Getreidegesetz

Plutarch (römischer Geschichtsschreiber, 45 - 125 n. Chr.): Gaius. Gr. 6

Am Anfang steht die lex frumentaria, das Gesetz über die staatliche Versorgung der Proletarier mit Brotkorn. Der Staat übernahm dadurch die Bereitstellung des Brot­getreides für die mittellosen Massen der Hauptstadt, die allmonatlich gegen Vorlage eines amtlichen Ausweises die zuständige Ration aus den staatlichen Kornspeichern abzuholen berechtigt sein sollten. Der Preis, den sie dafür zu entrichten hatten, ent­sprach dem mittleren Weltmarktpreise. So war durch die Einschaltung des Staates das Brot der Armen von den Preisschwankungen der Konjunktur befreit. Zugleich gewann das Reich als größter Abnehmer einen maßgebenden Einfluss auf die Bildung des Weltmarktpreises. Aber die Voraussetzung für ein reibungsloses Funktionieren dieses riesigen Apparats war die einheitliche Leitung des Staates durch einen Mann, die allein eine straffe Organisation der Kornzufuhr gewährleistete... Am Ufer des Tiber wurde ein riesiges Kornmagazin gebaut, was Tausenden von Römern Brot und Arbeit gab. Zugleich wurde eine umfassende Verbesserung aller Landstraßen und Wege Italiens durchgeführt, um den Erzeugnissen der neuen Bauern einen mög­lichst bequemen und billigen Zugang zum römischen Markte zu schaffen. Auch hierbei gewannen neue Tausende von Proletariern Arbeit und Brot. So wurde die Zahl der Römer, die an das gewaltige Werk und seinen Schöpfer gebunden waren, immer größer.

Es war eine fast monarchische Machtbefugnis, die ihm zufiel, und selbst der Senat ließ sich seinen Rat gefallen. Allerdings entsprachen alle seine Ratschläge auch der Würde und dem Ansehen des Senats durchaus... Erstaunlich war die Schnelligkeit und Energie, mit der er jeden einzelnen Plan durchführte, als wenn gerade dieser Plan der einzige wäre. So kam es, dass selbst Leute, die Gaius aufs äußerste hassten und fürchteten, ihrer Verwunderung über seine zielbewusste Tatkraft Ausdruck gaben. Der Mann aus dem Volke aber staunte vollends, wenn er sah, wie ein ganzes Heer von Bauunternehmern, Handwerkern, Gesandten und Beamten, Militärs und Gelehr­ten ihn umlagerte. Alle behandelte er leutselig, ohne seiner Würde mit dieser Freund­lichkeit etwas zu vergeben, und wenn er jedem dieser Leute die ihm zukommende Achtung erwies, so strafte er damit die böswilligen Verleumder Lügen, die behaupten wollten, er sei ein Wüterich, ein Grobian und Gewaltmensch.

 

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