Buchprojekt „The Very Hungry Caterpillar“
Ein Beitrag von Silke Pier (Englischlehrerin in der Unter- und Mittelstufe der Freien Waldorfschule Köln)

Sobald das Alphabet eingeführt und sicher eingeübt ist, werden die ersten Wörter und dann auch längere Texte ins Heft geschrieben. Meist bieten sich die gesprochenen bekannten Verse und Gedichte an, zu denen dann noch schöne Bilder gemalt werden.
Ich arbeite mit der 3. Klasse meist nach den Weihnachtsferien an einem längeren Buchprojekt. Dazu eignet sich die Geschichte „The Very Hungry Caterpillar“ von Eric Carle sehr gut. Sie kann wunderbar gesprochen werden, weil sie sehr rhythmisch aufgebaut ist. Durch die Wiederholungen bei den Wochentagen lernen die Kinder die Geschichte schnell auswendig. Den meisten Kindern ist die Geschichte bekannt, so dass inhaltlich alles verstanden wird. Ich erzähle den Kindern die Geschichte zunächst anhand der Bilder ein paar Mal frei. Schon bei diesem ersten Schritt kann man einen Teil des Unterrichts dazu verwenden, in den Dialog zu kommen, Fragen zu den Bildern zu stellen und die Bilder beschreiben zu lassen. „What can you see in the picture? What did the caterpillar eat on Monday? Etc.“
Nach einiger Zeit steigen die ersten Kinder ein, die Geschichte mitzusprechen. Und dann geht es auch schon mit dem Buchprojekt los. Wir gestalten ein querformatiges Heft mit Blankoseiten und Zwischenblatt und schreiben die Geschichte selbst. Die Kinder bekommen ein Linienblatt und schreiben mit blauem Dickie, solange der Füller noch nicht eingeführt ist. Auf die linke Seite wird der Text geschrieben, auf die rechte Seite das passende Bild gemalt. Alle malen noch mit Wachsmalstiften, damit die Bilder groß und kraftvoll werden. Meist schreibe ich den Text an die Tafel und die Kinder schreiben konzentriert ab. Es ist eine gute Übung für das richtige und sorgfältige Abschreiben der fremden Wörter. Manche Kinder, die krankheitsbedingt fehlen oder ein langsameres Arbeitstempo haben, brauchen Unterstützung für das Nacharbeiten. Für diese Fälle habe ich Textkopien meines Heftes, das ich wie die Kinder in Schreibschrift geschrieben habe. Die Bilder male ich an der Tafel vor und diktiere dabei auf Englisch die Farben, die wir verwenden, und die Dinge, die wir malen.
Es entsteht bei dieser Arbeit eine Wortschatzerweiterung zu den Wortfeldern „Farben, Wochentage, Zahlen, Lebensmittel“. Die Wörter werden dann am Ende auch noch in verschiedenen Variationen ins Heft geschrieben und Bilder dazu gemalt, z.B. Zahlen bis 10 und Früchte „This is one apple. These are two pears. …These are six cherries. etc.“
Es ist gut, wenn es Variationen in der Stundengestaltung gibt, da sich die Arbeit an dem Buch über mehrere Stunden bzw. Wochen hinzieht und manche Kinder bei zu viel Eintönigkeit die Motivation und Lust an der Arbeit verlieren. Am Ende haben die Kinder eine Geschichte abgeschrieben und sie ansprechend gestaltet. Sie können stolz auf ihre Arbeit sein. Man kann die Arbeit – gesprochener Text und Bilder - auch gut mit der ganzen Klasse bei einer Schul- oder Monatsfeier präsentieren.
Thematisch passt die Geschichte der kleinen, hungrigen Raupe und ihrer wundersamen Verwandlung sehr gut zur Stimmung und Entwicklung des Kindes in der 3. Klasse. Im Laufe des Schuljahres verwandeln sich fast alle Kinder früher oder später auch. Sie gehen durch eine Entwicklungsphase, die in der Waldorfpädagogik „Rubikon“ genannt wird, und treten daraus mit neuem (Selbst-)Bewusstsein, größerer Distanz zur Umwelt und vielen Fragen an die Welt hervor. Von da an nimmt das ICH, die ureigene Persönlichkeit, mehr und mehr Gestalt an und entwickelt sich zu einer wunderschönen Individualität, so wie die Raupe sich zu einem wunderschönen Schmetterling verwandelt.
Natürlich gibt es auch andere Geschichten, die sich für ein Buchprojekt eignen. In einem Schuljahr habe ich z.B. „Noah’s Ark“ behandelt, was thematisch als Geschichte aus dem Alten Testament auch zum Erzählstoff der 3. Klasse passt. Eventuell müssen Texte umgeschrieben und vereinfacht werden. Ich habe es jedenfalls als wohltuend und beruhigend für die Kinder empfunden, nicht in jeder Stunde etwas Neues zu machen, sondern über einen längeren Zeitraum an einem Text und einem Thema zu arbeiten.
Hier einige Heftbeispiele:























