Das Rätsel der Wabe
Ein Beitrag von Birgit Gawalleck (Waldorfcampus Aalen)
Ein wichtiger Aspekt der Waldorfschule ist der phänomenologische Unterricht, wie ihn die zweite Klasse in der Bienenepoche sehr anschaulich erleben durfte. Im Vordergrund stand die Beobachtung und die Betrachtung, die später im Epochenheft aus der Erinnerung beschrieben wurde.
Ein besonderes Erlebnis war ein Versuch mit Knetkugeln, der die Frage näher beleuchten sollte, wie die Bienen es schaffen, diese sechseckigen Waben zu bauen. Mit Feuereifer knetete dafür die Klasse „einigermaßen“ gleichmäßige Kugeln, die auf einem Brett möglichst eng zusammengelegt wurden. Bereits hier wurde eine große Spannung aufgebaut, die das Interesse wirklich aller Kinder weckte. Wozu kneten, wozu die Holzbretter?
Herr Fritzsche nahm nun ein zweites Holzbrett und deckte die Kugeln nicht nur ab, sondern zerdrückte sie mit viel Kraft. Ein kleines Blinzeln unter das Holzbrett verriet, dass noch ein bisschen mehr Kraft aufgewendet werden musste. Alle waren sehr erstaunt und gespannt, was nun passieren würde. Herr Fritzsche stand nun mit den Füßen auf dem Brett und zerdrückte die eben so mühevoll gerollten Kugeln! Die Überraschung kam beim Abheben des Brettes. Die Kugeln hatten sich in „Sechsecke“ verwandelt, die in ihrer Genauigkeit natürlich nur dem zuvor gerollten und gelegten Ausgangszustands entsprachen. Die Bienen vollbringen diese Leistung natürlich nicht mit Kraft, sondern mit Wärme...
Der unbekannte Wabenhonig
Um in den Genuss von Wabenhonig zu kommen, muss man einen Imker kennen oder selbst einer sein. Die zweite Klasse konnte miterleben, wie aus Waben Honig gepresst wurde. Auch diese Möglichkeit der Honiggewinnung ist vielen Menschen nicht bekannt, denn meist wird der Honig geschleudert und mit Zentrifugalkraft aus den Waben entnommen. Die Funktionsweise der Presse kannten die Zweitklässler schon von der Herstellung des Apfelsafts am letzten WOW-Day im Schulgarten.
Bereits das Tragen einer mit Honig gefüllten Wabe stellte manche Kinder vor eine Herausforderung. Sie war unglaublich schwer! Kaum zu glauben, dass aus einem solchen Rähmchen mehrere Gläser Honig gewonnen werden konnten. Zunächst wurde das Wachs von den Waben gekratzt und beiseite gelegt. Nun wurden die Waben samt Honig aus den Rähmchen geschnitten und in die Presse gegeben. Immer schwerer wurde das Zudrehen der Presse und langsam erschien der Honig unten am Rand. Der flüssige Honig wurde durch zwei Siebe gegossen und anschließend in kleine Gläschen gefüllt, die die Kinder stolz entgegennahmen.
Es wurde fleißig Honig geschleckt und so kam vielleicht nicht überall ein volles Gläschen mit nach Hause.