9 Gründe, warum das Weströmische Reich unterging

Ein Beitrag von Sebastian Nagl

Das Römische Reich bestand in seiner Einheit etwa 1148 Jahre (von ca. 753 v. Chr. bis 395 n.Chr.). In dieser Zeit expandierte es von einer Regional- zu einer Supermacht der Antike. Zentrum dieser Macht war fast durchgehend die Stadt Rom. Das Römische Reich besaß ein ausgezeichnetes Straßennetz, was den Kommunikationsfluss insgesamt sehr begünstigte. Trotzdem stieß die Verwaltung an ihre Grenzen. Das Reich zerbrach 395 n.Chr. endgültig in zwei Hälften. Schon 100 Jahre später löste sich das Weströmische Reich vollständig auf.

 

Ganz unterschiedliche Gründe führten zu dieser Entwicklung:

Hohe Militärausgaben

In seiner Glanzzeit reichte das Römische Reich vom Atlantischen Ozean bis zum Euphrat. Es hatte Außengrenzen von einer Länge von bis zu 15.000 km. Der Druck auf diese Grenzen durch Germanenstämme wurde immer größer. Ständig mussten neue römische Legionen ausgehoben werden, um diesem Druck standzuhalten. Die Ausgaben dafür stiegen horrend. U.a. errichtete man im 2. Jahrhundert den Hadrianswall, um die aus dem Norden angreifenden Feinde abzuwehren. Den gleichen Zweck erfüllte in Mitteleuropa der Limes. Die Erstellung und der Unterhaltung aller Grenzanlagen verbrauchte Unsummen.

 

Geldentwertung

Neben den riesigen militärischen Ausgaben war eine zunehmende Geldentwertung (Inflation) im Römischen Reich zu beobachten. Schon Kaiser Nero ging dazu über, den Silbergehalt des Denars zu reduzieren. Andere Kaiser folgten seinem Beispiel, sodass mit der Zeit immer mehr Geld in Umlauf war. Dadurch wurde alles teurer. Um die hohen Staatsausgaben auszugleichen, erhöhte Rom immer weiter die Steuern, was die Bauern – einst Fundament des römischen Reiches – in existenzielle Schwierigkeiten brachte. Im Gegenzuge versuchten gerade die wohlhabenden Bürger, sich der Besteuerung zu entziehen.

 

Sklaven

Römische Sklaven machten einen Bevölkerungsanteil von 25 % aus. Ab dem 2. Jahrhundert schritt aber die Expansion Roms nicht mehr voran, sodass weitere Sklaven und Kriegsbeuten ausblieben. Es fehlte an billigen Arbeitskräften, wodurch die Teuerung weiter angeheizt wurde.

 

Bevölkerungsrückgang

Der Wohlstand ließ die Geburtenraten weiter sinken. Daher erließ schon Kaiser Augustus ein Ehegesetz, das das Problem des Bevölkerungsrückganges, besonders in der herrschenden Schicht, lösen sollten. Männer von 25 bis 60 und Frauen von 20 bis 50 Jahren hatten demnach verheiratet zu sein. Falls nicht, mussten sie Bußgelder entrichten. Diese Regelungen betrafen nur Einwohner mit römischem Bürgerrecht. Um das Reich nicht noch mehr zu schwächen, erhielten daher immer mehr Menschen das römische Bürgerrecht.

 

Überfremdung

Zunehmend mehr Germanenstämme erhielten Einlass in das Römische Reich, um die Lücken sowohl im Militär als auch in der Landwirtschaft zu schließen. Sie erhielten Reichsgebiete zugewiesen, auf denen sie sich ansiedeln durften. Aufgrund hoher militärischer Aktivitäten und des Bevölkerungsrückgangs war es nicht mehr möglich, eine ausreichende Zahl römischer Bürger als Soldaten zu rekrutieren. Kaiser, wie Diokletian oder Konstantin nutzen ausländische Söldner, um ihre Armeen zu stärken. Diese wurden dadurch allerdings noch lange nicht zu „Römern“. In ihren Herzen blieben sie Germanen, was dazu führte, dass das Weströmische Reich sich langsam überfremdete. Zudem folgten manche germanische Heeresführer durchaus nicht immer ihren römischen Befehlsgebern.

 

Politische Instabilität im Weströmischen Reich

Das Amt des Römischen Kaisers war nicht ungefährlich. Es kam in manchen Zeiten fast einem Todesurteil gleich. Auch gab es Soldatenkaiser, die sich einfach von ihren Soldaten zum Kaiser ausriefen ließen – manchmal auch mehrere nebeneinander. Wiederum andere Kaiser waren ihrer Aufgabe einfach nicht gewachsen. Insgesamt schwand die Autorität der Kaiser zunehmend, was das System als Ganzes schwächte.

 

Entfremdung beider Reiche

Das Oströmische Reich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel nahm eine ganz andere Entwicklung als das Weströmische Reich. Ostrom brachte die stabileren Regenten hervor. Z.B. bestieg Theodosius II im Jahr 408 als 7-Jähriger den Thron. Seine Regentschaft endete erst nach 42 Jahren, als er bei einem Reitunfall starb. Wenig später kam Kaiser Markian an die Macht. Dieser stellte sich als Glücksfall für das Ostreich heraus. Ihm gelang es, den Staatshaushalt zu sanieren und neuen Reichtum ins Reich zu bringen. Die Stärke des Ostreiches hatte zur Folge, dass insbesondere das Weströmische Reich zum Einfallstor der Germanenstämme wurde. Die Abwehr dieser Eindringlinge sah das Ostreich nicht als gemeinsame Aufgabe. Die Kluft wurde stärker. Nachdem das Weströmische Reich untergegangen war, bestand Oströmische Reich noch weitere tausend Jahre.

 

Völkerwanderung

Spätestens mit dem Auftauchen der Hunnen, die die Völkerschaften vor sich hertrieben, konnten die Römer ihre Grenzen nicht mehr selbstbestimmt verteidigen. Sie ließen viele Germanen ins Römische Reich und versuchten gemeinsam die Hunnen zu schlagen. Z.B. baten 376 n.Chr. die Goten das Römische Reich im Bereich der unteren Donau um Aufnahme. Die Hunnen wurden zwar nicht vollständig geschlagen, wichen aber ins heute Ungarn zurück. Nachdem die Gefahr zunächst gebannt war, führten die eingelassenen Gotenstämme ihr Eigenleben und trugen damit zum Zerfall des Weströmischen Reiches entscheidend bei.

 

Aufkommen des Christentums

Im Grunde war das Christentum dem Römertum fremd. Rom wurde groß, indem es jahrhundertelang an die vielen altgriechischen Götter glaubte. Mit diesem Glauben verband der Römer wichtige Werte und ein ganz bestimmtes Selbstverständnis. Unter Kaiser Theodosius wird nun 380 n. Chr. das Christentum zur alleinigen Staatreligion erhoben. Das Römertum wurde dadurch geschwächt. Zudem wurde das Machtgefüge im Staat noch komplizierter. Kirchliche Führer und Päpste nahmen eine immer größere Rolle bei politischen Entscheidungen ein.

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