Ein Aquädukt quer durchs Klassenzimmer

Ein Beitrag von Korinna Schiemann (Freie Waldorfschule Freiburg St. Georgen)

Ein praktisches Projekt in unserer Römerepoche war der Bau eines Aquäduktes. Als Material wählten wir Ton. Unser Vorhaben bestand darin, mit Hilfe des Aquäduktes durch Aufdrehen des Wasserhahnes am Waschbecken quer durchs ganze Klassenzimmer eine Pflanze am Fenster zu gießen. Also musste es ein großes Aquädukt werden. Letztendlich verbrauchten wir dafür 350 kg Ton, der natürlich später in unserer Plastizierwerkstatt weiterverwendet werden konnte.

Zunächst machten wir Vorüberlegungen zum Bau und ein Schüler kam auf die Idee eine Schnur vom Wasserhahn zur Pflanze zu spannen, damit an jeder Stelle klar war, welche Höhe der Bau erreichen musste. Dann schlug eine Schülerin vor, an der gespannten Schnur in jeweils gleichen Abständen vertikal Schnüre zu befestigen, die dann jeweils eine Grundsäule ergeben sollte. Wir legten noch eine große Plastikplane unter die Konstruktion und dann wurde der Ton ausgepackt und verteilt. 

Mit großer Motivation machten sich alle 26 Schüler*innen ans Werk und wenn sich immer zwei gegenübersaßen, hatten tatsächlich alle Platz. So entstand Säule für Säule, Bogen für Bogen. Bald merkten die Schüler*innen, dass manche besonders geschickt beim Bauen waren, während andere sich damit sehr abmühten einen stabilen Bogen hinzukriegen. So teilten sie sich die Arbeit auf: Manche gingen in die Produktion und stellten bestellte Ziegelsteine, Kugeln oder andere Bausteine her, die dann von den anderen verbaut wurden.

Die Klasse baute an dem Aquädukt etwa 6 Zeitstunden. Einzelne Schüler*innen waren so eifrig, dass sie sogar in den Pausen weiterbauten. Besonders an der hohen Seite, nah beim Wasserhahn, stürzte der Bau einmal zusammen, weil der feuchte Ton sein großes Gewicht nicht halten konnte. Die Lösung ergab sich durch das Unterstellen eines Tisches und eines Stuhles, die nun einen Berghang simulierten. So mussten die Schüler*innen nur vom Tisch oder Stuhl aus nach oben bauen. Die Fließrinne wurde nur teilweise überdacht, damit wir das Wasser dann auch fließen sehen konnten. Und es hat geklappt: Am 3. Tag wurde der Wasserhahn angestellt und die Pflanze bekam tatsächlich etwas zu trinken! Da ging durch die Klasse ein Jubelschrei!

Das Projekt hat den Schüler*innen viel Freude gemacht und sie haben vielfältige Erfahrungen dabei sammeln können. Durch die Größe des Aquäduktes konnten wirklich alle 26 Schüler*innen gleichzeitig am Bau mitwirken. Als einziges Manko an der ganzen Sache wäre zu erwähnen, dass man sich als Lehrkraft nicht unbedingt bei der Hausmeisterei beliebt macht, denn die Flure und Treppen waren über die drei Tage hinweg mit Tonresten, die an den Schuhen hängengeblieben waren, besudelt. Und trotz untergelegter Plastikplane hat sich der Ton doch auf dem Boden des gesamten Klassenzimmers verteilt und wir brauchten einen ganzen Hauptunterricht, um das Klassenzimmer wieder für „normale Lernsituationen“ herzurichten.

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