Stein auf Stein (Ein Kartonprojekt)

Text: Hildegard Wänger, ein Projekt der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell

Eine ganz besonders intensive Bauepoche erlebte die aktuelle 3. Klasse in den Wochen vor Weihnachten. Mit Hilfe von hunderten Kartons erarbeiteten sich die Kinder zusammen mit ihrem Klassenlehrer Till von Grotthuss einfache Gesetze aus den Bereichen Mauerbau, Statik und Architektur. Das Selbstanpacken, Bauen, Stapeln, Mauern einstürzen lassen und sie wieder aufrichten stand dabei im Vordergrund.

 

 

Angefangen hatte alles ganz harmlos. Bei einem Elternabend, in dem es auch um die bevorstehende Bauepoche ging, schlug Lisa de Cristofaro, Mutter und von Beruf Bauingenieurin, vor, Kartons zu sammeln und mit diesen die Kinder Mauern bauen zu lassen. Zum besseren Verständnis hatte sie auch gleich ein paar Exemplare mitgebracht – backsteingroße, faltbare Tofuschachteln aus dem Bio-Markt. Diese ließen sich, ebenso wie ihre tönernen Pendants, lang und quer gleichermaßen verlegen. Die Idee stieß auf Begeisterung bei den Eltern: Klar, machen wir. Ingrid Pohl, eine andere Mutter und ebenfalls Bauingenieurin, zückte sogleich den Taschenrechner und rechnete aus, dass man für eine einigermaßen „ordentliche“ Mauer 1.786 Schachteln brauchen würde. 1.786?? 1.786!!! Doch der erwartete Aufschrei blieb aus, die Eltern waren schon „vom Bauvirus infiziert“.

 

 

Mit Feuereifer wurden Doodle-Listen geschrieben, Biomärkte recherchiert und das Einzugsgebiet rastermäßig aufgeteilt. In den nächsten Wochen wurden sämtliche Bezugsquellen von den Eltern regelmäßig abgeklappert und die begehrten Tofuschachteln eingesammelt. Fast täglich kamen neue Kartonlieferungen – insgesamt über 500 Stück- in der Schule an. In Kombination mit Bananenkartons als Mauersockel dienten sie als perfektes Bau- und Experimentiermaterial.

 

 

Als endlich die heiß ersehnte Bauepoche begann hatten der Lehrer und Lisa de Cristofaro gemeinsam ein zehntägiges „Bautagebuch“ erarbeitet, mit dem die Kinder Schritt für Schritt, Stein für Stein, erste Bauerfahrungen machen konnten. So ging es in den ersten Tagen zunächst darum, zu erkennen, wie die Baumaterialien eingesetzt werden mussten, damit aus einzelnen Steinen stabile Mauern entstehen können. Zuerst stapelten die Kinder die Kartons einfach aufeinander, dann zu fugenversetzten Mauern, später zu L-förmigen Mauerteilen und schließlich zu Kaminen und Säulen. Verschiedene Radien wurden aufgebaut und auf ihre Besonderheiten untersucht. Ein schöner großer Rundbogen bildete den Abschluss der zweiwöchigen Epoche. Dieser sowie die „Spionmauer“, das „Mauereck“ und die „Küchenmauer“ fanden als Dekoration des Klassencafés „Zum alten Gemäuer“ der 3. Klasse am Adventsmarkt eine schöne und effektive Verwendung. Stolz präsentierten die Drittklässler Eltern und Besuchern ihre Bauwerke und fühlten sich dabei als echte Baumeister.

 

 

Adventsbasar

Fotos: Beatrice Vohler

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