Die Entwicklung von Schwarzpulver

Die ersten Explosivstoffe

Die erste verbürgte Darstellung vom Gebrauch von Explosivstoffen stammt aus China im Jahre 1232. Es ist bekannt, dass die Chinesen das erste Schwarz/Schießpulver erfunden hatten, um ihre Feuerwerke zu zünden. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wird von Roger Bacon und Albertus Magnus über schwarzpulverähnliche Mischungen berichtet. Die Wiedererfindung des Schwarzpulvers wird dem legendären Mönch Berthold Schwarz zugeschrieben. Er verfasste um 1300 Schriften zur Herstellung des Schwarzpulvers. Das Schwarzpulver wurde in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erstmalig zum Verschießen noch pfeilförmiger Geschosse aus geschlossenen Rohren verwendet.

 

Überlieferung

Einer Überlieferung zufolge soll Berthold bei alchemistischen Experimenten in einem Mörser Salpeter, Schwefel und Holzkohle zerstampft und diesen mit dem Stößel zusammen auf den Ofen gestellt haben, woraufhin er den Raum verließ. Kurze Zeit später habe sich eine Explosion ereignet und die herbeigeeilten Mönche stellten fest, dass der herausgeschleuderte Stößel so fest in einem Deckenbalken steckte, dass er nicht mal nach dem Berühren mit den Reliquien der heiligen Barbara herausgezogen werden konnte.

 

Schwarzpulver - Salpeterherstellung

Zur Herstellung von Schwarzpulver benötigt man:

6 Teile Salpeter,  2 Teile Kohle und 1 Teil Schwefel.

Da also große Mengen Salpeter gebraucht wurden, förderten die Regierungen die eigene Salpetergewinnung und Salpetersucher genossen staatliche Privilegien. Zeitweise mussten Bauern ihre Steuern zum Teil in Salpeter abgeben.

Mit der Erfindung der Feuerwaffen waren die Tage der Ritter gezählt. Die so genannte „Bombarde" feuerte mit einer Sprengladung schwere Steine ab. Die Explosion des Schießpulvers erzeugte einen furchterregenden Krach, aber die Zielgenauigkeit ließ sehr zu wünschen übrig. Der Haupteffekt bestand darin, die französischen Pferde scheu zu machen. So unvollkommen diese frühen Kanonen auch waren, sie sollten eine Revolution der Kriegsführung einleiten, die auch die weitere Kulturentwicklung nachhaltig beeinflusste, und zwar auf der ganzen Welt.

Der türkische Sultan Mehmed II. brannte 1452 darauf, das christliche Konstantinopel einzunehmen. Als ihm der ungarische Kriegsbaumeister Urban anbietet, eine Kanone zu konstruieren, ist er Feuer und Flamme. Der Erfinder hatte kurz zuvor seine Erfindung auch dem Kaiser von Konstantinopel angeboten. Erfolglos, denn dem Kaiser war das Projekt zu kostspielig. In Adrianopel hatte Urban mehr Glück. Er konnte sein Geschütz bauen und erfolgreich testen. Granitkugeln mit 45 cm Durchmesser flogen anderthalb Kilometer weit und bohrten sich 2 m tief in die Erde. Mehmed beschließt die Kanonen für eine weitere Belagerung Konstantinopels zu nutzen. Am 12. April 1452 lässt er sie vor dem Haupttor in Stellung bringen. Die massiven Mauern, die dem Christentum jahrhundertelang Schutz geboten hatten, werden in nur wenigen Wochen sturmreif geschossen, und Mehmeds Truppen stürmen in die Stadt.

So haben die Moslems es der Macht des Schießpulvers zu verdanken, dass der Islam auch im einstigen Zentrum der östlichen Christen triumphierte. Mehmeds Kanone steht am Anfang einer neuen Entwicklung des Kriegswesens. Allerdings konnte man sie nicht einfach von einer Belagerung zur nächsten transportieren. Um sie in Stellung zu bringen waren 200 Mann und 60 Ochsen erforderlich. Das Laden dauerte jeweils über 1 Stunde. Der Rückstoß war so gewaltig, dass man nach jedem Schuss 3 Stunden brauchte, um sie erneut auf das Ziel auszurichten. Für längere Feldzüge würde man leichtere und mobilere Geschütze gebrauchen.

Entwickelt wurden sie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Rohre wurden nicht länger aus Eisen geschmiedet, sondern nach dem Vorbild der Kirchenglocken aus Bronze gegossen. Deshalb waren sie erheblich leichter. Damals kam auch der Begriff Kanonen auf, nach dem lateinischen Begriff „Kana" für Rohr. Außerdem ersetzte man die Steinkugeln durch Kugeln aus Gusseisen, die eine viel größere Durchschlagskraft hatten. So entstand die moderne Feldartillerie.

 

Mittelalter

Im Mittelalter kämpften die Soldaten kaum anders als die Griechen in der Antike. Die Angriffsformationen vieler Fußsoldaten glichen immer noch der Phalanx, dem dichten Block von Lanzenträgern. Um sie zu besiegen, setzte der Gegner ebenfalls lange Spießer ein. War erstmal eine Bresche geschlagen, so kam es zum Nahkampf mit verschiedensten todbringenden Waffen.

Waffen, mit denen man aus sicherem Abstand schießen konnte, waren nur der Bogen und die Armbrust. Das änderte sich, als im 14. Jahrhundert die erste Handfeuerwaffe aufkam.

 

Die Arkebuse

Dieser frühe Vorderlader wurde bei dem Fußsoldaten schnell zu beliebtesten Waffe. Hervorgegangen war die Arkebuse aus primitiven Faustrohren ohne Schaft, die so genannten Donnerbüchsen. Die neuen Waffen waren ein Produkt solider Handwerkskunst und ihre Träger waren stolz auf sie. Entscheidend für Funktionsfähigkeit war der Zündmechanismus. Es wurde im Laufe der Zeit immer weiter verbessert. Bei den ersten Modellen wurde das Pulver in der Pfanne mit einer handgeführten Lunte entzündeten. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts benutzte man dafür einen Hahn, das war das so genannte Luntenschloss. Einwandfrei funktionierte es allerdings nur bei trockener Witterung. Die nächste Verbesserung brachte das von einem deutschen Uhrmacher erfundene Ratschloss, bei dem ein Zahnrad Funken schlug. Das Radschloss war weniger anfällig als das Luntenschloss und die damit ausgerüsteten Gewehre konnten auch von der Kavallerie benutzt werden. Das waren die ersten Karabiner.

 

Flinten

Noch einfacher war das im 17. Jahrhundert aufkommende Stein- oder Flintschloss. Dabei wurde der Funken von einem Feuerstein geschlagen. Diese Technik sollte 200 Jahre Bestand haben, bei Pistolen ebenso wie bei Gewehren, die man jetzt auch Flinten nannte. Mit dem Gewehr konnte man Rüstungen ebenso durchbohren wie mit Langbogen. Aber Reichweite und Treffgenauigkeit waren geringer und das umständliche Laden verhinderte eine ähnlich schnelle Schussfolge. Nur in einer Hinsicht war das Gewehr dem Langbogen überlegen: um ein guter Bogenschütze zu werden, musste man jahrelang täglich üben, dagegen konnte man den Umgang mit der Muskete, die aus der Arkebuse hervorgegangen war in wenigen Wochen erlernen.

 

Rhythmisches Nachladen

Im 17. Jahrhundert kam der holländische Graf Nassau auf eine Idee, wie man den Nachteil des langsamen Ladens ausgleichen konnte. Er übertrug die Taktik der römischen Legionäre, die einen ständigen Schauer von Speeren auf ihre Feinde niedergehen ließen, auf die mit Musketen bewaffneten modernen Soldaten. Sie mussten nun Reihen bilden, die im Turnus nachluden und schossen - und zwar immer gleichzeitig. Genaues Zielen war für diesen Kugelhagel überflüssig. Ein Zeitgenosse schilderte diesen Effekt: Die Luft war vom Pulverrauch derart verdunkelt, dass man eine Viertelstunde kein Licht sehen konnte, außer dem Feuer, das die Salven der Schüsse erzeugten. In der Hitze des Gefechts schnelle Salven abzufeuern, erforderte höchste Präzision und Disziplin. Die mit Musketen ausgerüsteten Infanteristen, die Musketiere, wurden durch ständiges Exerzieren zu Meistern des schnellen Schießens und Nachladens.

 

Der Schwedenkönig Gustav Adolf

1631 demonstrierte der schwedische König Gustav Adolf welch verheerende Wirkung das Salvenfeuer haben konnte. Seiner Soldaten waren so gut gedrillt worden, dass sie schneller nachladen konnten als alle anderen. Bitten im dreißigjährigen Krieg in der Schlacht von Breitenfeld bei Leipzig führte er den Truppen des Habsburger Kaisers eine vernichtende Niederlage zu. Im Kugelhagel der schwedischen Salven fielen 7.000 feindliche Soldaten, die meisten davon bereits in den ersten 2 Stunden.

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