Eine Klasse(n)-Stadt entsteht
Ein Beitrag von Maike Denk (Rudolf Steiner Schule Dietzenbach)
Aus unterschiedlichen Gründen baute meine aktuelle Klasse erst im Rahmen der Heimatkunde-Epoche in der 4. Klasse ihre Häuser, die normalerweise am Ende der 3. Klasse in der Hausbau-Epoche entstehen. Innerhalb von zwei Projekttagen und vier bis fünf Hauptunterrichten bauten die Schülerinnen und Schüler nach zuvor akribischer Projektplanung ihre Häuser im Unterricht ausschließlich in der Schule. Nur wenige Häuser benötigten zuhause noch ihren letzten Schliff.
Nachdem alle Häuser fertiggestellt waren, errichteten wir unserer 4. Klass-Stadt. Dazu stellten wir alle Tische in der Klasse zu einer großen Fläche zusammen. Auf Tapetenbahnen malten wir die Straßen und Wege und reihten dort die Häuser an. Es entstand ein kleiner Klassen-Ort, der keine Wünsche offenließ. Angefangen von Marina, wo im Hafen ein Nachbau der Titanic ankerte, mit angegliedertem Campingplatz und Wohnmobil. Im Anschluss eröffnete sich das Waldviertel mit einigen Baumhäusern, teilweise kunstvoll ausgestattet mit bunten Gärten, in denen Hängematten und kleine Holzterrassen zum Verweilen einluden. Durch ein Mischwohngebiet, in dem sich von der dreistöckigen Pferdepension über das kanadische Blockhaus, dem selbstgemauerten und verputzten Wohnhaus mit Solaranlage oder dem Fachwerkhaus viele unterschiedliche Häuser tummelten, gelangte man schließlich in das Luxusvillenviertel mit großen und kleinen modernen Villen, die oft mit Solar beheizten Pools reizten. Und natürlich durfte der örtliche Bauernhof auf nicht fehlen.
Nachdem die Stadt stand, luden wir zunächst alle Klassen von der Eingangsstufe bis zur 3. Klasse zur Besichtigung unserer Stadt ein. Bei der anschließenden Präsentation vor den Eltern, Familien und Freunden der Viertklässler am Nachmittag übten sich die Schüler und Schülerinnen in den ersten Vorstellungen ihrer eigenen Arbeiten. Mit drei bis vier Sätzen durfte jedes Kind sein Haus darstellen und seine Beweggründe für die gewählte Art des Hauses erklären.
Am Ende waren alle 4. Klässler stolz, ihr eigenes Haus in diesem städtischen Rahmen stehen zu sehen. Mit dieser facettenreichen Stadt wuchs auch unser Gemeinschaftsgefühl. Für die Schülerinnen und Schüler wurde erlebbar, wie sich eine Vielzahl aus Einzelnem zu einem großen Ganzen zusammenfügen kann.