Bericht über die pädagogische Arbeit

Der Zeitplan sah die Einleitung des Projektes mit Einführung in die theoretische Technik, die Materialkunde und die Gruppenbildung vor. Dieser kurzen Zeit im Klassenraum folgten die Bauphase, die Vorbereitung der Erze und die Verhüttung. Zum Abschluss war die Veredelung der „Luppe“ geplant.

An dem Projekt nahmen 15 Schüler der Klassen 9, 10 und 11 teil, wobei auch fünf Schüler unserer Nachbarschule, einer Sonderschule mittaten. Die theoretische Einführung wurde von den Schülern zwar höflich, jedoch weniger intensiv aufgenommen. Klar war allen, dass wir aus dem Erz das Eisen herstellen wollten. Manchem blieb die Tatsache, dass wir nicht Herausschmelzen, sondern einen chemischen Prozess betreiben, verschlossen. Die Mehrzahl kannte die Reduktion schon aus dem Chemieunterricht der 9. Klasse.

Ein wesentliches Merkmal des Projektes waren die Herkunftsgeschichten der Materialien, die zu einer inneren Verbindung zu den benutzten Werkstoffen führte.

  • Die Ziegelsteine stammen aus dem Umraum, aus einem Abriss einer Scheune; die Herkunft des Ziegellehmes kann auf eine Lehmgrube in der unmittelbaren Nachbarschaft zurückgeführt werden. In mehren Autofuhren kamen die Steine von Nörvenich nach Aachen.
  • Der Lehm wurde aus einem vergangenen Projekt eines Lehmhüttenbaus übernommen. Dessen Herkunft blieb ungewiss.
  • Das Eisenerz, gespendet von der ThyssenKrupp Steel in Duisburg, stammte aus Brasilien und wurde aus dem Seeweg nach Deutschland gebracht.
  • Die Holzkohle stammte aus Argentinien, jedoch nicht aus Urwaldbeständen, sondern aus dem Holz des sehr harten Quebranchobaumes, der aus den Trockenwäldern und Baumsavannen stammt. Wir haben sie in einem Kölner Großmarkt bei einem argentinischen Unternehmen abgeholt.

Bei den Erklärungen zur Herkunft konnte man den inneren Bezug an den Kommentaren der Schüler ablesen, die sich vor allem über die Ziegelsteine und die örtliche Lage von Nörvenich Gedanken machten.

Die Schüler teilten sich selber in vier Gruppen auf, wobei zunächst die Schüler der Parzivalschule und die der Freien Waldorfschule unter sich blieben. Eine Kleingruppe beschäftigte sich nur mit der Dokumentation, die einen vorführbaren Film ergeben sollte. Eine weitere Gruppe sollte das Material heranschaffen, eine sollte die Baustelle vorbereiten, d.h. einebnen und pflanzenfrei machen. Die vierte Gruppe sollte die Erze vorbereiten.

Nach zunächst nur zaghafter eigener Einteilung konnte unter Eingrenzung durch die Lehrer die Gruppen Gestalt annehmen. Im Weiteren zeigte sich aber, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe nicht starr eingehalten wurde, sondern sich nach den Notwendigkeiten richtete, die der Brennprozess vorgab.

Die in Aussicht gestellte praktische Arbeit zum Rennofenbau zeigte sich als wahrer Schülermagnet. Die vereinbarte Pause nach dem theoretischen Teil wurde kaum eingehalten, denn die Schüler besichtigten den Bauplatz der drei Rennöfen.

Die Vorstellung, Material heranzuschaffen war erstmal eine einfach, zeigte sich aber im Verlauf der Bauarbeiten als eine recht anstrengende Arbeit. Die Gruppe, die den Bauplatz vorbereitete, hatte sich dagegen keinerlei Vorstellungen gemacht, wie eine solche Arbeit aussehen sollte, konnte sie auch nicht an den Erfordernissen messen, da diese erst in der praktischen Ausübung erfahren wurde. Somit wurde vom Lehrer mehr angeordnet als vorher als notwenig erachtet wurde. Die Erzvorbereitung übernahm im Großen und Ganzen die Schülergruppe aus der Parzivalschule. Diese zeichnete sich durch eine grundsätzliche Zuverlässigkeit aus, mit der das Erz vorbereitet wurde, wobei diese Arbeit eine ausnehmen schmutzige und eintönige war. Die Dokumentationsgruppe, zwei Schüler aus der 11. Klasse, begannen ihre Arbeit sehr zuverlässig und griffen zudem in den Arbeitsprozess mit ein, den sie für helfenswert erachteten. Nach einer anfänglichen Einarbeitungszeit konnten nahezu alle Schüler unter geringer Motivation von Seiten der Lehrer ihre Arbeiten für den Gesamtprozess sorgfältig leisten.

Die im Theoretischen gelegene Gestaltungsidee haben die Schüler nur annähernd aufgenommen und vertrauten sich daher den von den Lehrern ausgegebenen Anweisungen und Gestaltungsplänen an – im echten Sinne also Lehrlinge.

Beim Bau der Öfen formierten sich die Gruppen wieder neu und durchmischten sich ebenfalls. Neben einem Ofen, der von 9.Klässlern in gemeinschaftlicher Arbeit errichtet wurde, konnte ein 11.Klässler mit Unterstützung und zeitweiliger Gestaltungs-Übernahme durch einen 10.Klässler einen individuellen Aufbau erstellen.

Neben der handwerklichen Geschicklichkeit und einfachen Konstruktion der Öfen war ebenfalls eine gewisse Überwindung im Umgang mit dem Werkstoff Lehm notwendig. Alle Schüler überwanden die Scheu, sich in der Bauphase schmutzig zu machen.

Die Vorbereitung der Eisenerze bündelte im Vorfeld der Verhüttung noch einmal alle Kräfte, denn die Gesteine sollten auf eine Korngröße von ca. 2 mm gebracht werden, was die Kapazität der Vorbereitungsgruppe bei Weitem überstieg. So wurden alle Schüler an die Zerkleinerung der Erze gesetzt, wobei die Notwendigkeit dieses Schrittes im Arbeitsprozess eine Motivation von Lehrerseite verringerte.

Die so genannte „Lange Ofennacht“ erwiese sich als sozial bindend, da die meisten Schüler der Gruppe von ca. 18:00 Uhr des einen bis 8:00 Uhr des anderen Tages den Prozess der Verhüttung bewachten, indem die Öfen durchgehen beheizt wurden. Auch der innere seelische Bezug zu einer Eisenverhüttung, sowohl im emotionalen wie auch im körperlich-physischen Sinne, wurde durch den hell leuchtenden Rennofenprozess gefestigt.

Die Eröffnung der Öfen am anderen Morgen zeigte handgreiflich die Urgewalt der Eisenverhüttung durch die noch nach Stunde des erloschenen Feuers herrschende Strahlungshitze. Kaum physisch ertragbar und doch erwartungsfreudig drängten sich alle Schüler um den aufgebrochenen Ofen. Auch die Suche nach der Luppe, das von Seiten der Lehrer ebenfalls authentische Bangen um den Erfolg der Arbeit, zeigte eine tiefe Wirkung in der emotionalen Beziehung zum Werkstoff Eisen. Die Nachbearbeitung der entstandenen Eisenschwämme konnte in der zur Verfügung stehenden Projektzeit nicht durchgeführt werden. Hier fehlt noch eine Verbindung zu dem bekannten Weltbereich der Schüler, die natürlich erwarten, dass aus dem unförmigen Eisenbrocken ein Nagel, eine Messerschneide, ein Hufeisen entstehen kann. Da die Luppen noch vorhanden sind und der Unterrichtsbereich Schmieden bei uns einen Stellenwert haben, wird die Weiterverarbeitung im kommenden Schuljahr möglich werden.

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