Reformen des Solon

Ein Artikel von Heinz Müller

In Athen konnte man bemerken, dass sich die einzelnen Bevölkerungsschichten immer weiter voneinander entfernten. Die Reichen wurden immer reicher und die Armen immer ärmer. Das ergab Zündstoff und man befürchtete, dass sich ein einzelner an die Spitze der Unzufriedenen stellen würde. Ein solcher Alleinherrscher würde sich zum Tyrannen ausrufen lassen. Dies war in anderen griechischen Stadtstaaten schon öfters geschehen.

So lag die Meinung in der Luft, dass arme Bauern einen Aufstand zur Aufteilung des Landes der Adligen anzetteln könnten. In dieser Lage einigten sich die Athener darauf, Solon, einen Adligen, zu dem alle Vertrauen hatten, als Schiedsrichter einzusetzen. Solon befragte zu allererst das delphische Orakel. Der Spruch der Pythia lautete:

„Setz dich mitten ins Schiff und lenke das Ruder des Steuers;
Viele Männer Athens die Hand zur Hilfe dir bieten!"

 

Dann erst gab Solon den Athenern seine ersten Gesetze. Mit seinen Reformen wollte er die verfeindeten Gruppen in Attika wiederum zusammenführen:

  • Er setzte durch, dass die als Sklaven in die Fremde verkauften Bürger auf Staatskosten nach Athen zurückgeholt wurden, und verbot für die Zukunft jegliche Schuldknechtschaft.
  • Er zwang die Adligen, den Bauern alle Schulden zu erlassen und das Land, das sie als Pfand genommen hatten, zurückzugeben.
  • Er teilte die Bevölkerung nach ihrem Vermögen oder ihren Einkünften in 4 Klassen ein und wies jeder dieser Klassen abgestufte Rechte im Staat zu. Von nun an bildeten alle Bürger (nicht mehr nur die Adligen) die Volksversammlung; zu Archonten konnten die Angehörigen der obersten Klassen gewählt werden; in den Rat der 400, der neben den Adelsrat (Areopag) trat, gelangten nur Athener aus der ersten zweiten und dritten Klasse. Das Volksgericht stand auch den Tagelöhnern offen.
  • Änderung des attischen Münz- und Währungssystems, so dass die Ausfuhren aus Athen verbilligt, die Einfuhren aus anderen Ländern jedoch verteuert wurden; dadurch sollte die Wirtschaft belebt werden.

Solons einzelne Gesetze waren sehr klug und durchdacht. Er machte deutlich, dass nicht eine gesellschaftliche Schicht alles zu tragen hatte, sondern belastete jede Schicht nach ihren Möglichkeiten. Daher konnte man auch nach den Reformen nicht von einer Gleichheit aller Bürger sprechen, aber es fand ein Ausgleich der Interessen statt. Eine Landaufteilung der Adeligen zugunsten der Bauern lehnte Solon ab.

Allerdings wurde die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse nicht mehr ererbt, sondern hing vom Besitz, vom Einkommen und von der Leistung jedes einzelnen ab. Zwar wurden die wichtigsten Ämter immer noch von den vermögenden Adligen besetzt; aber Solon erlaubte den besser gestellten Bauern, Händlern und Handwerkern die Beteiligung an Fragen, welche die Polis betrafen. Er schaffte es somit, alle Bevölkerungsschichten für die Geschicke des Staates zu interessieren. Selbst die Besitzlosen waren nicht mehr vom politischen Leben ausgeschlossen.

 

Solon galt als einer der „Sieben Weisen".

Er suchte zu lernen, solange er lebte:

„Schwächt mir das Alter den Leib, wächst mir an Einsicht der Geist."

 

Sein bekannter Wahlspruch war:

„Nichts im Übermaß!"
Weitere Lehren:
„Meide die Unwahrheit!"
„Gehorche, bevor du herrschen willst!"
„Fliehe den Umgang mit Bösen!"
„Eile nicht mit deiner Freundschaft, aber den, welcher dein Freund ist, geb nicht auf!"
„Traue der Rechtschaffenheit mehr als dem Eidschwur!"
„Achte bei jedem Ding auf den Ausgang!"

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