Pfahlbau

Ein Beitrag von Sigurd Spittel (Freie Waldorfschule Münster)

Vor Jahren ging eine Klassenfahrt meiner 8. Klasse nach Uhldingen an den Bodensee, wo auf eindruckvolle Weise versucht wurde, ein steinzeitliches Pfahlbaudorf zu rekonstruieren. Nun bin ich Klassenlehrer im Münsterland, welches zwar nicht direkt am Wasser liegt – doch vollgelaufene Keller sind bei höheren Niederschlägen durchaus möglich.

Unter dem Eindruck dieser beiden Erfahrungen entstand die Idee, einen Pfahlbau in der Bauepoche meiner 3. Klasse zu errichten. Ein Sturm kam uns termingerecht zur Hilfe, wodurch uns in Münster sozusagen viele entwurzelte Bäume „zufielen“. Für das Grundgerüst kauften wir dann noch Robinie, eine einheimische und verwitterungsbeständige Holzart. Unter Anleitung wurden alle Stämme von den Kindern entastet und entrindet. Die Enden, die in die Erde gesteckt werden sollten, wurden durch Feuer gehärtet. Die DIN-Vorschriften für Spielgeräte wurden mit unserem Schularchitekten durchgesprochen. Löcher mussten ausgehoben werden. Die Grundstämme wurden von Eltern aufgestellt. Die Kinder halfen. Danach wurden wiederum zahlreiche Arbeitsschritte von den Kindern ausgeführt werden: Bodenbretter, Dacheindeckung und das Weidenflechtwerk an den Seiten. Lehm soll noch folgen.

Das Schöne an dieser Bauart ist, dass sie immerzu erweitert werden kann. So sollen die Folgeklassen jeweils ein Pfahlhaus anfügen, damit quasi ein Dörfchen am Rande unseres Schulhofes entsteht. Über Leitern und Hängebrücken könnten dann die Bauten verbunden werden. Im Gegensatz zu lauter Einzelbauwerken, die verstreut im Gelände stehen, entsteht auf diese Art ein sinnvoller Zusammenhang von Bau-Arbeiten, welcher im täglichen Spiel von den Kindern erlebbar ist.

 

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