Wie entsteht Leben?
Die Ur-Suppen-Theorie
Die "Ursuppen-Theorie" zählt zu den bekanntesten Szenarien der Entstehung von Leben auf der Erde. 1953 überraschte Stanley Lloyd Miller die Fachwelt mit einem einfachen Experiment. Man findet seinen Namen heute in fast allen Schulbüchern und Standardwerken. Er gilt seit seinem grundlegenden Experiment als Vater der biologisch-chemischen Evolutionstheorie des Lebens.
Im "Miller-Urey"-Experiment - veröffentlicht am 15. Mai 1953 in Science - zeigte der Forscher an der Universität von Chicago, wie unter den simulierten Bedingungen der frühen Erde aus den vorhandenen chemischen Grundzutaten die Bausteine von Leben und Zellbiologie entstehen können. Millers simulierte Ur-Erde bestand dabei einfach aus einem runden Laborgefäß mit Wasser, Ammoniak, Wasserstoff- und Methangas, den chemischen Grundzutaten der frühen Erdatmosphäre.
In einem Glaskolben bringt er Wasser zum Sieden – der brodelnde Urozean im Miniformat. Der Dampf vermengt sich mit Methan, Ammoniak und Wasserstoff, einer Mischung, wie sie mit den Vulkanschwaden der Urzeit über die Erde gewabert sein könnte. Das Gemisch strömt durch einen Kolben, in dem Elektroden Funken erzeugen. Die sollen Gewitter der Uratmosphäre simulieren. Die elektrische Energie regt das Gasgemisch zu Reaktionen an. Sieben Tage später analysierte Miller den Inhalt seines Kochtopfes - und fand darin unter anderem Aminosäuren, die Grundbausteine des Lebens.
Millers Versuch zeigte erstmals, dass unter Bedingungen, wie sie für die Frühzeit der Erde angenommen werden, aus einfachen anorganischen Grundzutaten Bausteine des Lebens wie Aminosäuren entstehen konnten. Innerhalb sehr kurzer Zeit machte das Ergebnis in der wissenschaftlichen Welt Furore. Über vier weitere Jahrzehnte perfektionierte Miller seinen Versuch und feilte an Theorien zur präbiotisch-chemischen Evolution und dem Ursprung des Lebens.
Einerseits war dieses genial einfache Experiment ein entscheidender Fortschritt, andererseits stand Miller damit immer noch einen Schritt vor der Schwelle des Lebens. Das Rätsel, wie sich aus den Aminosäuren im nächsten Akt Biozellen entwickelt haben könnten, ist bis heute ungelöst.