Typografie

Ein Beitrag von Peter Wenger (Freie Waldorfschule Wahlwies)

Da immer mehr Bücher für die Jahresarbeiten am Computer geschrieben werden und auch später im Beruf sehr viel am Computer geschrieben werden muss, beschäftigen wir uns im 12. Klasse in der Informatik mit Typografie. Wenn ich diese Jahresarbeitsbücher betrachtete, hat mich immer die schlechte Typografie gestört. Als man die Texte noch von Hand oder mit der Schreibmaschine geschrieben hat, war es selbstverständlich, dass wenn ein solcher Text in die Öffentlichkeit geht er professionell gesetzt werden muss. Diese Tätigkeit hat man dem Verlag oder der Druckerei überlassen. Seit dem jeder Zuhause am Schreibtisch Bücher oder Hefte selbst schreiben kann, hat die Qualität der  Druckerzeugnisse dramatisch nachgelassen. Handgeschriebene Texte haben ihren Charme von der Handschrift. Bei maschinengeschriebenen Texten fehlt dies und bei der Verwendung des Computers reagieren wir auf typografische Fehler empfindlich.

Es ist nicht einfach mit einem Textverarbeitungsprogramm einen größeren typografisch korrekten Text zu schreiben. Als Erstes erarbeiteten wir uns im Kollegium einen Leitfaden für die Jahresarbeiten, in dem die Richtlinien für die Texte dargestellt sind. Ich unterrichte jetzt in einer Wahlgruppe der 12. Klasse Typografie vom Schulbeginn bis Weihnachten in 2 Doppelstunden pro Woche.

Zuerst werden anhand von Beispielen aus Typografie-Büchern die Prinzipien der Typografie erklärt und betrachtet.

  • Welche Schrift eignet sich für den Fließtext?
  • Hat die Schrift Ligaturen und wie sind die Abstände zwischen den Buchstaben, diese sind bei kostenlosen Schriften oft schlecht.
  • Wie muss der Seitenspiegel sein, damit er harmonisch wirkt?
  • Wie sind die Abstände zwischen den Zeilen, damit der Text gut lesbar ist bei entsprechender Zeilenlänge?
  • Wie sind die Abstände bei Kopf und Fußzeilen?
  • Wie sind die Überschriften mit ihren Abständen sinnvoll?
  • Wie werden Fußnoten und Anmerkungen gemacht?
  • Wie wirkt die Anordung von Bildern auf den Leser?
  • Usw. usw.

 

Dann suchen sich die Schüler einen größeren Text, meist aus dem Gutenbergprojekt. Diesen Text bearbeiten die Schüler mit einem Programm ihrer Wahl. Es steht zur Verfügung:

  1. Eine Textverarbeitung, Openoffice
  2. Ein Layoutprogramm DTP, Scribus
  3. Ein Textsatzprogramm: LaTeX

Die Schüler bearbeiten den Text bis er einigermaßen professionell aussieht. Dann wird er ausgedruckt und in der Buchbindewerkstatt mit Fadenheftung gebunden. In jedem Buch steht wer es bearbeitet hat und welche Programme benutzt wurden, die Angaben zum Text selbst Autor Quelle usw. sind selbstverständlich.

 

Erfahrungen:

  1. Am einfachsten geht es mit einer Textverarbeitung, da viele Schüler damit schon arbeiten können, aber die Ergebnisse sind meist nicht sehr schön. Die richtige Durchgestaltung des Textes ist sehr aufwendig.
  2. Das Arbeiten mit einem richtigen Layoutprogramm (Scribus, QuarkXpress) hat eine steile Lernkurve und gelingt nur wenigen Schülern, die Ergebnisse können aber ausgezeichnet sein.
  3. Das Arbeiten mit einem Textsatzprogramm (LaTeX) ist zuerst sehr ungewohnt, liefert aber perfekte Ergebnisse wie von selbst, da das Programm die Gestaltung nach typografischen Regeln selbstständig durchführt.

 

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