittel der Bevölkerung Roms aus Sklaven. In ganz Rom lebten ungefähr 400.000 Sklaven. Zu manchen Zeiten erreichte die Zahl der Sklaven im Staat fast die der freien Bevölkerung. So lebten zur Zeit des Kaisers Augustus‘ in Italien 7,5 Millionen Menschen, der Anteil der Sklaven betrug dabei ca. 3 Millionen.

Massenerhebungen von Sklaven erschütterten zwischen 133 und 70 v. Chr. Italien von Grund auf und wurden grausam unterdrückt. In der Kaiserzeit nahm der Zustrom von Sklaven allmählich ab, seit die römische Politik mehr auf Grenzsicherung als auf Eroberungen zielte.

Die billige Sklavenarbeit verdrängte die freien Lohnarbeiter auf Haushalten, Gewerbebetrieben und Latifundien (landwirtschaftliche Großbetriebe der Adeligen). Die Sklaven hatten keinerlei Rechte, nur die Pflicht zum Gehorsam. Die Sklaven in einem Privathaus hatten es noch am besten, besonders wenn sie hier geboren waren und gewissermaßen zur Familie gehörten. Sie kümmerten sich um die Kinder und die Küche, Haus und Hof. Wenn ein Herr seinen Sklaven zum Tod verurteilte hatte, so wurde er dem städtischen Henker übergeben. Später durften Sklaven nicht mehr ohne Gerichtsurteil den wilden Tieren vorgeworfen werden und Kaiser Claudius (41 - 54 n. Chr.) ordnete an, dass kranke Sklaven freizulassen sind, wenn ihr Besitzer nicht für sie sorgte. Später durften Sklaven sogar gerichtliche Klage gegen unbarmherzige und grausame Herren anstrengen. Im Jahr 83 wurde die Kastration von Sklaven verboten und Antonius Pius (138 - 161 n. Chr.) erklärte, dass die Tötung eines Sklaven Mord sei.

Manche Sklaven hatten ein bronzenes Halsband oder eine Plakette um den Hals mit einer Inschrift wie z. B. Sklave des Praetorius, geflohen aus Rom, eingefangen. Entlaufener Sklave abzugeben in der Straße der Barbiere, beim Tempel der Flora. Die Sklaven hatten selten einen Namen. Man nannte ihn „Kleiner" oder „Junge" oder spaßig „Thrax", wenn er aus Thrakien stammte. Viele Sklaven hießen einfach nur Barbara (Barbarin).

Was geschah mit alten oder kranken Sklaven? Cato d. Ältere: „Alte Ochsen, entwöhntes Vieh, entwöhnte Schafe, Wolle, Felle, altes Fahrzeug, altes Eisenzeug, alt gewordene Sklaven, kränkliche Sklaven und was es sonst Überflüssiges gibt, soll er (der Herr des Landguts) verkaufen."

Die meisten Sklaven arbeiteten in der Landwirtschaft. Viel brutaler war es allerdings in den Bergwerken zu arbeiten, wo viele tausend Sklaven elend ihr Leben ließen. Diodorus: „Die Sklaven, die im Bergbau beschäftigt sind, bringen ihren Besitzern unglaubliche Einkünfte; sie müssen unterirdisch graben, bei Tag wie bei Nacht, gehen körperlich zugrunde, und viele sterben infolge der übermäßigen Anstrengung - denn Erholung oder Pausen in der Arbeit gibt es nicht. Aufseher zwingen sie mit Schlägen, die furchtbaren Leiden zu ertragen, bis sie elend ihr Leben aushauchen. Wenige nur, die Körperkraft und seelische Widerstandsfähigkeit genug haben, halten durch und verlängern damit nur ihre Qual. Denn erstrebenswerter als das Leben wäre für sie der Tod."

 

Vielfältige Aufgaben

Fast alle Gehilfen der Handwerker waren Sklaven. Die großgewachsenen wurden gerne als Sänftenträger eingesetzt. Sie wurden so ausgewählt, dass sie möglichst genau gleich groß waren. Auch gebildete Menschen, wie Lehrer, Musiker, Architekten, Dienerinnen, Tänzerinnen wurden entsprechend eingesetzt. Die zu verkaufenden Sklaven standen auf einem drehbaren Podium. Jeder trug am Hals einen Zettel, der alle für die Käufer wichtigen Angaben enthielt: Nationalität, Fähigkeiten, Vorzüge, Mängel. Die besseren Sklaven erstand man in den Saepta in der Nähe des Forums, wo sich die Luxusläden befanden, dem Treffpunkt der eleganten Welt. Die Preise richteten sich nach dem Alter und den Fähigkeiten der Sklaven. Sehr wohlhabende Römer besaßen Tausende von Sklaven. Sie kümmerten sich um die Pflege der Kleider, des Körpers, der Beleuchtung. Das Bad des Herrn forderte die Hilfe von mehr als einem Sklaven: allein die lästige Arbeit, die Lampen zu richten und die Wände und die Decken von dem Ruß zu säubern, der sie schwärzte, forderte viel Zeit. Kinder wurden zur Schule begleitet und vieles mehr. Reiche Römer ließen sich jede Anstrengung abnehmen. Da gab es Begleiter auf der Straße, Verschließer der Kleider zum Ausgehen, Zeitansager, Studiensklaven die für den Herrn Wissen ansammelten oder gar Melder von Unebenheiten auf dem Weg. Für Begegnungen in der Öffentlichkeit sehr nützlich waren Erinnerer, die sich an Stelle des Herrn Personen und Namen einprägten und ihm im Falle eines Falles einsagten. Plinius: „Wir grüßen mit fremdem Gedächtnis!"

Keinen Sklaven zu besitzen war ein Zeichen von Armut. Für einen Sklaven war es eine Strafe von der Stadt aufs Land versetzt zu werden. Man gestattete den Sklaven im Allgemeinen sich eine Sklavin als Gefährtin zu wählen. So zusammengehörende Sklaven durften mitsamt ihren Kindern nicht durch Verkauf getrennt werden.

 

Strafen:

Versetzung aufs Land, Zwangsarbeit in Ketten, Brennen mit glühendem Eisen, das aufs Fleisch gepresst wurde, Dehnen der Gliedmaßen, Verstümmelung, Einbrennen von Buchstaben auf die Stirn des flüchtigen Sklaven, Tod, oft durch Kreuzigen oder durch Vorwerfen vor wilde Tiere oder durch Verbrennen nach Umwerfen einer pechgetränkten Tunika.

Am Hof der späten Kaiser lebten 20.000 Sklaven, darunter tausend Köche und doppelt so viele Kellner. Für jede noch so kleine Verrichtung standen Spezialsklaven bereit, wie eine ganze Parade von Vorkostern, die dafür sorgen sollten, dass den Speisen kein Gift beigemengt war. Saß ein Lüstling auf dem Thron, so wanderten hübsche Sklavinnen zu Hunderten in den kaiserlichen Harem. Sklaven und Sklavinnen lebten oft in engem Kontakt mit ihrer Herrschaft. Haussklaven gab es als Erzieher, Privatärzte, Grammatiker, Sekretäre. Ammen wurden von ihren „Kindern" oft bis ins hohe Alter verehrt.

Der Herr konnte seinen Sklaven freilassen, was er z. B. dann oft machte, wenn seine Sklavin von ihm ein Kind erwartete. Dann ließ er die Mutter frei und das Kind damit auch, sie unterstanden aber dennoch weiterhin dem Hausherrn. Sklaven durften sich in Privathaushalten Ersparnisse anlege, die für einen späteren Loskauf gedacht waren. Freigelassene brachten es als Krämer oder Händler zu beachtlichem Wohlstand, dennoch ließ man sie ihre unfreie Herkunft spüren. Erst die Kinder der Freigelassenen galten als vollwertige römische Bürger. Die allgemeine Abschaffung des Sklaventums erfolgte erst nach dem Verfall des weströmischen Reiches.

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