Der Straßenbau im römischen Kaiserreich
Ein Beitrag von Svenja Schulz
Geeignet als Material für ein Schülerreferat.
Die Römer, so schien es, bauten Straßen für die Ewigkeit. Selbst heute noch – nach mehr als 2000 Jahren – kann man Reste solch römischer Straßen finden. Das Vorbild für den Straßenbau war der Fels. Man wollte den künstlichen Untergrund so gestalten, dass er ebenso belastbar und dauerhaft sein sollte. Dabei gingen die Römer, wie es ihre Art war, sehr gründlich vor.
Die Hauptwege quer durch das römische Reich waren von großer Bedeutung. Sie mussten zu jeder Jahreszeit, bei jeglicher Witterung benutzbar sein. Zugleich sollte man sie leicht, rasch und sicher befahren können: bei Tag und bei Nacht. Eine einfache Schotterstraße konnte dem nicht genügen. Schotter würde im Verlauf weniger Jahre unter den Füßen der Reisenden, Pferde und Maultiere, unter dem Druck der Räder zermahlen werden.
Als die Menschen vor Jahrtausenden zu reisen begannen, folgten sie einfach irgendwelchen Pfaden. Auf den Gedanken, Straßen zu pflastern, kam man erst, als Räderfahrzeuge in Gebrauch kamen. Die gepflasterte Straße ist aber keine Erfindung der Römer. Schon im alten Babylon vor etwa 4.000 Jahren gab es Straßen, die gepflastert wurden. Wenn man mit anderen Städten regen Handel treiben wollte, so konnte man nicht mit seinem Karren querfeldein fahren und in Kauf nehmen, dass eine Achse bricht oder man mit den Rädern im Schlamm versinkt. Deshalb legte man befestigte Wege an, auf denen man unabhängig vom Wetter problemlos mit Karren und Fuhrwerk fahren konnte.
Investitionen für die Zukunft
Solche gepflasterten Straßen waren eine riesige Investition in die Zukunft. Vergleichbar wäre das mit dem Bau heutiger Autobahnen oder Zugstrecken. Sie verschlangen Unsummen an Geld und Material. Es konnten sich nicht einfach ein paar Familien zusammentun, um eine längere Straße zu bauen. Das überstieg deren Möglichkeiten. Nur ein Gemeinwesen hatte dazu die finanziellen und personellen Voraussetzungen.
Man macht sich häufig nicht klar, was es an Aufwand bedeutet, eine befestigte Straße anzulegen. Zunächst musste man überlegen, wo sie am günstigsten langführen sollte. In einem Gelände gibt es Höhen und Tiefen, aber auch Hindernisse wie felsige Erhebungen, Berge und Flüsse. Man muss entscheiden, ob es leichter wäre, Umwege in Kauf zu nehmen oder die Hindernisse zu beseitigen? Stand die Planung fest, so musste die Vegetation (Bäume, Wurzeln, Sträucher …) entfernt werden, dann galt es Erde abzutragen und andernorts aufzuhäufen und Brücken über Flüsse zu bauen.
Im Altertum gab es in vielen Städten gepflasterte Straßen. Manche davon kann man bis heute in Teilen besichtigen. Die Römer hatten jedoch eine besondere Eigenschaft: Sie übernahmen die guten Ideen anderer Völker und verbesserten sie! Die Römer wurden zu den besten Straßenbauern der Antike. Und noch ein Erfolgsrezept hatten die Römer: Sie wandten ihre Erkenntnisse massenhaft an. Ihre Straßen verbanden also nicht nur naheliegende Städte, sondern sie spannen ein Netz von Verbindungswegen über viele hundert Kilometer.
Gepflasterte Straßen waren aber nicht nur für den Handel wichtig, sondern auch für militärische Strategien. Legionen konnten schnell und hindernisfrei - auch mit schwerem Gerät - von einem Ort zum anderen gelangen. Schnelligkeit war früher wie heute ein großer militärischer Vorteil, den die Römer zu nutzen wussten. Wer aber baute diese Straßen? Die Soldaten der römischen Armee reisten durch das ganze Reich und leisteten die erforderliche Arbeit.
Die einzelnen Schichten
Eine römische Straße bestand aus mehreren Schichten, die insgesamt eine Stärke von über 1 m aufweisen konnten. Zunächst wurde die Fläche von Bäumen, Sträuchern und Wurzeln geräumt. Anschließend hob man einen Graben aus, den man mit Steinen auffüllte. Dann folgte eine Schotterschicht, der auch Sand und Kalkmörtel beigemischt waren. Oben drauf kam als Straßenbelag ein Pflaster aus Basalt oder ähnlich harten Steinen. Der Fahrbahnkörper war praktisch eine liegende Mauer, einem Felsen schon recht ähnlich.
Die Fahrbahnfläche ragte sogar zumeist ein Stückchen aus der Landschaft empor. Römische Straßen wurden in der Regel auf einem Damm angelegt. Dadurch entstand an beiden Seiten eine Böschung. Diese wurde ebenfalls mit einer Schicht aus Schutt und Steinen verfüllt, damit Regenwasser abfließen konnte und die Straße unterspült wurde. Auch der Pfützenbildung wurde vorgebeugt, indem man die Fahrbahnfläche ein wenig wölbte. Oft wurden auf beiden Seiten der Straße zusätzlich Gräben ausgehoben, damit das Regenwasser schnell ablaufen konnte. Die Breite der Straße war so bemessen, dass ein römischer Streitwagen mit zwei Pferden auf ihnen passieren konnte. Die Römer kannten sogar schon „Pannenbuchten“, damit Wagen aneinander vorbeikommen konnten!
Raststationen
Entlang der römischen Kaiserstraßen gab es in regelmäßigen Abständen Raststationen. Vorbild hierfür war die altpersische Königstraße von Susa nach Sardes. Reisende konnten hier essen, ihre Tiere versorgen und übernachten. Die Entfernung zwischen den Raststationen betrug etwa einen Tagesmarsch. Zwischen diesen gab es häufig noch Wechselstationen (mutationes). Hier konnte man für ein schnelles Weiterreisen Reit- und Zugpferde austauschen ohne rasten zu müssen. Meist standen 5-8 frische Pferde zur Verfügung. Manch zentral gelegene Stationen hielten bis zu 40 Tiere bereit. Auf der rund 624 km langen Straße von Rom nach Mailand gab es 24 Raststationen (alle 26 km) und 42 Wechselstationen (alle 15 km).
Alle Wege führen nach Rom
Die Römer kannten sogar schon die Zählung von Straßenmeilen. Der Mittelpunkt des römischen Reiches war natürlich Rom. Kaiser Augustus errichtete einen „vergoldeten Meilenstein" vor dem Tempel des Saturnus in der Mitte Roms. Auf diesem Stein stand eine I. Am Straßenrand gab es Meilensteine, die die Entfernung zum goldenen Stein in Rom angaben. In den Provinzen war der Ausgangspunkt der Einteilung meist am Sitz der Verwaltung.