Troja

Der Mythos um Troja hat einen historischen Kern. Ohne konkrete Hinweise, rein aus Überzeugung begann Schliemann 1870 nach dem alten Troja zu graben und er fand es. Das ist schon ein kleines Wunder. Entgegen der landläufigen Gelehrtenansicht vermutete er die Ruinen unter dem 4 km vom Meer entfernt liegenden Hügel von Hissarlik. Seine Annahme bestätigten in zwanzigjähriger Arbeit die Funde.

 

Hissarlik

Insgesamt konnte man in Troja neun Schichten unterschiedlicher Stadtgeschichte entdecken. Immer wieder wurde die Stadt zerstört, in neun Schichten lagen die Ruinenreste übereinander - doch man baute Troja immer wieder über dem Schutt auf.

Die unterste Schicht auf dem gewachsenen Felsen rührte von einer neusteinzeitlichen dorfartigen Siedlung her, die um 3000 v. Chr. bestanden haben dürfte. Mauerreste aus lehmgekitteten Steinblöcken, Tontöpfe und Schalen, aus bloßer Hand geformt und mit eingeritzten Zickzacklinien und Fischgrätenmuster verziert, und Werkzeuge aus Stein legte der Spaten frei.

Viel bedeutender sind die Reste der darüber liegenden zweiten Schicht. Sie hielt Schliemann für das Troja Homers. Aber dieser Ansicht stehen die Tatsachen entgegen, dass die Hellenen erst viel später ihre Herrschaft über das Meer ausdehnten und auch die mykenische Kultur, die für die homerische Epoche kennzeichnend ist, erst Jahrhunderte nachher erblühte. Mächtige, stark geböschte Stadt­mauern, wie in Mykene und Tiryns aus zyklopischen Steinblöcken, unter­brochen von großen Doppeltoren, umgaben die Burgfläche. Die Häuser waren aus luftgetrockneten Ziegeln und eingefügten Holzbalken auf Stein­sockeln erbaut und stellten den ältesten rechteckigen Saalbau mit offener, noch säulenloser Vorhalle dar. Den Wohl­stand der damaligen Bewohner beweisen die vielen Goldfunde, besonders der Schatzfund, den Schliemann für den »Schatz des Priamos« hielt. Diese Burg dürfte um 2100 v. Chr. wahrscheinlich durch Feuer zerstört worden sein, worauf die vorgefundenen Brandreste deuten.

Die Aufdeckung der dritten, vierten und fünften Schicht brachte nur unscheinbare Reste kleiner, unbedeutender Siedlungen zutage.

Die sechste Schicht, die der Archäologe Dörpfeld nach Schliemanns Tode bloßlegte (1893), führt uns in die Zeit um 1600 v. Chr. und gilt als die mykenische oder homerische Siedlung. Um die Festung schmiegte sich die ungesicherte Unterstadt. Reste der wuchtigen, über 500 m langen Burgumfassungsmauer und Unterbauten von drei Toren und von Häusern sind die Zeugen dieser Stadt. Das gefundene Tongeschirr ist von feiner Arbeit und weist starke Beziehungen zur mykenischen Kultur auf. Daneben wurde auch eingeführte kretische Keramik aufgedeckt.

Um 1200 v. Chr. ist diese Stadt wahrscheinlich durch Feuersnot zugrunde gegangen. In diese Zeit (1194-1184 v. Chr.) setzen die griechischen Geschichtsschreiber nach alter Überlieferung das Ende Trojas. Es dürfte also diese sechste Siedlung ziemlich sicher mit dem homerischen Ilion identisch sein.

Das siebente Troja war eine unbedeutende und unbefestigte Siedlung.

Auf ihr errichtete Alexander der Große im Jahre 334 v. Chr. zu Ehren des von ihm so hochgeschätzten Homer die achte Stadt. 

Zu Beginn der christlichen Zeitrechnung erbauten die Römer in stolzer Erinnerung an ihren mythi­schen Stammvater, den Trojaner Äneas, die neunte Anlage auf dem historischen Hissarlikhügel. Es war eine mächtige Stadt mit wuchtigen Mauern und prächtigen Bauten, einem Athenetempel, mehreren Theatern und einer großartigen Wasserleitung, die in vielen Rundbogen das flüssige Element in die Häuser trug. Einer dieser triumphalen Bogen hat die Zeiten überdauert. Wir wissen nicht, seit wann diese Stadt im Schutt der Jahrhunderte schlief, bevor deut­sche Forschungsarbeit sie aus ihrem Dornröschenschlaf weckte.

 

Schliemann fand nicht sein wirkliches Troja

Bei einem Rückblick auf die Schichtung der verschiedenen trojanischen Siedlungen auf demselben Hügel erhebt sich die Frage, wieso Schliemann auf die zweite Schicht stoßen konnte, ohne von der darüberliegenden sech­sten Kenntnis zu erhalten. Ein Blick auf den Durchschnitt durch den Schutthügel löst das Rätsel. Schliemann musste, als er lotrecht in den Berg­hügel grub, auf die zweite Schicht stoßen, denn der Umfang dieser Sied­lung war kleiner als die der sechsten Niederlassung. Diese konnte sich auf den Schutthügeln der vorhergehenden Anlagen weiter ausbreiten. Ihre Umgrenzung lag also außerhalb des Grabungsfeldes Schliemanns. Und insbesondere der Mittelraum, der ja mit in das Gebiet der sechsten Stadt gehörte, brachte keinen Aufschluss über die früheren Bauten. Die Römer hatten zur Vorberei­tung für ihre neunte Stadt alle Baulichkeiten des Mittel­feldes zerstört, um die Kuppe für ihre Anlage einzuebnen.

Auf diese Weise hat also Schliemann die so heiß ersehnten Ruinen der homerischen Stadt nicht gefunden.

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