Reisanbau

Ein Beitrag von Jens Horwedel

Seit Jahrtausenden ernährt sich mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung von Reis. Schon vor 5000 Jahren wurde in Asien Reis in großem Stil angebaut. Im 15. Jahrhundert gelangte er auch nach Europa. Asien - insbesondere China, Indien und andere Teile Südostasiens - sind die Hauptanbaugebiete. Mehr als 95 % des Ertrages wird dort erbracht.

Reis ist ein ideales Lebensmittel. Er enthält hochwertige Kohlenhydrate, die die Energie für alle körperlichen und geistigen Leistungen liefern. Auch beinhaltet er reichhaltige Ballaststoffe, welche die Verdauung in Schwung halten. Zudem lässt sich Reis sehr lange lagern.

 

Nassreisanbau

80 % der Weltreisernte werden im Nassreisanbau erzeugt. Im Gegensatz zu anderen Kornarten braucht Reis „Nasse Füße" und viel Wärme zum Wachsen. Pro Kilogramm Reis werden zwischen 3000 und 5000 Liter fließendes Wasser benötigt. Fließt das Wasser zu schnell, werden Bodenbestandteile und Nährstoffe abgeschwemmt; fließt das Wasser zu langsam, bilden sich Algen. Im Tiefland kann Nassreisanbau mit Bewässerung über Brunnen zu sinkendem Grundwasserspiegel führen. Die chinesische Regierung hat daher rund um Peking den Reisanbau verboten, da sich dort der Grundwasserspiegel um bis zu drei Meter abgesenkt hat, was die boomende Wirtschaft behindert.

Zum Wachstum brauchen die Reispflanzen heißes und feuchtes Klima. Heutzutage wird Reis oft auch auf terrassenförmig angelegten Feldern mit künstlichem Bewässerungssystem angebaut. In den meisten Ländern wird der Reis noch von Hand angebaut.

 

Leitern zum Himmel

In der Provinz Yunnan haben Reisbauern tief im Südwesten Chinas über Jahrhunderte ihre Landschaft geformt. Wie eine Leiter zum Himmel führen Becken nach Becken so weit das Auge reicht zum Himmel. Hier wurde eine der außergewöhnlichsten Kulturlandschaften der Erde geformt: riesige Skulpturen aus Erde und Wasser. Sie haben ihre Reisterrassen mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem über eine Höhe von bis zu 1.500 Metern versehen. So ist es ihnen möglich, den Feldern genau die richtige Wassermenge zukommen zu lassen. Diese technische Meisterleistung haben Menschen vollbracht, die in 200 Jahre alten Lehmziegelbauten ohne fließendes Wasser, fernab der Zivilisation leben. Sie besitzen noch heute eine reiche Kultur, viele Bräuche und ihre Religion.

 

Arbeitsschritte beim Reisanbau

Je nach Sorte, Anbauart und -gebiet sind pro Jahr zwischen ein und drei Ernten möglich. Nassreisanbau ist sehr arbeitsintensiv, ermöglicht aber sehr viel höhere Erträge als das Streusaatverfahren. Die Arbeitsgänge sind:

  • Aussaat in das relativ trockene Pflanzfeld (hier zeigt sich, dass der Reis keine echte Wasserpflanze ist; direkt ins Wasser gesät geht er nicht auf)
  • Durchmischung des Bodens auf dem geplanten Reisfeld mit Wasser, meist mit Pflügen hinter Wasserbüffeln
  • Umsetzen der Setzlinge vom Pflanzfeld in das Reisfeld per Hand oder mit Setzmaschinen
  • Bewässern des Feldes während der Wachstums- und Reifezeit, weitere Pflege ist nicht nötig; Probleme entstehen, wenn der Wasserspiegel während der Regenzeit zu  stark ansteigt oder wenn der Monsunregen zu gering ausfällt.
  • In den Bewässerungsgräben der Reisfelder gedeihen in einigen Weltregionen auch Kleinfische und Krustentiere, die oft die einzige Proteinquelle der einfachen Bauern darstellten. Durch Pestizideinsatz wurden diese inzwischen weitgehend ausgerottet.
  • nach etwa vier bis sechs Monaten Trockenlegung der Felder und Ernte mit Hand-Sicheln oder Sichelringen, Bündelung der Pflanzen und Abtransport oder Dreschen vor Ort. Das Stroh wird inzwischen meist auf den Feldern verbrannt.
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