Die Yucca-Palme in der Poetik-Epoche
Sabine Krebber (Deutschlehrerin an der Rudolf-Steiner-Schule Dortmund)
Kreatives Schreiben in der Poetik-Epoche
Die Schreibwerkstatt der Klasse 10a
Der erste Tag, das erste Gedicht. Poetik – die kunstvolle Art mit Worten umzugehen – und dies auf epische, lyrische oder dramatische Weise. Wir warten nun auf Spontanheilung auf der Fensterbank. Wer weiß, was hilft? Eher Episches, Lyrisches der Dramatisches? Es geht um die dortig vor sich zurzeit noch Hinvegetierende: Yucca elephantipes, die Yucca-Palme.
Yuccas sind heute beliebte Zimmerpflanzen. Inzwischen ist in erster Linie die Art elephantipes im Handel. Die Stämme werden meist in trockenem Zustand aus Mittelamerika importiert und hier zum Wurzeln und Austrieb gebracht. Yuccas eignen sich für größere Gefäße und Hydrokultur. Der deutsche Name Yucca-Palme ist eigentlich irreführend, da es sich nicht um ein Palmengewächs handelt.
Sabine Krebber
Licht: vollsonnig
Temperatur: 15–18°C, im Winter 5–10°C
Feuchtigkeit: im Hauptwachstum im Sommer gleichmäßig gießen, im Winter ziemlich trocken halten, nur alle 4–6 Wochen gießen.
Vermehrung: im Frühling durch Bewurzeln von Nebensprossen (Kindel), die mindestens vier 15–20 cm lange Blätter haben. Stecklinge bewurzeln sich im Sand-Torf- Gemisch in 6–8 Wochen. Man kann auch Stämme in 20 cm lange Stücke teilen und nach mehrwöchiger Trockenzeit bewurzeln lassen (langwierig). Vermehrung nur bei 20–25°C Bodenwärme.
Erde: lockere, mittelschwere Erdmischung ein aus Kompost-, Garten- oder Rasenerde mit Torf oder Rindenhumus und Sand; auch mit Sand vermischte Einheitserde, der man etwa 1/3 Rasenerde oder Lehm zumischen kann.
Dünger: im Wachstum bis ca. Ende August alle zwei Wochen 0,2%ig.
Umpflanzen: im Frühling, sobald der Wurzelballen ganz durchwurzelt ist
(Quelle: Zimmerpflanzenlexikon.info)
Montag, 23. November 2015, ab 9 Uhr MEZ
Die arme Pflanze zart
Dort bist du gebettet,
In deinem grünen Topfe.
Die Wurzeln fest im Boden,
In dem die Tierchen krabbeln.
Zwar hast du einen prächtigen Stamm,
Doch hilft dir das nicht in deinem Ableben.
Die Blätter noch so wohlig grün,
So erweckt und prunkvoll.
Ich bin gefesselt von deiner Fülle!
Dort oben an deinem Pflanzenende,
Sticht ein Stumpf so leidend raus.
Tagein, tagaus stehst du hier,
Im muffigen Klassenzimmer.
Vom Deo angegriffen,
Von diesem Schmerz beinahe zerrissen.
Du weißt, dass es bald soweit ist,
Dich von deinen Zellen zu trennen…
A.R.
Du stehst in der Mitte des Raumes,
Begafft von vielen Menschen.
Die spärlichen Lampen leuchten
auf deinen von Blättern verlassenen Stamm.
Doch neben dir, ein Teil deiner selbst,
Wächst Neues hervor.
B.B.
Der Lebenswille der Jukka-Pflanze
Die Erde brachte Leben,
Doch vergaß dem Keim die Kraft zu geben,
Jedoch gab sie ihm Regen und Sonne,
In jener Zeit wuchs der Keim mit voller Wonne.
Der Lauf der Zeit der Pflanze ihre Schönheit entstellt,
Das Missglück geerbt, das von ihren Vorfahren gestellt.
Von den Blättern nur noch matt das Grün,
Sie welken schnell und scheinen nicht mehr hell.
Ihr Stamm, der sich zum Himmel regte
Und hierbei seine Schönheit ablehnte,
Ihr Stamm, er steht nun schief und krumm
Mit vielen Schnitten ringsherum.
Doch trotz ihrer entstellten Pracht,
Steht sie dort – Tag und Nacht.
J.O.
Verpasste Lebenskraft
Der kleine Kern so klein und zart,
Wächst nun heran und fragt:
Wo bin ich hier gelandet in dem Topf?
So bekomm ich doch bloß ’nen hässlichen Kopf!
Hilfe, hilfe ruf’ ich laut!
Doch jeder redet Sauerkraut.
Wasser muss ich kriegen, um mich gerade, groß und stark zu biegen.
Doch, oh Schreck, man behandelt mich hier schlecht.
Traurig wachse ich heran,
Mein toter Arm ist stumpf und lang. Ich schlängel mich wie ein durst’ger Aal
Mein Leben besteht aus Trauer und Qual.
Ich bin ganz bang.
Denn ich weiß, ich bin bald dran.
L.K.
Die Leiden der sterbenden Pflanze
Grün wie eine Wiese, doch braun wie totes Holz zugleich,
stehest du hier im Raum.
Einem Baume gleich schwingst du dich dem Himmel zu.
Jedoch gestutzt und alt, nicht stark und frisch wirkt deine Gestalt.
Deine Blätter schlaff der Schwerkraft erlegen,
in einer verzweifelten Geste des nahenden Endes.
Vielleicht erbarmt man sich deiner und spendet dir Leben,
so wie du uns mit Sauerstoff erquickst.
Harsche Worte fand unsre Lehrerin für dich,
doch wisse, wie die Spartiaten in den Thermopylen, an der Zahl dreihundert,
eintausend Perser im Staube mit den Zähnen knirschen ließen,
so hast auch du deine Leiden zu bestehen.
Und auch wenn du nicht episch im Pfeilhagel dahinsinkest,
wird dich mit der Zeit die Austrocknung dahinraffen.
Denn du bist nicht wie einer der jungen Bergströme,
der den Felsen bricht und sich tosend ins Tal ergießt…
T.S.
Die einsame Yucca-Palme in unserem Klassenzimmer
Am dunklen Morgen du erwachst,
Dein Leben hast du so verbracht.
Wenn auch die Kinder manchmal gießen,
Versuchst du gar nicht erst zu sprießen.
Der tote Stumpf, kaum noch ein Blatt,
Manch’ Blätter hängen traurig und matt;
Beachtet wirst du schon lange nicht mehr,
Die Blätter hängen durstig und schwer.
Deine Schönheit zu finden, ist nicht leicht,
Denn deine Farbe ist verbleicht.
Die ganze Zeit standst du nur rum,
Deine Zeit vergeht, geht ganz schnell um.
Nun wirst du beachtet,
Hast lang dein Leben einsam geschmachtet.
Die Blicke tun deinem Wesen gut…
Und du fasst wieder neuen Mut.
Die Blätter nun sprießen,
Die Leute dich gießen,
Um deinem restlichen Leben,
Noch einen Sinn zu geben.
M.P.
Pflanze, wie du im Licht erstrahlst,
Und trotz deiner Leiden doch so sehr prahlst,
Deine Blätter leuchten so grün im Licht,
Das hinterlässt Eindruck, man vergisst dich nicht.
Aber du bist hier gefangen,
Ohne eine Chance nach draußen zu gelangen,
Hier im dunklen Klassenraum.
Wirst du wachsen nicht als Baum.
Doch irgendwann kommt die Gelegenheit,
Dann kannst du wachsen in der Freiheit.
Bis ins Alter wirst du leben,
Und uns noch viel Freude geben.
E.W.
Zu Beginn ein Samen und jetzt die Pflanze, wo der Stamm mit seiner rauhen
und trockenen Rinde nicht gesund aussieht.
Manche Blätter noch grün und kraftvoll,
am Stamm, bei genauerer Betrachtung, sind sie verdörrt.
Und der Stamm ragt nach oben,
wo mit Gewalt ein gerader Schnitt wie ein Stoß wirkte.
M.K.
im november ist es kalt
der wind weht und prallt
schon mal gegen einen baum
und dann ist es aus mit dem schaukeltraum
doch sind deine letzten blätter schön
aber nerven
und mann hat ja keinen föhn :)
die nacht wird kälter
und es schneit schon mal,
mann muss aufpassen, das mann nicht krank wird
oder durch die düsternis den verstand verliert
J.V.
Aus der Schulenzeitschrift «Mergelteich» Nr. 224, Dezember 2015, von Georgschule Dortmund und Rudolf-Steiner-Schule Dortmund.