Römerzeitung

Ein Beitrag von Kathi Tiedtke (FWS Lindenstraße Osterholz-Scharmbeck)

Unsere erste Epoche in der 6. Klasse war aufgrund organisatorischer Wichtigkeiten (Klassenspiel über Rom, das wir selbst scheiben) die Romepoche. In dieser Epoche erstellten die Schülerinnen und Schüler anstelle eines Epochenheftes eine Zeitung. Diese Idee habe ich auf meiner Klassenlehrerfortbildung in Berlin vor den Sommerferien bekommen und fand sie so großartig, dass ich die halben Ferien damit zugebracht habe, meine eigene Zeitung zu erstellen.

Was ich da noch nicht wusste: Es braucht Zeit und ein gewisses Maß an selbstständigem Arbeiten der Schüler und Schülerinnen, um dieses Projekt auf die Beine stellen zu können. Wir starteten in die 4wöchige Epoche mit einem 3tägigen Exkurs in das Zeitungswesen und schauten uns an, was eine Zeitung ausmacht und wie sie aufgebaut ist.

Zu Beginn der ersten vollen Woche erzählte ich dann von der Gründung Roms. Dieser Text war einer der wenigen vorgegebenen Texte in der Zeitung. Zudem bekamen alle einen Infotext, der eine Begrüßung des Lesers durch den Chefredakteur darstellte und auf der zweiten Seite seinen Platz fand. Alle anderen Texte in der Zeitung lagen in der Hand eines jeden Schülers.

 

Wie kamen die Kinder nun zu ihrem Input?

Ich habe für die Epoche zu den verschiedenen Themen Hängeregister mit Textkopien vorbereitet. Insgesamt waren es ca. 20 verschiedene Themen. Anhand dieser Texte, die aus „Was ist Was“- und anderen Kinder-Wissensbüchern stammten, konnten die Kinder nach ihrem Interessengebiet Texte aussuchen.

Es wurde in jeder Woche ein Schwerpunktthema gesetzt: in der 1. Woche ging es um die Infrastruktur Roms. Dabei haben wir mit der Methode „Kugellager“ uns gegenseitig die gelesenen Texte vorgestellt und dann eine große Stichwortsammlung auf Flipchart-Papier erstellt. Nun konnte jedes Kind anhand der Stichworte einen Text zu seinem Thema schreiben. Manche haben auch mehrere Texte geschrieben. Je nachdem, wie leicht dies von der Hand ging.

In der zweiten Woche ging es um die Geschichte Roms - von den Königen über die Republik hin zum Kaiserreich. Hier gab es drei Gruppen, die sich jeweils um ein Thema gekümmert haben und gemeinsam einen Text für die Zeitung entworfen haben. Zudem stellte jede Gruppe ihre Ergebnisse den anderen vor. Der verfasste Text wurde dann für alle Gruppenmitglieder kopiert, so dass sie ihn in die Zeitung übertragen konnten. In dieser Woche bemalte zudem jeder eine kopierte Karte des römischen Reiches und erstellte darauf einen Zeitstrahl, der dann als Rückseite der Zeitung verwendet wurde.

In der letzten Woche ging es noch um die Ausdehnung des römischen Reiches bis zum Limes, da wir in diesem Schuljahr unser Klassenspiel „am Limes“ spielen. Zudem konnten sich die Kinder ab jetzt freie Themen anhand der vorliegenden Kopien aussuchen. Beliebt waren vor allem das Kolosseum, die Thermen und die Spiele in Rom. Auch die Gestaltung der Titelseite war jetzt Thema und jeder musste einen großen „Aufmacher“ zu einem seiner Artikel auf die Titelseite bringen.

Ab der 2. und vor allem dann ab der 3. Woche haben die Kinder täglich mehr und mehr Zeit bekommen, um an der Zeitung zu arbeiten. Die Zeitung entstand auf A3+-Papier, das eine etwas festere Qualität hatte. Die Auswahl des Papiers war Zufall. Man kann sicherlich auch dünneres Papier nehmen. Zu jeder Seite gab es eine Vorgabe zum Rand rechts, links, oben und unten. Rubriken mussten erdacht und Platz für die Seitenzahl gelassen werden. Die Seitenzahlen wurden – wie auch das Inhaltsverzeichnis – erst am Ende erstellt. Das hing davon ab, wie viele Seiten man beschrieben hatte. Zwischendurch wurde die Zeitung mit Anzeigen gefüllt und auch eine Witze- und Rätselseite wurde erstellt. Anregungen dazu gibt es in einem Buch über die Römische Zeitung, das man im Buchhandel („Die Römische Zeitung“ - Gebundene Ausgabe: 1. Januar 2000, von Andrew Langley, Philip de Souza, Philip DeSouza) kaufen kann.

 

Es folgen einige Seiten aus den Römischen Zeitungen der Schülerinnen und Schüler, weiter unten sehen Sie mein Exemplar, das während der Vorbereitung auf die Epoche entstand. 

Insgesamt sind bei 23 Kindern 23 sehr unterschiedliche Exemplare der Römerzeitung entstanden. Jeder konnte das, was er gerne und gut macht, anwenden: wer gerne schrieb, erstellte lange Texte; wem das Schreiben schwerfiel, der zeichnete größere Bilder und schrieb nur kurze Artikel, etc. Mit einer bestimmten Schraffurtechnik der Rückseite, wurden die Bilder aus den Kopien auf das Zeitungspapier übertragen, so dass sehr detailgetreue Zeichnungen entstanden. Wir nannten sie „Schummelbilder“.

Die größte Herausforderung war für viele Kinder das selbstständige Arbeiten. Dies bestand nicht nur in der Zeiteinteilung, sondern auch in der Auswahl der Themen, dem Zeichnen der Bilder, etc. Den meisten hat die Arbeit großen Spaß gemacht. Für einige war die Herausforderung jedoch auch sehr groß. Diese Schülerinnen und Schüler haben dann auch mal das ein oder andere Bild eingeklebt und kurze Artikel abgeschrieben.  Doch jeder hat die Aufgabe gemeistert und am Ende ganz stolz seine Zeitung abgegeben.

Unterstützt wurden wir am Ende noch von unserer Handarbeitslehrerin, die mit den Kindern das fertige Exemplar dann im Handarbeitsunterricht mit einem japanischen Buchrückenstich vernähte, so dass eine echte Zeitung entstand.
 

Mein Exemplar (natürlich viel umfangreicher als das der SchülerInnen)

Ihr Kommentar