Erste Erlebnisberichte verfassen

Ein Beitrag von Franka Paul

Die Sachkundeepochen in der 3. Klasse eignen sich gut, um mit ersten Erlebnisberichten zu beginnen. Meine Schülerinnen und Schüler sind mit den Buchstaben jetzt so vertraut, dass sie recht flüssig schreiben können. Auch im Schreiben nach Gehör sind die meisten sicher und die besonderen Laute des Deutschen (au, eu, nk, ng, sch, st usw.) haben wir geübt. 

Ich habe mit den Kindern noch keine Aufsatzkunde gemacht. Ein systematischer Aufbau von Texten mit Anfangssatz, Schlusssatz und Adverben wie „zunächst", „danach", „schließlich" usw. werden wir erst später im Schuljahr besprechen. Den waldorfpädagogischen Grundsatz „über das tätige Erleben zum Verstehen" halte ich auch an dieser Stelle für sinnvoll. 

Und tatsächlich machen die Kinder vieles intiutiv richtig. Wenn sie genügend Möglichkeiten haben, zu erleben, was ein interessanter und lebendiger Erlebnisbericht ist, orientieren sie sich gerne daran. Vorbilder sind dabei zum einen die von mir verfassten Erlebnisberichte. Aber auch die guten Texte von einzelnen Schülerinnen und Schülern, die vorgelesen werden, wirken anregend. 

Dadurch, dass die Kinder noch keine konkreten Vorgaben bekommen, was die Inhalte und die Form ihres Erlebnisberichtes anbelangt, entstehen sehr unterschiedliche Texte, in denen das individuelle Erleben des einzelnen Kindes sichtbar wird. Auch in der Länge der Texte sind die Kinder noch frei und schreiben je nach Können kürzere oder längere Berichte. Diese Heterogenität in der Klasse ist nicht nur für mich als Lehrerin interessant zu erleben, sondern auch bei den Kindern kann das Gefühl entstehen, dass unterschiedliche Ansätze und Fähigkeiten innerhalb einer Gruppe das Lernen lebendig machen.  

Ins Epochenheft wurden zunächst nur meine Texte geschrieben. Die Erlebnisberichte der Schüler standen im Übheft und wurden vorgelesen. Als der letzte Erlebnisbericht der Epoche anstand, sagte ich den Kindern im Voraus, dass der nächste Bericht für das Epochenheft sei. Das war für viele Kinder ein Ansporn, besonders sorgfältig zu formulieren und nichts Wichtiges zu vergessen. Nachdem ich die Texte auf Rechtschreibung durchgesehen hatte, trug jedes Kind seinen Bericht ins Epochenheft ein. Hier ein paar Beispiele:

„Heute sind wir wieder auf dem Acker gewesen und wir haben geeggt und gesät und auf dem Hinweg ist die Emma hingefallen." (Jonas)

„Heute waren wir eggen und ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie eine Egge aussieht. Nach dem Eggen war die Erde gleichmäßig krümelig. Wir banden uns ein Tuch um, aus dem wir die Körner auf den Acker warfen. Dann legten wir noch ein Vogelnetz drauf." (Enno)

„Wir haben geeggt und gesät. Und wir haben in einem Teich mehrere Molche gesehen. Und nach dem Vesper durfte jedes Kind einen Apfel ernten." (Anna)

„Die Egge ist ein Kasten mit Streben, aufrecht und waagerecht. Sie hat kleine Stangen, die unten spitz sind und an jedem Kreuz befestigt sind. Wir haben damit geeggt und danach noch gesät." (Alina)

„Wir haben geeggt, weil sonst der Regen nur unten in den Furchen ist und die Erde oben trocken bleibt. Dann haben wir Frau S. auf der Egge gezogen und ein paar Kinder. Dann hat Herr B. uns gezeigt, wie man die Tücher anzieht. Dann haben wir unseren Säerspruch gesprochen und dann haben wir dazu gesät." (Lina)