Sulla, der 1. römische Feldherr, welcher die Stadt Rom angriff

Zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. hatten Korruption sowie Konflikte um die Landverteilung und das Bürgerrecht Rom in einen Zustand innerer Gewalt geführt. In dieser Lage tat sich Sulla besonders militärisch hervor. 88 v. Chr. wurde er deshalb zum Konsul gewählt.

Dann aber nahm man Sulla aufgrund politischer Unruhen den Oberbefehl im Krieg gegen König Mithridates. Der Konsul, gewaltsam aus Rom vertrieben, sah sich gezwungen gegen die Stadt zu marschieren. Ein anderer Weg war für ihn nicht mehr möglich. Damit war Sulla der erste römische Feldherr, der die Stadt Rom angriff und kurze Zeit drauf eine Terror-Diktatur errichtete, von der er selber wieder zurücktrat.

 

Der römische Schriftsteller Plutarch berichtet:

„Während Marius noch mit Vorbereitungen beschäftigt war, führte Sulla mit seinem Kollegen sechs kampfbereite Legionen von Nola heran. Seine Soldaten brann­ten darauf, den Marsch auf Rom zu beginnen; er selbst aber schwankte in seinem Entschluss und fürchtete das gefahrvolle Unternehmen.

Der überaus günstige Ausgang eines Opfers und ein Traumgesicht machten ihm Mut. Bei Tagesanbruch brach Sulla gegen Rom auf. Bei Pictä kam ihm eine Gesandtschaft entgegen. Sie bat ihn, nicht zum Angriff gegen die Stadt zu marschieren, da der Senat beschlossen habe, ihm alle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Er versprach, dort haltzumachen, und gab auch an die Offiziere den Befehl aus, in gewohnter Weise den Lagerplatz abzustecken, so dass die Gesandten beruhigt abzogen. Kaum waren sie fort, so schickte er Lucius Basilius und Gaius Mummius voraus, um durch sie Tor und Mauern am Esquilin besetzen zu lassen. Er selbst rückte eilig nach. Basilius drang wirklich in die Stadt ein und besetzte sie, doch hielt sie ein unbewaffneter Volkshaufe, der sie von den Dächern herab mit Ziegeln und Steinen bewarf, von weiterem Vor­dringen ab. Schließlich wurden sie gegen die Mauern zurückgetrieben. Inzwischen erschien auch Sulla, und als er sah, wie die Dinge lagen, schrie er seinen Leuten zu, die Häuser anzuzünden, und ging mit einer brennenden Fackel als erster ans Werk. Die Bogenschützen bekamen Befehl, mit Brandpfeilen auf die Dächer zu schießen... So bahnte er sich mit Feuer seinen Weg, das zwischen Schuldigen und Unschuldigen keinen Unterschied kennt. Währenddessen wurde Marius bis zum Tempel der Tellus zurückgedrängt. Wohl rief er die Sklaven unter die Warfen und versprach ihnen dafür die Freilassung, aber weil er sich von der andringenden Macht der Feinde überwältigt sah, musste er aus Rom fliehen. Sulla berief darauf den Senat und ließ über Marius und einige andere, darunter den Tribun Sulpicius, die Todesstrafe verhängen. Sulpicius wurde von seinem Sklaven verraten und hingerichtet. Auf Marius' Kopf setzte Sulla einen Preis."

Sulla verjagte seine politischen Gegner, konnte aber nichts daran ändern, dass sie in Rom wieder die Macht übernahmen, nachdem er zum Krieg gegen Mithridates aufgebrochen war. Sulla eroberte zunächst Griechenland zurück, schloss dann aber Frieden mit Mithridates, um nach Rom zurückkehren zu können.

„In Antemnä erreichte ihn eine Abordnung, die dreitausend Gegner aus Rom zu ihm geschickt hatten. Er versprach ihnen Sicherheit, wenn sie vorher noch unter den übrigen ihrer früheren Gesinnungsgenossen aufräumen wollten, ehe sie zu ihm kämen. Sie verließen sich auf seine Zusicherung, griffen die andern an, und es gab ein all­gemeines Gemetzel. Gleichwohl ließ Sulla den Rest der Dreitausend und der Marianer, gegen sechstausend Menschen, im Zirkus zusammentreiben und berief den Senat in den Tempel der Bellona. Während er seine Rede begann, schlachteten die dazu bestellten Henker die Sechstausend ab. Der Todesschrei der Menge, die auf so kleinem Raum niedergemetzelt wurde, drang bis in den Senat, entsetzt sprangen die Sena­toren auf. Doch mit unverändert beherrschter Miene hieß Sulla sie lieber auf seine Rede achtzugeben und sich nicht um die Geschehnisse da draußen zu kümmern, es würden auf sein Geheiß nur einige Verbrecher gezüchtigt.

 

Proskriptionen

So hatte Sulla sich also aufs Morden gelegt und erfüllte mit Hinrichtungen ohne Maß und Zahl die Stadt. Viele Männer, die nie etwas mit ihm zu tun gehabt hatten, wurden nun das Opfer persönlicher Rache der Anhänger Sullas, denen er aus persönlicher Gefälligkeit die Erlaubnis zu dem Mord gab. Da wagte es der junge Gaius Metellus, Sulla im Senat zu fragen, wann diese Schrecken einmal ein Ende nehmen würden und wie weit er noch gehen wolle, bevor man auf ein Aufhören dieser Leiden hoffen könne. „Wir bitten", sprach er, „nicht für die, denen du den Tod bestimmt hast; nimm nur denen die Ungewissheit, deren Leben du schonen willst." Und auf Sullas Entgegnung, er wisse noch nicht, wen er am Leben lassen wolle, erwiderte Metellus: „So nenne wenigstens die Männer, die du bestrafen willst." Das versprach Sulla... Sulla ließ nun, ohne Mitteilung an den Magistrat, achtzig Bürger in die Acht erklären. Da aber ganz Rom darüber entsetzt war, ließ er einen Tag verstreichen und ächtete dann weitere hundertzwanzig, am dritten Tag noch einmal ebenso viele. Dann er­klärte er in öffentlicher Rede, er habe jetzt die geächtet, auf die er sich besinnen könne, ein andermal würden die folgen, die ihm jetzt entfallen seien. Und er fuhr fort mit den Proskriptionen. Wer einen Geächteten aufnahm oder in Sicherheit brachte, verfiel für seine Menschenfreundlichkeit dem Tode, weder Bruder, noch Sohn oder Eltern nahm er aus. Wer einen Geächteten tötete, bekam als Lohn zwei Talente, mochte auch der Sklave seinen Herrn oder der Sohn seinen Vater töten. Für das grausigste Unrecht aber galt, dass er auch den Söhnen und Enkeln der Ge­ächteten die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannte und ihr Vermögen einzog. Die Proskriptionen beschränkten sich nicht auf Rom, sie gingen durch alle Städte Italiens. Kein Göttertempel blieb unbefleckt vom Mord, kein gastlicher Herd, kein Vaterhaus, Männer wurden in den Armen ihrer Frauen, Söhne vor den Augen ihrer Mütter hingerichtet. Doch war die Zahl derer, denen Hass und Rachsucht das Leben nahm, gering im Vergleich mit denen, die wegen ihres Vermögens ihr Leben lassen mussten, und die Mörder hatten die Stirn zu sagen, dass den einen sein großes Haus, den andern sein Garten, den dritten seine warmen Bäder das Leben gekostet hätten. Quintus Aurelius war sicherlich ein friedfertiger Mann. Seine einzige Schuld bestand seiner Meinung nach darin, dass er mit dem Unglück anderer Mitleid empfand. Als er auf dem Forum die Liste der Geächteten durchlas, fand er seinen eigenen Namen und rief: „O weh, mein Albanergütchen verfolgt mich!" Nach wenigen Schrit­ten wurde er von einem Verfolger niedergehauen."

 

Appian berichtet weiter:

„Auch von den Italikern wurden eine Menge ermordet, verbannt, der Güter beraubt. Durch ganz Italien ward strenges Gericht gehalten, und der Anklagegründe gab es mancherlei. Man hatte als Befehlshaber oder auch nur als Untergeordneter Kriegs­dienste getan oder Gelder beigetragen oder sonst tätig mitgewirkt oder auch nur einer Beratung gegen Sulla beigewohnt. Auch Bewirtung, Freundschaft, Geldverkehr, den man borgend oder darleihend gepflogen, galten als Anklagegründe. Ja, schon wegen einer kleinen Gefälligkeit oder wegen bloßer Reisegesellschaft wurde einer oder der andere gerichtlich verfolgt. Am heftigsten stellte man hierbei den Reichen nach. Als keine Klagen gegen einzelne mehr vorgebracht wurden, ging Sulla zu ganzen Städten über und strafte auch diese, indem er einigen ihre Burgen zerstörte, anderen die Mauer niederreißen ließ, anderen eine gemeinschaftliche Geldbuße auferlegte, andere durch äußerst schwere Abgaben entkräftete. In die meisten aber schickte er gediente Leute von seinem Heere als Kolonisten, um durch ganz Italien Besatzungen zu haben. Die Ländereien und Wohnungen, die er in den Städten genommen, verteilte er unter diese Leute und erwarb sich vorzüglich damit eine Anhänglichkeit bei den­selben, welche noch nach seinem Tode fortdauerte. Denn weil sie wohl wussten, dass ihr Besitztum unsicher sei, solange nicht alle Verfügungen Sullas bestätigt wären, so verfochten sie seine Sache auch nach seinem Hingange.

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