Der Kanonenschuss

Von Arno E. Corvis

Hier ist ein YouTube-Video eingebunden. Damit dieses angezeigt werden darf, wird Ihre Zustimmung benötigt. Alle datenschutzrelevanten Details dazu sind in der Datenschutzerklärung vermerkt.

YouTube-Video anzeigen

Die Vorbereitung der Kanone:

Auf den Standbildern ist der Stativaufbau deutlich zu erkennen. Es gibt einen guten Grund, das Kanonenrohr in einem Winkel von exakt 45° auszurichten: Die Ballistikformel lautet:


v hoch 2 * sinq Alpha
----------------------------- = w
2 g

Darin ist w die Weite des Schusses, v die Geschwindigkeit der Kugel und g die Erdbeschleunigung. Der Ausdruck sinq ist die Winkelfunktion in Grad und nicht wie üblich im Bogenmaß. Sie wird von GFABASIC angeboten, damit man die Winkel in Grad ins Rechenprogramm eingeben kann, ohne umständlich rückrechnen zu müssen. Bei Alpha = 45° wird die Schussweite ein Maximum.

Das Kanonenrohr ist bei der Pädagogischen Forschungsstelle in Kassel in 2 Ausführungen zu bekommen, in normalem Stahl oder Edelstahl, als Brennrohr für den Kalkbrennversuch nach Manfred v. Mackensen. Ich habe es für meine Zwecke als ideales Kanonenrohr entdeckt.

Lange habe ich mich mit dem Problem des Rückstoßes herumgeschlagen. Bei einer Ladung von 50 g Pulver ist der Rückstoß schon sehr beachtlich. In der Anfangszeit versuchte ich ihn durch eine möglichst feste Einspannung des Rohrs in die Stativklemmen zu unterdrücken, doch das verbog oder zerbrach mir einige Klemmen. Darauf verwendete ich starke massive Prallplatten aus Holz, Gußeisen oder Marmor. Der Rückstoß war dennoch stärker und zerbrach die Platten ohne Gnade.

Jetzt stelle ich die Kanone auf dem Rasen auf, das Rohr ist mit normaler Klemmkraft eingespannt, und der Rückstoß treibt es ziemlich tief ins Erdreich, aus dem es mit Hilfe stabiler hitzefester Handschuhe herauszuziehen ist. Auf keinen Fall sollte das Rohr auf harten Asphalt- oder Betonboden prallen, da es durch den Aufprall beschädigt werden kann oder unkontrollierbar über den Schulhof saust und Schüler verletzen kann.

Das Laden der Kanone

Nachdem das Pulver nach dem in „Tria Principia“ angegebenen Rezept gemischt und in einem größeren Kunststoffgefäß durch Schütteln intensiv und homogen gemischt wurde (wie ein Barmixer den Martini für James Bond schüttelt), wäge man 50 g ab und fülle diese Menge durch ein konisch zurechtgedrehtes als Pulvertrichter dienendes Papierstück ins Rohr. Das Rohr wird auf den Boden gestellt, wobei Schüler gerne festhalten helfen, und man stampft es mit einem hölzernen Besenstiel fest. Er sollte das Rohr gut ausfüllen, ohne zu klemmen. Keinesfalls darf man einen metallenen Stampfer nehmen, denn Reibung von Metall auf Metall erzeugt Funken!

Nun reißt man Zeitungsblätter der Länge nach in ca. 10 cm breite Streifen, knüllt diese zusammen und schiebt die Papierbällchen mit dem Besenstiel nacheinander ins Rohr, danach stampft man sie fest zusammen. Diese Verdämmung aus Papier darf ungefähr die gleiche Länge im Rohr-Inneren einneh-men wie die Pulverfüllung selber. Das kann man mit dem Holzstiel und dem darangehaltenen Finger nachmessen.

Ohne Verdämmung kein Knall! Die Verdämmung sorgt für Kompression der Gase, die bei der Pulver-zündung frei werden, die Kompression steigert die Temperatur und damit die Geschwindigkeit der Gasentwicklung.

Wenn genug Verdämmung gestopft wurde, drückt man einen Gummistopfen Größe NS 29 auf die Öffnung und stampft auch diesen schön fest hinein, dann spannt man das Rohr ein.

Draußen stellt man das Stativ auf der Wiese auf und achtet darauf, daß die Gummistopfenkugel einen hinreichend weiten Weg hat. Unsere Stopfen haben wir übrigens nie wiedergefunden. Das Stativ sollte mit einem Amboß oder sonstigen Gewicht von mindestens 10 kg beschwert werden, damit es beim Schuß nicht umkippt.

Der Turbo-Gasbrenner wird, wie auf den Fotos gezeigt, mit einer Klemme in eine drehbare Muffe eingespannt, die Gasflasche stellt man möglichst weit weg vom Rohr auf den Erdboden. Der Gasschlauch soll unbedingt im rechten Winkel zum Kanonenrohr stehen!

Wenn die Gasflamme faucht und das Rohr im untersten Teil heizt, sollte man sich zügig, aber ohne Hast mindestens 15 bis 20 Meter entfernen. Auch die Schüler müssen diesen Sicherheitsabstand einhalten. Je nach Dicke der Rohrwand und Flammentemperatur dauert es zwischen 2 und 5 Minuten, bis es mächtig und sonor knallt.

Waidmannsheil!

Ihr Kommentar