Der Triumphzug

Ein Artikel von Heinz Müller

Die Römer eroberten in wenigen Jahrhunderten die halbe Welt. Über die Apenninenhalbinsel hinaus begannen sie sich der Länder des Mittelmeeres zu bemächtigen. So erlitten beispielsweise auch Griechenland und Makedonien einen entscheidenden Schlag, als im Jahre 168 v.Chr. der römische Feldherr Aemilius Paulus einen glänzenden Sieg über den makedonischen König Perseus und dessen griechische Verbündete errang. Anschließend gab er die Länder rücksichtsloser Plünderung preis, ließ siebzig Ortschaften völlig zerstören und brachte 150.000 Menschen auf den Sklavenmarkt. Auch den König Perseus schleppte er als Gefangenen nach Rom und zog im Triumph, in feierlichem Siegeszug, in der Hauptstadt ein.

 

Drei volle Tage

Dieser Triumphzug dauerte drei volle Tage. Er war wie ein Fest. Die Straßen waren geschmückt, alle Tempel waren geöffnet. Männer, Frauen und Kinder standen dicht gedrängt am Straßenrand, und die Schaugerüste auf den Plätzen brachen fast zusammen, als der Umzug begann.

 

1. Tag

Alles, was man an griechischer Kunst hatte mitnehmen können, zeigte man auf vorbeifahrenden Wagen. Da gab es Standbilder und große Gemälde. Insgesamt brauchte man über 250 Wagen, um dies alles zur Schau zu stellen.

 

2. Tag

Der zweite Tag galt den glitzernden Waffen und Rüstungen: Lanzen, Schwertern, Schilden, Harnischen, Helmen und Pferdegeschirr. Dahinter trugen 3.000 Männer, je vier und vier, schwere Römische Krieger Gefäße mit Silbermünzen, andere silberne Krüge, Schalen und Becher.

 

3. Tag

Der Umzug des dritten Tages begann schon in aller Frühe. Trompeter bliesen den römischen Kriegsmarsch. Ihnen folgte ein Zug von 120 Mastochsen, alle zum Dankopfer bestimmt, mit Blumen und Bändern geschmückt. Jünglinge führten sie, Knaben gingen nebenher mit silbernen und goldenen Tempelgefäßen. Jetzt trugen Männer in prächtigen Truhen gemünztes Gold, andere golden schimmernde Schalen, mit Edelsteinen besetzt, vorbei. Auf einem Wagen lagen des geschlagenen Perseus glänzende Rüstung und sein goldenes Diadem. Ihm folgten des Königs Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen in zartem Alter. Schwarzgewandet und mit verstörtem Gesicht schritt der Vater einher, begleitet von Dienern und Hofleuten, alle voll Trauer um ihren Herrn.

Und noch immer war der Zug nicht zu Ende. Jetzt wurden noch 400 goldene Kronen vorbeigetragen, die der Feldherr Aemilius von griechischen und kleinasiatischen Städten empfangen hatte, damit er ihnen gnädig sei.

 

Am Ende der Sieger selbst

Am Schluss erschien auf einem prunkvoll geschmückten Wagen der Sieger selber in golddurchwirktem Purpurgewand - und mit ihm sein unübersehbares Heer. Alle Soldaten trugen Lorbeerzweige in der Hand und sangen Spott- und Siegeslieder. Und die riesige Zuschauermenge jubelte ihnen zu.

 

Ihr Kommentar